nicht ändern kann, wenn die Menge des eingeathmeten Sauer- stoffs mit dem Wärmeverlust durch äußere Abkühlung in gradem Verhältniß zunimmt.
Zwei Individuen von gleichem Gewichte, welche unglei- chen Kältegraden ausgesetzt sind, verlieren in einer gegebenen Zeit, nach Außen hin, eine ungleiche Menge Wärme. Die Erfahrung lehrt, daß sie, wenn die ihnen eigenthümliche Temperatur und ihr ursprüngliches Gewicht sich nicht än- dern soll, einer ungleichen Menge Speise bedürfen; in der niedrigern Temperatur mehr Speise wie in der höhern.
Das Gleichbleiben des Gewichts bei ungleicher Quanti- tät genossener Nahrung setzt, wie sich von selbst versteht, voraus, daß in derselben Zeit eine der Temperatur propor- tionale Menge Sauerstoff aufgenommen worden ist, in der niedern Temperatur mehr wie in der höhern.
Wir finden, daß das Gewicht beider Individuen nach 24 Stunden gleich ist dem ursprünglichen Gewichte; an- genommen, daß die Nahrung zu Blut wird, daß das Blut zur Ernährung gedient hat, so ist klar, daß mit der Wiederkehr des ursprünglichen Gewichtes ein den Be- standtheilen der Speise gleiches Gewicht von den Bestand- theilen des Körpers seinen Zustand des Lebens verloren und mit dem Sauerstoff verbunden wieder ausgetreten ist.
Das eine Individuum, was bei dem höhern Kältegrade mehr Speise zu sich nahm, hat auch mehr Sauerstoff aufge- nommen, es ist eine größere Menge seiner Körpertheile mit diesem Sauerstoff ausgetreten und in Folge der Verbindung
Die Bewegungserſcheinungen
nicht ändern kann, wenn die Menge des eingeathmeten Sauer- ſtoffs mit dem Wärmeverluſt durch äußere Abkühlung in gradem Verhältniß zunimmt.
Zwei Individuen von gleichem Gewichte, welche unglei- chen Kältegraden ausgeſetzt ſind, verlieren in einer gegebenen Zeit, nach Außen hin, eine ungleiche Menge Wärme. Die Erfahrung lehrt, daß ſie, wenn die ihnen eigenthümliche Temperatur und ihr urſprüngliches Gewicht ſich nicht än- dern ſoll, einer ungleichen Menge Speiſe bedürfen; in der niedrigern Temperatur mehr Speiſe wie in der höhern.
Das Gleichbleiben des Gewichts bei ungleicher Quanti- tät genoſſener Nahrung ſetzt, wie ſich von ſelbſt verſteht, voraus, daß in derſelben Zeit eine der Temperatur propor- tionale Menge Sauerſtoff aufgenommen worden iſt, in der niedern Temperatur mehr wie in der höhern.
Wir finden, daß das Gewicht beider Individuen nach 24 Stunden gleich iſt dem urſprünglichen Gewichte; an- genommen, daß die Nahrung zu Blut wird, daß das Blut zur Ernährung gedient hat, ſo iſt klar, daß mit der Wiederkehr des urſprünglichen Gewichtes ein den Be- ſtandtheilen der Speiſe gleiches Gewicht von den Beſtand- theilen des Körpers ſeinen Zuſtand des Lebens verloren und mit dem Sauerſtoff verbunden wieder ausgetreten iſt.
Das eine Individuum, was bei dem höhern Kältegrade mehr Speiſe zu ſich nahm, hat auch mehr Sauerſtoff aufge- nommen, es iſt eine größere Menge ſeiner Körpertheile mit dieſem Sauerſtoff ausgetreten und in Folge der Verbindung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0264"n="240"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Die Bewegungserſcheinungen</hi></fw><lb/>
nicht ändern kann, wenn die Menge des eingeathmeten Sauer-<lb/>ſtoffs mit dem Wärmeverluſt durch äußere Abkühlung in<lb/>
gradem Verhältniß zunimmt.</p><lb/><p>Zwei Individuen von gleichem Gewichte, welche unglei-<lb/>
chen Kältegraden ausgeſetzt ſind, verlieren in einer gegebenen<lb/>
Zeit, nach Außen hin, eine ungleiche Menge Wärme. Die<lb/>
Erfahrung lehrt, daß ſie, wenn die ihnen eigenthümliche<lb/>
Temperatur und ihr urſprüngliches Gewicht ſich nicht än-<lb/>
dern ſoll, einer ungleichen Menge Speiſe bedürfen; in der<lb/>
niedrigern Temperatur mehr Speiſe wie in der höhern.</p><lb/><p>Das Gleichbleiben des Gewichts bei ungleicher Quanti-<lb/>
tät genoſſener Nahrung ſetzt, wie ſich von ſelbſt verſteht,<lb/>
voraus, daß in derſelben Zeit eine der Temperatur propor-<lb/>
tionale Menge Sauerſtoff aufgenommen worden iſt, in der<lb/>
niedern Temperatur mehr wie in der höhern.</p><lb/><p>Wir finden, daß das Gewicht beider Individuen nach<lb/>
24 Stunden gleich iſt dem urſprünglichen Gewichte; an-<lb/>
genommen, daß die Nahrung zu Blut wird, daß das Blut<lb/>
zur Ernährung gedient hat, ſo iſt klar, daß mit der<lb/>
Wiederkehr des urſprünglichen Gewichtes ein den Be-<lb/>ſtandtheilen der Speiſe gleiches Gewicht von den Beſtand-<lb/>
theilen des Körpers ſeinen Zuſtand des Lebens verloren und<lb/>
mit dem Sauerſtoff verbunden wieder ausgetreten iſt.</p><lb/><p>Das eine Individuum, was bei dem höhern Kältegrade<lb/>
mehr Speiſe zu ſich nahm, hat auch mehr Sauerſtoff aufge-<lb/>
nommen, es iſt eine größere Menge ſeiner Körpertheile mit<lb/>
dieſem Sauerſtoff ausgetreten und in Folge der Verbindung<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[240/0264]
Die Bewegungserſcheinungen
nicht ändern kann, wenn die Menge des eingeathmeten Sauer-
ſtoffs mit dem Wärmeverluſt durch äußere Abkühlung in
gradem Verhältniß zunimmt.
Zwei Individuen von gleichem Gewichte, welche unglei-
chen Kältegraden ausgeſetzt ſind, verlieren in einer gegebenen
Zeit, nach Außen hin, eine ungleiche Menge Wärme. Die
Erfahrung lehrt, daß ſie, wenn die ihnen eigenthümliche
Temperatur und ihr urſprüngliches Gewicht ſich nicht än-
dern ſoll, einer ungleichen Menge Speiſe bedürfen; in der
niedrigern Temperatur mehr Speiſe wie in der höhern.
Das Gleichbleiben des Gewichts bei ungleicher Quanti-
tät genoſſener Nahrung ſetzt, wie ſich von ſelbſt verſteht,
voraus, daß in derſelben Zeit eine der Temperatur propor-
tionale Menge Sauerſtoff aufgenommen worden iſt, in der
niedern Temperatur mehr wie in der höhern.
Wir finden, daß das Gewicht beider Individuen nach
24 Stunden gleich iſt dem urſprünglichen Gewichte; an-
genommen, daß die Nahrung zu Blut wird, daß das Blut
zur Ernährung gedient hat, ſo iſt klar, daß mit der
Wiederkehr des urſprünglichen Gewichtes ein den Be-
ſtandtheilen der Speiſe gleiches Gewicht von den Beſtand-
theilen des Körpers ſeinen Zuſtand des Lebens verloren und
mit dem Sauerſtoff verbunden wieder ausgetreten iſt.
Das eine Individuum, was bei dem höhern Kältegrade
mehr Speiſe zu ſich nahm, hat auch mehr Sauerſtoff aufge-
nommen, es iſt eine größere Menge ſeiner Körpertheile mit
dieſem Sauerſtoff ausgetreten und in Folge der Verbindung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/264>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.