Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.Umsetzung der Gebilde. selbst, nicht das geringste Hinderniß im Wege. Es ist inder That schwer zu glauben, daß die Saug- und Lymphge- gefäße ein besonderes Bestreben haben, Luft, Stickgas, Was- serstoffgas etc. aufzusaugen und dem Blute zuzuführen, da die Eingeweide, der Magen, alle Räume, die nicht mit festen oder flüssigen Stoffen ausgefüllt sind, Gase enthalten, die nur bei einer gewissen Volumsvergrößerung ihren Platz ver- lassen, die also nicht aufgesaugt werden. Von dem Stickgas im besondern, mit dem sich das Blut bei seinem Durchgange durch die Lunge, wie eine jede andere Flüssigkeit sättigt, d. h. von dem es so viel aufnimmt, als seinem Auflösungsvermö- gen entspricht, muß angenommen werden, daß es nicht durch den Kreislauf des Blutes, sondern auf einem directeren Wege wieder aus dem Magen tritt. Durch die Athembewegungen werden alle Gase, welche die leeren Räume ausfüllen, nach der Brusthöhle hingetrieben, indem durch die Bewegung des Zwergfelles und die Erweiterung der Brusthöhle ein luft- verdünnter Raum entsteht, in dessen Folge, durch den atmo- sphärischen Luftdruck, Luft von allen Seiten her in die Lun- gen eingetrieben wird; es findet freilich das Maximum der Ausgleichung durch die Luftröhre statt, aber auch von Innen her müssen alle Gase eine Bewegung nach der Brusthöhle und Lunge hin empfangen. Bei den Vögeln und Schild- kröten ist dieses Verhältniß umgekehrt. Wenn wir annehmen, daß ein Mensch in einer Minute nur 1/8 Kubikzoll Luft mit dem Speichel seinem Magen zuführt, so macht dies in 18 Stun- den 135 Kubikzoll aus, wenn wir den fünften Theil davon Umſetzung der Gebilde. ſelbſt, nicht das geringſte Hinderniß im Wege. Es iſt inder That ſchwer zu glauben, daß die Saug- und Lymphge- gefäße ein beſonderes Beſtreben haben, Luft, Stickgas, Waſ- ſerſtoffgas ꝛc. aufzuſaugen und dem Blute zuzuführen, da die Eingeweide, der Magen, alle Räume, die nicht mit feſten oder flüſſigen Stoffen ausgefüllt ſind, Gaſe enthalten, die nur bei einer gewiſſen Volumsvergrößerung ihren Platz ver- laſſen, die alſo nicht aufgeſaugt werden. Von dem Stickgas im beſondern, mit dem ſich das Blut bei ſeinem Durchgange durch die Lunge, wie eine jede andere Flüſſigkeit ſättigt, d. h. von dem es ſo viel aufnimmt, als ſeinem Auflöſungsvermö- gen entſpricht, muß angenommen werden, daß es nicht durch den Kreislauf des Blutes, ſondern auf einem directeren Wege wieder aus dem Magen tritt. Durch die Athembewegungen werden alle Gaſe, welche die leeren Räume ausfüllen, nach der Bruſthöhle hingetrieben, indem durch die Bewegung des Zwergfelles und die Erweiterung der Bruſthöhle ein luft- verdünnter Raum entſteht, in deſſen Folge, durch den atmo- ſphäriſchen Luftdruck, Luft von allen Seiten her in die Lun- gen eingetrieben wird; es findet freilich das Maximum der Ausgleichung durch die Luftröhre ſtatt, aber auch von Innen her müſſen alle Gaſe eine Bewegung nach der Bruſthöhle und Lunge hin empfangen. Bei den Vögeln und Schild- kröten iſt dieſes Verhältniß umgekehrt. Wenn wir annehmen, daß ein Menſch in einer Minute nur ⅛ Kubikzoll Luft mit dem Speichel ſeinem Magen zuführt, ſo macht dies in 18 Stun- den 135 Kubikzoll aus, wenn wir den fünften Theil davon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0143" n="119"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Umſetzung der Gebilde.</hi></fw><lb/> ſelbſt, nicht das geringſte Hinderniß im Wege. 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Umſetzung der Gebilde.
ſelbſt, nicht das geringſte Hinderniß im Wege. Es iſt in
der That ſchwer zu glauben, daß die Saug- und Lymphge-
gefäße ein beſonderes Beſtreben haben, Luft, Stickgas, Waſ-
ſerſtoffgas ꝛc. aufzuſaugen und dem Blute zuzuführen, da
die Eingeweide, der Magen, alle Räume, die nicht mit feſten
oder flüſſigen Stoffen ausgefüllt ſind, Gaſe enthalten, die
nur bei einer gewiſſen Volumsvergrößerung ihren Platz ver-
laſſen, die alſo nicht aufgeſaugt werden. Von dem Stickgas
im beſondern, mit dem ſich das Blut bei ſeinem Durchgange
durch die Lunge, wie eine jede andere Flüſſigkeit ſättigt, d. h.
von dem es ſo viel aufnimmt, als ſeinem Auflöſungsvermö-
gen entſpricht, muß angenommen werden, daß es nicht durch
den Kreislauf des Blutes, ſondern auf einem directeren Wege
wieder aus dem Magen tritt. Durch die Athembewegungen
werden alle Gaſe, welche die leeren Räume ausfüllen, nach der
Bruſthöhle hingetrieben, indem durch die Bewegung des
Zwergfelles und die Erweiterung der Bruſthöhle ein luft-
verdünnter Raum entſteht, in deſſen Folge, durch den atmo-
ſphäriſchen Luftdruck, Luft von allen Seiten her in die Lun-
gen eingetrieben wird; es findet freilich das Maximum der
Ausgleichung durch die Luftröhre ſtatt, aber auch von Innen
her müſſen alle Gaſe eine Bewegung nach der Bruſthöhle
und Lunge hin empfangen. Bei den Vögeln und Schild-
kröten iſt dieſes Verhältniß umgekehrt. Wenn wir annehmen,
daß ein Menſch in einer Minute nur ⅛ Kubikzoll Luft mit
dem Speichel ſeinem Magen zuführt, ſo macht dies in 18 Stun-
den 135 Kubikzoll aus, wenn wir den fünften Theil davon
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