Lebenskraft), die sich mit ihm zu verbinden vermögen, aus- geglichen, oder das Organ setzt ihr (der Action des Sauer- stoffs) die Producte von anderen Organen, oder gewisse Stoffe entgegen, welche aus den Bestandtheilen der Nah- rung, in Folge der vitalen Thätigkeit gewisser Apparate entstanden sind.
Nur das Muskularsystem producirt in diesem Sinne, in sich selbst, einen Widerstand gegen die chemische Action des Sauer- stoffs und gleicht sie vollständig aus.
Die Substanz der Zellen, Membranen und Häute, deren kleinste Theilchen sich nicht im unmittelbaren Contact mit arteriellem Blut (mit Sauerstoff) befinden, ist nicht zum Stoffwechsel bestimmt. Welche Art von Veränderungen sie auch im Lebensprocesse erleiden mag, sie treffen unter allen Umständen nur ihre Oberfläche.
Die Leimgebilde, Schleimhäute, Sehnen etc. sind nicht zur Hervorbringung von mechanischer Kraft bestimmt, sie enthalten in ihrer Substanz keine Leiter der mechanischen Effecte. Das Muskularsystem ist mit zahllosen Nerven durch- webt. Die Substanz des Uterus ist von der übrigen Mus- kelsubstanz chemisch, in keiner Weise verschieden, allein sie ist nicht zum Stoffwechsel, zur Krafterzeugung bestimmt, sie enthält keine Ableiter der bewegenden Kraft.
Den Membranen, Schleimhäuten und Zellen geht das Vermögen, sich bei Gegenwart von Feuchtigkeit mit Sauer- stoff zu verbinden, keineswegs ab, wir wissen, daß sie im feuchten Zustande mit Sauerstoff nicht in Berührung
im Thierorganismus.
Lebenskraft), die ſich mit ihm zu verbinden vermögen, aus- geglichen, oder das Organ ſetzt ihr (der Action des Sauer- ſtoffs) die Producte von anderen Organen, oder gewiſſe Stoffe entgegen, welche aus den Beſtandtheilen der Nah- rung, in Folge der vitalen Thätigkeit gewiſſer Apparate entſtanden ſind.
Nur das Muskularſyſtem producirt in dieſem Sinne, in ſich ſelbſt, einen Widerſtand gegen die chemiſche Action des Sauer- ſtoffs und gleicht ſie vollſtändig aus.
Die Subſtanz der Zellen, Membranen und Häute, deren kleinſte Theilchen ſich nicht im unmittelbaren Contact mit arteriellem Blut (mit Sauerſtoff) befinden, iſt nicht zum Stoffwechſel beſtimmt. Welche Art von Veränderungen ſie auch im Lebensproceſſe erleiden mag, ſie treffen unter allen Umſtänden nur ihre Oberfläche.
Die Leimgebilde, Schleimhäute, Sehnen ꝛc. ſind nicht zur Hervorbringung von mechaniſcher Kraft beſtimmt, ſie enthalten in ihrer Subſtanz keine Leiter der mechaniſchen Effecte. Das Muskularſyſtem iſt mit zahlloſen Nerven durch- webt. Die Subſtanz des Uterus iſt von der übrigen Mus- kelſubſtanz chemiſch, in keiner Weiſe verſchieden, allein ſie iſt nicht zum Stoffwechſel, zur Krafterzeugung beſtimmt, ſie enthält keine Ableiter der bewegenden Kraft.
Den Membranen, Schleimhäuten und Zellen geht das Vermögen, ſich bei Gegenwart von Feuchtigkeit mit Sauer- ſtoff zu verbinden, keineswegs ab, wir wiſſen, daß ſie im feuchten Zuſtande mit Sauerſtoff nicht in Berührung
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im Thierorganismus.
Lebenskraft), die ſich mit ihm zu verbinden vermögen, aus-
geglichen, oder das Organ ſetzt ihr (der Action des Sauer-
ſtoffs) die Producte von anderen Organen, oder gewiſſe
Stoffe entgegen, welche aus den Beſtandtheilen der Nah-
rung, in Folge der vitalen Thätigkeit gewiſſer Apparate
entſtanden ſind.
Nur das Muskularſyſtem producirt in dieſem Sinne, in ſich
ſelbſt, einen Widerſtand gegen die chemiſche Action des Sauer-
ſtoffs und gleicht ſie vollſtändig aus.
Die Subſtanz der Zellen, Membranen und Häute, deren
kleinſte Theilchen ſich nicht im unmittelbaren Contact mit
arteriellem Blut (mit Sauerſtoff) befinden, iſt nicht zum
Stoffwechſel beſtimmt. Welche Art von Veränderungen ſie
auch im Lebensproceſſe erleiden mag, ſie treffen unter allen
Umſtänden nur ihre Oberfläche.
Die Leimgebilde, Schleimhäute, Sehnen ꝛc. ſind nicht
zur Hervorbringung von mechaniſcher Kraft beſtimmt, ſie
enthalten in ihrer Subſtanz keine Leiter der mechaniſchen
Effecte. Das Muskularſyſtem iſt mit zahlloſen Nerven durch-
webt. Die Subſtanz des Uterus iſt von der übrigen Mus-
kelſubſtanz chemiſch, in keiner Weiſe verſchieden, allein ſie iſt
nicht zum Stoffwechſel, zur Krafterzeugung beſtimmt, ſie
enthält keine Ableiter der bewegenden Kraft.
Den Membranen, Schleimhäuten und Zellen geht das
Vermögen, ſich bei Gegenwart von Feuchtigkeit mit Sauer-
ſtoff zu verbinden, keineswegs ab, wir wiſſen, daß ſie
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/253>, abgerufen am 16.06.2024.
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