Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

Analytische Belege.
war, denn 1170 Bienen wiegen im Herbste, wenn sie
noch nicht lange eingesessen haben, 8 Loth; mithin müßten
2765 Bienen etwa 18 Loth wiegen. Sie wogen aber 20 Loth
und hatten deßhalb 2 Loth Excremente bei sich, denn ihre
Honigblasen waren leer. Des Nachts verminderte sich das
Gewicht des Stöckchens gar nicht, weil der wenige Honig,
den die Bienen im Stöckchen hatten, und weil derselbe schon
die nöthige Consistenz erlangt hatte, keinen merkbaren Ver-
lust des Gewichts durch das Verdunsten erlitt und die Bie-
nen keine Excremente von sich geben konnten; daher geschah
die Verminderung des Gewichts nur jedesmal von des Mor-
gens bis zum Abend. Hatten nun die Bienen in den 7 Ta-
gen 7 Loth Honig zur Ernährung ihres Körpers bedurft, so
hatten sie zur Bildung von 11/4 Loth Wachs 27 Loth Ho-
nig verbraucht, und mithin sind zur Bildung eines Pfundes
Wachses an 20 Pfund Honig nöthig. Daher kommt es auch,
daß die stärksten Schwärme bei der ergiebigsten Honigerndte,
wo andere Stöcke, die nicht zu bauen brauchen, oft in einem
Tage 3--4 Pfunde zunehmen, fast gar nicht schwerer wer-
den, obschon ihre Thätigkeit ohne Grenzen ist; es wird al-
les Gewonnene zu Wachs verwendet. Es ist dieses ein
Wink für die Bienenhalter, den Wachsbau einzuschränken.
Cnauf empfahl dieses schon, obgleich ihm das eigentliche
Verhältniß unbekannt war. Von einem Loth Wachs können
die Bienen so viel Zellen bauen, daß sie darin 1 Pfund Ho-
nig aufbewahren können.

100 Wachsblättchen wiegen 0,024 Gramm, folglich ge-

Analytiſche Belege.
war, denn 1170 Bienen wiegen im Herbſte, wenn ſie
noch nicht lange eingeſeſſen haben, 8 Loth; mithin müßten
2765 Bienen etwa 18 Loth wiegen. Sie wogen aber 20 Loth
und hatten deßhalb 2 Loth Excremente bei ſich, denn ihre
Honigblaſen waren leer. Des Nachts verminderte ſich das
Gewicht des Stöckchens gar nicht, weil der wenige Honig,
den die Bienen im Stöckchen hatten, und weil derſelbe ſchon
die nöthige Conſiſtenz erlangt hatte, keinen merkbaren Ver-
luſt des Gewichts durch das Verdunſten erlitt und die Bie-
nen keine Excremente von ſich geben konnten; daher geſchah
die Verminderung des Gewichts nur jedesmal von des Mor-
gens bis zum Abend. Hatten nun die Bienen in den 7 Ta-
gen 7 Loth Honig zur Ernährung ihres Körpers bedurft, ſo
hatten ſie zur Bildung von 1¼ Loth Wachs 27 Loth Ho-
nig verbraucht, und mithin ſind zur Bildung eines Pfundes
Wachſes an 20 Pfund Honig nöthig. Daher kommt es auch,
daß die ſtärkſten Schwärme bei der ergiebigſten Honigerndte,
wo andere Stöcke, die nicht zu bauen brauchen, oft in einem
Tage 3—4 Pfunde zunehmen, faſt gar nicht ſchwerer wer-
den, obſchon ihre Thätigkeit ohne Grenzen iſt; es wird al-
les Gewonnene zu Wachs verwendet. Es iſt dieſes ein
Wink für die Bienenhalter, den Wachsbau einzuſchränken.
Cnauf empfahl dieſes ſchon, obgleich ihm das eigentliche
Verhältniß unbekannt war. Von einem Loth Wachs können
die Bienen ſo viel Zellen bauen, daß ſie darin 1 Pfund Ho-
nig aufbewahren können.

100 Wachsblättchen wiegen 0,024 Gramm, folglich ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0337" n="313"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Analyti&#x017F;che Belege</hi>.</fw><lb/>
war, denn 1170 Bienen wiegen im Herb&#x017F;te, wenn &#x017F;ie<lb/>
noch nicht lange einge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en haben, 8 Loth; mithin müßten<lb/>
2765 Bienen etwa 18 Loth wiegen. Sie wogen aber 20 Loth<lb/>
und hatten deßhalb 2 Loth Excremente bei &#x017F;ich, denn ihre<lb/>
Honigbla&#x017F;en waren leer. Des Nachts verminderte &#x017F;ich das<lb/>
Gewicht des Stöckchens gar nicht, weil der wenige Honig,<lb/>
den die Bienen im Stöckchen hatten, und weil der&#x017F;elbe &#x017F;chon<lb/>
die nöthige Con&#x017F;i&#x017F;tenz erlangt hatte, keinen merkbaren Ver-<lb/>
lu&#x017F;t des Gewichts durch das Verdun&#x017F;ten erlitt und die Bie-<lb/>
nen keine Excremente von &#x017F;ich geben konnten; daher ge&#x017F;chah<lb/>
die Verminderung des Gewichts nur jedesmal von des Mor-<lb/>
gens bis zum Abend. Hatten nun die Bienen in den 7 Ta-<lb/>
gen 7 Loth Honig zur Ernährung ihres Körpers bedurft, &#x017F;o<lb/>
hatten &#x017F;ie zur Bildung von 1¼ Loth Wachs 27 Loth Ho-<lb/>
nig verbraucht, und mithin &#x017F;ind zur Bildung eines Pfundes<lb/>
Wach&#x017F;es an 20 Pfund Honig nöthig. Daher kommt es auch,<lb/>
daß die &#x017F;tärk&#x017F;ten Schwärme bei der ergiebig&#x017F;ten Honigerndte,<lb/>
wo andere Stöcke, die nicht zu bauen brauchen, oft in einem<lb/>
Tage 3&#x2014;4 Pfunde zunehmen, fa&#x017F;t gar nicht &#x017F;chwerer wer-<lb/>
den, ob&#x017F;chon ihre Thätigkeit ohne Grenzen i&#x017F;t; es wird al-<lb/>
les Gewonnene zu Wachs verwendet. Es i&#x017F;t die&#x017F;es ein<lb/>
Wink für die Bienenhalter, den Wachsbau einzu&#x017F;chränken.<lb/><hi rendition="#g">Cnauf</hi> empfahl die&#x017F;es &#x017F;chon, obgleich ihm das eigentliche<lb/>
Verhältniß unbekannt war. Von einem Loth Wachs können<lb/>
die Bienen &#x017F;o viel Zellen bauen, daß &#x017F;ie darin 1 Pfund Ho-<lb/>
nig aufbewahren können.</p><lb/>
            <p>100 Wachsblättchen wiegen 0,024 Gramm, folglich ge-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[313/0337] Analytiſche Belege. war, denn 1170 Bienen wiegen im Herbſte, wenn ſie noch nicht lange eingeſeſſen haben, 8 Loth; mithin müßten 2765 Bienen etwa 18 Loth wiegen. Sie wogen aber 20 Loth und hatten deßhalb 2 Loth Excremente bei ſich, denn ihre Honigblaſen waren leer. Des Nachts verminderte ſich das Gewicht des Stöckchens gar nicht, weil der wenige Honig, den die Bienen im Stöckchen hatten, und weil derſelbe ſchon die nöthige Conſiſtenz erlangt hatte, keinen merkbaren Ver- luſt des Gewichts durch das Verdunſten erlitt und die Bie- nen keine Excremente von ſich geben konnten; daher geſchah die Verminderung des Gewichts nur jedesmal von des Mor- gens bis zum Abend. Hatten nun die Bienen in den 7 Ta- gen 7 Loth Honig zur Ernährung ihres Körpers bedurft, ſo hatten ſie zur Bildung von 1¼ Loth Wachs 27 Loth Ho- nig verbraucht, und mithin ſind zur Bildung eines Pfundes Wachſes an 20 Pfund Honig nöthig. Daher kommt es auch, daß die ſtärkſten Schwärme bei der ergiebigſten Honigerndte, wo andere Stöcke, die nicht zu bauen brauchen, oft in einem Tage 3—4 Pfunde zunehmen, faſt gar nicht ſchwerer wer- den, obſchon ihre Thätigkeit ohne Grenzen iſt; es wird al- les Gewonnene zu Wachs verwendet. Es iſt dieſes ein Wink für die Bienenhalter, den Wachsbau einzuſchränken. Cnauf empfahl dieſes ſchon, obgleich ihm das eigentliche Verhältniß unbekannt war. Von einem Loth Wachs können die Bienen ſo viel Zellen bauen, daß ſie darin 1 Pfund Ho- nig aufbewahren können. 100 Wachsblättchen wiegen 0,024 Gramm, folglich ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/337
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/337>, abgerufen am 25.11.2024.