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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Analytische Belege.

Diese drei Stoffe enthalten also die Producte der Me-
tamorphose der ganzen Galle, ihre Formeln drücken die An-
zahl der Elemente ihrer Bestandtheile aus. Keiner davon
ist in der Form, in der wir ihn gewinnen, fertig gebildet
in der Galle enthalten; ihre Elemente sind in einer andern
Weise mit einander verbunden wie in der Galle, allein die
Art, wie sie geordnet sind, hat auf die Festsetzung ihres re-
lativen Verhältnisses durch die Analyse nicht den geringsten
Einfluß. In der Formel selbst liegt demnach keine Hypo-
these, sie ist ein reiner Ausdruck der Analyse. Aus wieviel
verschiedenen Substanzen die Choleinsäure, Choloidinsäure
u. s. w. auch bestehen mag, die relative Anzahl ihrer Ele-
mente zusammengenommen wird durch die aufgefundene For-
mel ausgedrückt.

Die Untersuchung der Producte, welche aus der Galle
durch die Einwirkung der Luft und chemischer Agentien her-
vorgebracht werden, können für pathologische Zustände von
Wichtigkeit werden, allein bis auf das allgemeine Verhalten
der Galle ist die Kenntniß dieser Producte dem Physiologen
völlig unnütz, es ist eine Last, die ihm das Voranschreiten
erschwert. Von keinem einzigen der 38 oder 40 Stoffe, in
die man die Galle zerlegt hat, läßt sich mit Gewißheit be-
haupten, daß er fertig gebildet darin enthalten ist, von den
meisten weiß man mit Bestimmtheit, daß sie Erzeugnisse der
Materien sind, die man darauf einwirken ließ.

Die Galle enthält Natron, allein sie ist eine Natronver-
bindung der merkwürdigsten Art; wenn wir ihre in Alkohol

Analytiſche Belege.

Dieſe drei Stoffe enthalten alſo die Producte der Me-
tamorphoſe der ganzen Galle, ihre Formeln drücken die An-
zahl der Elemente ihrer Beſtandtheile aus. Keiner davon
iſt in der Form, in der wir ihn gewinnen, fertig gebildet
in der Galle enthalten; ihre Elemente ſind in einer andern
Weiſe mit einander verbunden wie in der Galle, allein die
Art, wie ſie geordnet ſind, hat auf die Feſtſetzung ihres re-
lativen Verhältniſſes durch die Analyſe nicht den geringſten
Einfluß. In der Formel ſelbſt liegt demnach keine Hypo-
theſe, ſie iſt ein reiner Ausdruck der Analyſe. Aus wieviel
verſchiedenen Subſtanzen die Choleinſäure, Choloidinſäure
u. ſ. w. auch beſtehen mag, die relative Anzahl ihrer Ele-
mente zuſammengenommen wird durch die aufgefundene For-
mel ausgedrückt.

Die Unterſuchung der Producte, welche aus der Galle
durch die Einwirkung der Luft und chemiſcher Agentien her-
vorgebracht werden, können für pathologiſche Zuſtände von
Wichtigkeit werden, allein bis auf das allgemeine Verhalten
der Galle iſt die Kenntniß dieſer Producte dem Phyſiologen
völlig unnütz, es iſt eine Laſt, die ihm das Voranſchreiten
erſchwert. Von keinem einzigen der 38 oder 40 Stoffe, in
die man die Galle zerlegt hat, läßt ſich mit Gewißheit be-
haupten, daß er fertig gebildet darin enthalten iſt, von den
meiſten weiß man mit Beſtimmtheit, daß ſie Erzeugniſſe der
Materien ſind, die man darauf einwirken ließ.

Die Galle enthält Natron, allein ſie iſt eine Natronver-
bindung der merkwürdigſten Art; wenn wir ihre in Alkohol

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[327/0351] Analytiſche Belege. Dieſe drei Stoffe enthalten alſo die Producte der Me- tamorphoſe der ganzen Galle, ihre Formeln drücken die An- zahl der Elemente ihrer Beſtandtheile aus. Keiner davon iſt in der Form, in der wir ihn gewinnen, fertig gebildet in der Galle enthalten; ihre Elemente ſind in einer andern Weiſe mit einander verbunden wie in der Galle, allein die Art, wie ſie geordnet ſind, hat auf die Feſtſetzung ihres re- lativen Verhältniſſes durch die Analyſe nicht den geringſten Einfluß. In der Formel ſelbſt liegt demnach keine Hypo- theſe, ſie iſt ein reiner Ausdruck der Analyſe. Aus wieviel verſchiedenen Subſtanzen die Choleinſäure, Choloidinſäure u. ſ. w. auch beſtehen mag, die relative Anzahl ihrer Ele- mente zuſammengenommen wird durch die aufgefundene For- mel ausgedrückt. Die Unterſuchung der Producte, welche aus der Galle durch die Einwirkung der Luft und chemiſcher Agentien her- vorgebracht werden, können für pathologiſche Zuſtände von Wichtigkeit werden, allein bis auf das allgemeine Verhalten der Galle iſt die Kenntniß dieſer Producte dem Phyſiologen völlig unnütz, es iſt eine Laſt, die ihm das Voranſchreiten erſchwert. Von keinem einzigen der 38 oder 40 Stoffe, in die man die Galle zerlegt hat, läßt ſich mit Gewißheit be- haupten, daß er fertig gebildet darin enthalten iſt, von den meiſten weiß man mit Beſtimmtheit, daß ſie Erzeugniſſe der Materien ſind, die man darauf einwirken ließ. Die Galle enthält Natron, allein ſie iſt eine Natronver- bindung der merkwürdigſten Art; wenn wir ihre in Alkohol

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/351>, abgerufen am 23.11.2024.