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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Der Ursprung und die Assimilation des Stickstoffs.
als hinreichend, um die einzelnen Milliarden der lebenden Ge-
schöpfe mit Stickstoff zu versehen.

Aus der Tension des Wasserdampfes bei 15° (6,98 Par.
Linien) und aus dem bekannten specifischen Gewichte desselben
bei 0° ergiebt sich, daß bei 15° und 28" Barometerstand
1 Cubicmeter = 64 Cubicfuß (hess.) Wasserdampf von 15° enthal-
ten sind in 487 Cubicmeter = 31,168 Cubicfuß Luft. Diese
64 Cubicfuß Wasserdampf wiegen 0,767 Grammen oder 1 Lb
16,8 Loth.

Wenn wir nun annehmen, daß die bei 15° völlig mit
Feuchtigkeit gesättigte Luft alles Wasser, was sie in Gas-
gestalt enthält, tropfbarflüssig in der Form von Regen fallen
läßt, so bekommen wir 1 Lb Regenwasser aus 20800 Cubic-
fuß Luft.

Mit diesem einem Pfunde Regenwasser muß die ganze
Quantität des in der Form von Gas, in 20800 Cubicfuß Luft
enthaltenen Ammoniaks, der Erde wieder zugeführt werden.
Nehmen wir nun an, daß diese 20800 Cubicfuß Luft nur ei-
nen einzigen Gran Ammoniak enthalten, so enthalten 10 Cu-
biczoll Luft, die wir der Analyse unterwerfen, 0,00000048
Gran Ammoniak; diese außerordentlich geringe Quantität ist
absolut unbestimmbar in der Luft, durch die feinsten und besten
Eudiometer, ihre Bestimmung fiele in die Beobachtungsfehler
selbst dann noch, wenn sie zehntausendmal mehr betrüge.

Aber in dem Pfunde Regenwasser, was den ganzen Am-
moniakgehalt von 20800 Cubikfuß Luft enthält, muß sie be-
stimmbar sein; es ist klar, daß wenn dieses eine Pfund nur
1/4 Gran Ammoniak enthält, daß jährlich in den 2,500,000 Lb
Regenwasser, die durchschnittlich auf 2500 #Meter Land fal-
len, nahe an 80 Lb Ammoniak und damit 65 Lb reiner Stick-
stoff zugeführt werden. Dieß ist bei weitem mehr als 2650 Lb

Der Urſprung und die Aſſimilation des Stickſtoffs.
als hinreichend, um die einzelnen Milliarden der lebenden Ge-
ſchöpfe mit Stickſtoff zu verſehen.

Aus der Tenſion des Waſſerdampfes bei 15° (6,98 Par.
Linien) und aus dem bekannten ſpecifiſchen Gewichte deſſelben
bei 0° ergiebt ſich, daß bei 15° und 28″ Barometerſtand
1 Cubicmeter = 64 Cubicfuß (heſſ.) Waſſerdampf von 15° enthal-
ten ſind in 487 Cubicmeter = 31,168 Cubicfuß Luft. Dieſe
64 Cubicfuß Waſſerdampf wiegen 0,767 Grammen oder 1 ℔
16,8 Loth.

Wenn wir nun annehmen, daß die bei 15° völlig mit
Feuchtigkeit geſättigte Luft alles Waſſer, was ſie in Gas-
geſtalt enthält, tropfbarflüſſig in der Form von Regen fallen
läßt, ſo bekommen wir 1 ℔ Regenwaſſer aus 20800 Cubic-
fuß Luft.

Mit dieſem einem Pfunde Regenwaſſer muß die ganze
Quantität des in der Form von Gas, in 20800 Cubicfuß Luft
enthaltenen Ammoniaks, der Erde wieder zugeführt werden.
Nehmen wir nun an, daß dieſe 20800 Cubicfuß Luft nur ei-
nen einzigen Gran Ammoniak enthalten, ſo enthalten 10 Cu-
biczoll Luft, die wir der Analyſe unterwerfen, 0,00000048
Gran Ammoniak; dieſe außerordentlich geringe Quantität iſt
abſolut unbeſtimmbar in der Luft, durch die feinſten und beſten
Eudiometer, ihre Beſtimmung fiele in die Beobachtungsfehler
ſelbſt dann noch, wenn ſie zehntauſendmal mehr betrüge.

Aber in dem Pfunde Regenwaſſer, was den ganzen Am-
moniakgehalt von 20800 Cubikfuß Luft enthält, muß ſie be-
ſtimmbar ſein; es iſt klar, daß wenn dieſes eine Pfund nur
¼ Gran Ammoniak enthält, daß jährlich in den 2,500,000 ℔
Regenwaſſer, die durchſchnittlich auf 2500 □Meter Land fal-
len, nahe an 80 ℔ Ammoniak und damit 65 ℔ reiner Stick-
ſtoff zugeführt werden. Dieß iſt bei weitem mehr als 2650 ℔

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[69/0087] Der Urſprung und die Aſſimilation des Stickſtoffs. als hinreichend, um die einzelnen Milliarden der lebenden Ge- ſchöpfe mit Stickſtoff zu verſehen. Aus der Tenſion des Waſſerdampfes bei 15° (6,98 Par. Linien) und aus dem bekannten ſpecifiſchen Gewichte deſſelben bei 0° ergiebt ſich, daß bei 15° und 28″ Barometerſtand 1 Cubicmeter = 64 Cubicfuß (heſſ.) Waſſerdampf von 15° enthal- ten ſind in 487 Cubicmeter = 31,168 Cubicfuß Luft. Dieſe 64 Cubicfuß Waſſerdampf wiegen 0,767 Grammen oder 1 ℔ 16,8 Loth. Wenn wir nun annehmen, daß die bei 15° völlig mit Feuchtigkeit geſättigte Luft alles Waſſer, was ſie in Gas- geſtalt enthält, tropfbarflüſſig in der Form von Regen fallen läßt, ſo bekommen wir 1 ℔ Regenwaſſer aus 20800 Cubic- fuß Luft. Mit dieſem einem Pfunde Regenwaſſer muß die ganze Quantität des in der Form von Gas, in 20800 Cubicfuß Luft enthaltenen Ammoniaks, der Erde wieder zugeführt werden. Nehmen wir nun an, daß dieſe 20800 Cubicfuß Luft nur ei- nen einzigen Gran Ammoniak enthalten, ſo enthalten 10 Cu- biczoll Luft, die wir der Analyſe unterwerfen, 0,00000048 Gran Ammoniak; dieſe außerordentlich geringe Quantität iſt abſolut unbeſtimmbar in der Luft, durch die feinſten und beſten Eudiometer, ihre Beſtimmung fiele in die Beobachtungsfehler ſelbſt dann noch, wenn ſie zehntauſendmal mehr betrüge. Aber in dem Pfunde Regenwaſſer, was den ganzen Am- moniakgehalt von 20800 Cubikfuß Luft enthält, muß ſie be- ſtimmbar ſein; es iſt klar, daß wenn dieſes eine Pfund nur ¼ Gran Ammoniak enthält, daß jährlich in den 2,500,000 ℔ Regenwaſſer, die durchſchnittlich auf 2500 □Meter Land fal- len, nahe an 80 ℔ Ammoniak und damit 65 ℔ reiner Stick- ſtoff zugeführt werden. Dieß iſt bei weitem mehr als 2650 ℔

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/87>, abgerufen am 25.11.2024.