und bei Mangel an Nahrung müssen sich alle diese Verhält- nisse ändern.
Wenn wir einen Körpertheil mit Eis und Schnee um- geben, während die übrigen in ihrer gewöhnlichen Beschaf- fenheit bleiben, so tritt mehr oder weniger schnell in Folge der Entziehung von Wärme, ein rascherer Stoffwechsel an der abgekühlten Stelle ein.
Der Widerstand der belebten Körpertheile gegen die Ein- wirkung des Sauerstoffs an der abgekühlten Stelle ist klei- ner, als an allen übrigen Orten, was im Resultate ganz gleich ist einer Erhöhung des Widerstandes an diesen andern Orten.
Das Kraftmoment der Lebenskraft an den nicht abgekühl- ten Stellen wird nach wie vor zur mechanischen Bewegung verbraucht, allein die ganze Wirkung des eingeathmeten Sauer- stoffs wendet sich der abgekühlten Stelle zu.
Denken wir uns einen Cylinder von Eisen, in den wir Dampf unter einem gewissen Drucke einströmen lassen, so wird, wenn die Kraft, mit welcher die Theile des Eisens zu- sammenhängen, gleich ist der Kraft, welche sie zu tren- nen strebt, ein Gleichgewichtszustand eintreten, d. h. die ganze Wirkung des Dampfes wird durch den Widerstand aufgeho- ben. Wenn aber eine der Wände des Cylinders beweglich ist, ein Stempel z. B., dem Druck des Dampfes also einen geringeren Widerstand entgegensetzt, als die anderen Wände, so wird der ganze Druck in der Bewegung dieser einen Wand, in der Hebung des Stempels, verzehrt. Wenn wir nicht
Die Bewegungserſcheinungen
und bei Mangel an Nahrung müſſen ſich alle dieſe Verhält- niſſe ändern.
Wenn wir einen Körpertheil mit Eis und Schnee um- geben, während die übrigen in ihrer gewöhnlichen Beſchaf- fenheit bleiben, ſo tritt mehr oder weniger ſchnell in Folge der Entziehung von Wärme, ein raſcherer Stoffwechſel an der abgekühlten Stelle ein.
Der Widerſtand der belebten Körpertheile gegen die Ein- wirkung des Sauerſtoffs an der abgekühlten Stelle iſt klei- ner, als an allen übrigen Orten, was im Reſultate ganz gleich iſt einer Erhöhung des Widerſtandes an dieſen andern Orten.
Das Kraftmoment der Lebenskraft an den nicht abgekühl- ten Stellen wird nach wie vor zur mechaniſchen Bewegung verbraucht, allein die ganze Wirkung des eingeathmeten Sauer- ſtoffs wendet ſich der abgekühlten Stelle zu.
Denken wir uns einen Cylinder von Eiſen, in den wir Dampf unter einem gewiſſen Drucke einſtrömen laſſen, ſo wird, wenn die Kraft, mit welcher die Theile des Eiſens zu- ſammenhängen, gleich iſt der Kraft, welche ſie zu tren- nen ſtrebt, ein Gleichgewichtszuſtand eintreten, d. h. die ganze Wirkung des Dampfes wird durch den Widerſtand aufgeho- ben. Wenn aber eine der Wände des Cylinders beweglich iſt, ein Stempel z. B., dem Druck des Dampfes alſo einen geringeren Widerſtand entgegenſetzt, als die anderen Wände, ſo wird der ganze Druck in der Bewegung dieſer einen Wand, in der Hebung des Stempels, verzehrt. Wenn wir nicht
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Die Bewegungserſcheinungen
und bei Mangel an Nahrung müſſen ſich alle dieſe Verhält-
niſſe ändern.
Wenn wir einen Körpertheil mit Eis und Schnee um-
geben, während die übrigen in ihrer gewöhnlichen Beſchaf-
fenheit bleiben, ſo tritt mehr oder weniger ſchnell in Folge
der Entziehung von Wärme, ein raſcherer Stoffwechſel an
der abgekühlten Stelle ein.
Der Widerſtand der belebten Körpertheile gegen die Ein-
wirkung des Sauerſtoffs an der abgekühlten Stelle iſt klei-
ner, als an allen übrigen Orten, was im Reſultate ganz
gleich iſt einer Erhöhung des Widerſtandes an dieſen andern
Orten.
Das Kraftmoment der Lebenskraft an den nicht abgekühl-
ten Stellen wird nach wie vor zur mechaniſchen Bewegung
verbraucht, allein die ganze Wirkung des eingeathmeten Sauer-
ſtoffs wendet ſich der abgekühlten Stelle zu.
Denken wir uns einen Cylinder von Eiſen, in den wir
Dampf unter einem gewiſſen Drucke einſtrömen laſſen, ſo
wird, wenn die Kraft, mit welcher die Theile des Eiſens zu-
ſammenhängen, gleich iſt der Kraft, welche ſie zu tren-
nen ſtrebt, ein Gleichgewichtszuſtand eintreten, d. h. die ganze
Wirkung des Dampfes wird durch den Widerſtand aufgeho-
ben. Wenn aber eine der Wände des Cylinders beweglich
iſt, ein Stempel z. B., dem Druck des Dampfes alſo einen
geringeren Widerſtand entgegenſetzt, als die anderen Wände,
ſo wird der ganze Druck in der Bewegung dieſer einen Wand,
in der Hebung des Stempels, verzehrt. Wenn wir nicht
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/282>, abgerufen am 16.02.2025.
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