Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.Der chemische Proceß der jetzt noch niemals weder eine Spur Amylon noch Zuckeraufgefunden worden ist, selbst nicht bei Thieren, die man ausschließlich mit diesen Materien zu ernähren versuchte. Diesen Materien kann man demnach, da sie in dem arteriel- len Blute fehlen, keinen Antheil an dem Ernährungsprocesse zuschreiben, und das Erscheinen von Zucker im Harne Dia- betischer, von Zucker, welcher, nach allen Beobachtungen, von der Nahrung stammt, sowie die völlige Abwesenheit dieses Zuckers in dem Blute der an dieser Krankheit Leidenden, beweis't offenbar, daß Amylon und Zucker als solche in die Blutcirculation nicht aufgenommen werden. 72. Ueber die Anwesenheit gewisser Bestandtheile der Galle 73. Der größte Theil der Galle entsteht nach dem Vor- Der chemiſche Proceß der jetzt noch niemals weder eine Spur Amylon noch Zuckeraufgefunden worden iſt, ſelbſt nicht bei Thieren, die man ausſchließlich mit dieſen Materien zu ernähren verſuchte. Dieſen Materien kann man demnach, da ſie in dem arteriel- len Blute fehlen, keinen Antheil an dem Ernährungsproceſſe zuſchreiben, und das Erſcheinen von Zucker im Harne Dia- betiſcher, von Zucker, welcher, nach allen Beobachtungen, von der Nahrung ſtammt, ſowie die völlige Abweſenheit dieſes Zuckers in dem Blute der an dieſer Krankheit Leidenden, beweiſ’t offenbar, daß Amylon und Zucker als ſolche in die Blutcirculation nicht aufgenommen werden. 72. Ueber die Anweſenheit gewiſſer Beſtandtheile der Galle 73. Der größte Theil der Galle entſteht nach dem Vor- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0196" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der chemiſche Proceß der</hi></fw><lb/> jetzt noch niemals weder eine Spur Amylon noch Zucker<lb/> aufgefunden worden iſt, ſelbſt nicht bei Thieren, die man<lb/> ausſchließlich mit dieſen Materien zu ernähren verſuchte.<lb/> Dieſen Materien kann man demnach, da ſie in dem arteriel-<lb/> len Blute fehlen, keinen Antheil an dem Ernährungsproceſſe<lb/> zuſchreiben, und das Erſcheinen von Zucker im Harne Dia-<lb/> betiſcher, von Zucker, welcher, nach allen Beobachtungen, von<lb/> der Nahrung ſtammt, ſowie die völlige Abweſenheit dieſes<lb/> Zuckers in dem Blute der an dieſer Krankheit Leidenden,<lb/> beweiſ’t offenbar, daß Amylon und Zucker als ſolche in die<lb/> Blutcirculation nicht aufgenommen werden.</p><lb/> <p>72. Ueber die Anweſenheit gewiſſer Beſtandtheile der Galle<lb/> im Blute des geſunden Menſchen findet man in den Schrif-<lb/> ten der Phyſiologen viele Belege, wiewohl ſie quantitativ<lb/> ſchwerlich beſtimmbar darin iſt; denken wir uns in der That,<lb/> daß in einer Minute zehn Pfund Blut (120 Unzen) durch<lb/> die Leber gehen und von dieſem Blute 2 Tropfen Galle (zu<lb/> drei Gran den Tropfen) abgeſondert würden, ſo macht dies<lb/> 1/9600 von dem Gewichte der Blutmaſſe aus, ein Gehalt, der<lb/> durch die Analyſe nicht mehr feſtgeſtellt werden kann.</p><lb/> <p>73. Der größte Theil der Galle entſteht nach dem Vor-<lb/> hergehenden in dem Körper der Gras- und Körner-freſſenden<lb/> Thiere, ſowie in dem des Menſchen, der an gemiſchte Nah-<lb/> rung gewöhnt iſt, aus den Beſtandtheilen ſeiner ſtickſtoff-<lb/> freien Nahrungsmittel; ihre Bildung kann aber nicht gedacht<lb/> werden, ohne ein Hinzutreten eines ſtickſtoffhaltigen Körpers,<lb/> denn die Galle iſt eine Stickſtoffverbindung. Alle bis<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0196]
Der chemiſche Proceß der
jetzt noch niemals weder eine Spur Amylon noch Zucker
aufgefunden worden iſt, ſelbſt nicht bei Thieren, die man
ausſchließlich mit dieſen Materien zu ernähren verſuchte.
Dieſen Materien kann man demnach, da ſie in dem arteriel-
len Blute fehlen, keinen Antheil an dem Ernährungsproceſſe
zuſchreiben, und das Erſcheinen von Zucker im Harne Dia-
betiſcher, von Zucker, welcher, nach allen Beobachtungen, von
der Nahrung ſtammt, ſowie die völlige Abweſenheit dieſes
Zuckers in dem Blute der an dieſer Krankheit Leidenden,
beweiſ’t offenbar, daß Amylon und Zucker als ſolche in die
Blutcirculation nicht aufgenommen werden.
72. Ueber die Anweſenheit gewiſſer Beſtandtheile der Galle
im Blute des geſunden Menſchen findet man in den Schrif-
ten der Phyſiologen viele Belege, wiewohl ſie quantitativ
ſchwerlich beſtimmbar darin iſt; denken wir uns in der That,
daß in einer Minute zehn Pfund Blut (120 Unzen) durch
die Leber gehen und von dieſem Blute 2 Tropfen Galle (zu
drei Gran den Tropfen) abgeſondert würden, ſo macht dies
1/9600 von dem Gewichte der Blutmaſſe aus, ein Gehalt, der
durch die Analyſe nicht mehr feſtgeſtellt werden kann.
73. Der größte Theil der Galle entſteht nach dem Vor-
hergehenden in dem Körper der Gras- und Körner-freſſenden
Thiere, ſowie in dem des Menſchen, der an gemiſchte Nah-
rung gewöhnt iſt, aus den Beſtandtheilen ſeiner ſtickſtoff-
freien Nahrungsmittel; ihre Bildung kann aber nicht gedacht
werden, ohne ein Hinzutreten eines ſtickſtoffhaltigen Körpers,
denn die Galle iſt eine Stickſtoffverbindung. Alle bis
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