Kohlensäure; diese Farbeänderung trifft die Blutkörperchen; es absorbirt eine Menge Gase, welche sich in der Blutflüs- sigkeit (ohne Blutkörperchen) nicht lösen; es ist klar, die Blutkörperchen haben das Vermögen, sich mit Gasen zu verbinden.
Die Blutkörperchen ändern ihre Farbe in verschiedenen Gasen; dieser Wechsel kann von zwei Ursachen, einer Ver- bindung oder einer Zersetzung herrühren.
Durch Schwefelwasserstoff werden sie schwarzgrün und zuletzt schwarz, die ursprüngliche rothe Farbe kann durch Contact mit Sauerstoffgas nicht wieder hervorgebracht wer- den; es ist offenbar hier eine Zersetzung vor sich gegangen.
Die durch Kohlensäure schwarzroth gewordenen Blutkör- perchen werden beim Contact mit Sauerstoff unter Abschei- dung von Kohlensäure wieder hochroth, ähnlich verhalten sie sich gegen Stickoxydulgas; es ist klar, daß sie keine Zerse- tzung erfahren hatten; sie besitzen also die Fähigkeit, eine Verbindung mit Gasen einzugehen, ihre Verbindung mit Kohlensäure wird durch Sauerstoff wieder aufge- hoben; sich selbst überlassen, wird außerhalb des Thierkör- pers die Sauerstoffverbindung wieder schwarzroth, ohne durch Sauerstoff wieder hochroth zu werden.
Die Blutkörperchen enthalten eine Eisenverbindung.
Aus dem nie fehlenden Eisengehalt des rothen Blutes muß geschlossen werden, daß er unbedingt für das animali- sche Leben nothwendig sei, und seitdem die Physiologie be- wiesen hat, daß die Blutkörperchen an dem Ernährungspro-
Die Bewegungserſcheinungen
Kohlenſäure; dieſe Farbeänderung trifft die Blutkörperchen; es abſorbirt eine Menge Gaſe, welche ſich in der Blutflüſ- ſigkeit (ohne Blutkörperchen) nicht löſen; es iſt klar, die Blutkörperchen haben das Vermögen, ſich mit Gaſen zu verbinden.
Die Blutkörperchen ändern ihre Farbe in verſchiedenen Gaſen; dieſer Wechſel kann von zwei Urſachen, einer Ver- bindung oder einer Zerſetzung herrühren.
Durch Schwefelwaſſerſtoff werden ſie ſchwarzgrün und zuletzt ſchwarz, die urſprüngliche rothe Farbe kann durch Contact mit Sauerſtoffgas nicht wieder hervorgebracht wer- den; es iſt offenbar hier eine Zerſetzung vor ſich gegangen.
Die durch Kohlenſäure ſchwarzroth gewordenen Blutkör- perchen werden beim Contact mit Sauerſtoff unter Abſchei- dung von Kohlenſäure wieder hochroth, ähnlich verhalten ſie ſich gegen Stickoxydulgas; es iſt klar, daß ſie keine Zerſe- tzung erfahren hatten; ſie beſitzen alſo die Fähigkeit, eine Verbindung mit Gaſen einzugehen, ihre Verbindung mit Kohlenſäure wird durch Sauerſtoff wieder aufge- hoben; ſich ſelbſt überlaſſen, wird außerhalb des Thierkör- pers die Sauerſtoffverbindung wieder ſchwarzroth, ohne durch Sauerſtoff wieder hochroth zu werden.
Die Blutkörperchen enthalten eine Eiſenverbindung.
Aus dem nie fehlenden Eiſengehalt des rothen Blutes muß geſchloſſen werden, daß er unbedingt für das animali- ſche Leben nothwendig ſei, und ſeitdem die Phyſiologie be- wieſen hat, daß die Blutkörperchen an dem Ernährungspro-
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Die Bewegungserſcheinungen
Kohlenſäure; dieſe Farbeänderung trifft die Blutkörperchen;
es abſorbirt eine Menge Gaſe, welche ſich in der Blutflüſ-
ſigkeit (ohne Blutkörperchen) nicht löſen; es iſt klar, die
Blutkörperchen haben das Vermögen, ſich mit
Gaſen zu verbinden.
Die Blutkörperchen ändern ihre Farbe in verſchiedenen
Gaſen; dieſer Wechſel kann von zwei Urſachen, einer Ver-
bindung oder einer Zerſetzung herrühren.
Durch Schwefelwaſſerſtoff werden ſie ſchwarzgrün und
zuletzt ſchwarz, die urſprüngliche rothe Farbe kann durch
Contact mit Sauerſtoffgas nicht wieder hervorgebracht wer-
den; es iſt offenbar hier eine Zerſetzung vor ſich gegangen.
Die durch Kohlenſäure ſchwarzroth gewordenen Blutkör-
perchen werden beim Contact mit Sauerſtoff unter Abſchei-
dung von Kohlenſäure wieder hochroth, ähnlich verhalten ſie
ſich gegen Stickoxydulgas; es iſt klar, daß ſie keine Zerſe-
tzung erfahren hatten; ſie beſitzen alſo die Fähigkeit, eine
Verbindung mit Gaſen einzugehen, ihre Verbindung mit
Kohlenſäure wird durch Sauerſtoff wieder aufge-
hoben; ſich ſelbſt überlaſſen, wird außerhalb des Thierkör-
pers die Sauerſtoffverbindung wieder ſchwarzroth, ohne durch
Sauerſtoff wieder hochroth zu werden.
Die Blutkörperchen enthalten eine Eiſenverbindung.
Aus dem nie fehlenden Eiſengehalt des rothen Blutes
muß geſchloſſen werden, daß er unbedingt für das animali-
ſche Leben nothwendig ſei, und ſeitdem die Phyſiologie be-
wieſen hat, daß die Blutkörperchen an dem Ernährungspro-
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/298>, abgerufen am 18.06.2024.
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