stellt, daß von den Meisten die Verbesserung der Luft durch die Pflanzen geläugnet wird?
Diese Zweifel sind hervorgegangen aus dem Verhalten der Pflanzen bei Abwesenheit des Lichtes, nemlich in der Nacht.
An die Versuche von Ingenhouß knüpfen sich zum großen Theil die Zweifel, welche der Ansicht entgegengestellt werden, daß die Pflanzen die Luft verbessern. Seine Beobachtung, daß die grünen Pflanzen im Dunklen Kohlensäure aushauchen, haben de Saussure und Grischow zu Versuchen geführt, aus denen sich herausgestellt hat, daß sie in der That Sauerstoff im Dunklen einsaugen und dafür Kohlensäure aushauchen, und daß sich die Luft, in welcher die Pflanzen im Dunkeln vege- tiren, im Volumen vermindert; es ist hieraus klar, daß die Menge des absorbirten Sauerstoffgases größer ist, als das Volumen der abgeschiedenen Kohlensäure -- es hätte sonst keine Luftver- minderung stattfinden können. Diese Thatsache kann nicht in Zweifel gezogen werden, allein die Interpretationen, die man ihr unterlegt hat, sind so vollkommen falsch, daß nur die gänzliche Nichtbeachtung und Unkenntniß der chemischen Be- ziehungen einer Pflanze zu der Atmosphäre, die sie umgiebt, erklärt, wie man zu diesen Ansichten gelangen konnte.
Es ist bekannt, daß der indifferente Stickstoff, das Wasser- stoffgas, daß eine Menge anderer Gase eine eigenthümliche, meist schädliche Wirkung auf die lebenden Pflanzen ausüben. Ist es nun denkbar, daß eins der kräftigsten Agentien, der Sauerstoff, wirkungslos auf eine Pflanze bliebe, sobald sie sich in dem Zustande des Lebens befindet, wo einer ihrer eigen- thümlichen Assimilationsprocesse aufgehört hat?
Man weiß, daß mit der Abwesenheit des Lichtes die Zer- setzung der Kohlensäure ihre Grenze findet. Mit der Nacht beginnt ein rein chemischer Proceß, in Folge der Wechselwir-
Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.
ſtellt, daß von den Meiſten die Verbeſſerung der Luft durch die Pflanzen geläugnet wird?
Dieſe Zweifel ſind hervorgegangen aus dem Verhalten der Pflanzen bei Abweſenheit des Lichtes, nemlich in der Nacht.
An die Verſuche von Ingenhouß knüpfen ſich zum großen Theil die Zweifel, welche der Anſicht entgegengeſtellt werden, daß die Pflanzen die Luft verbeſſern. Seine Beobachtung, daß die grünen Pflanzen im Dunklen Kohlenſäure aushauchen, haben de Sauſſure und Grischow zu Verſuchen geführt, aus denen ſich herausgeſtellt hat, daß ſie in der That Sauerſtoff im Dunklen einſaugen und dafür Kohlenſäure aushauchen, und daß ſich die Luft, in welcher die Pflanzen im Dunkeln vege- tiren, im Volumen vermindert; es iſt hieraus klar, daß die Menge des abſorbirten Sauerſtoffgaſes größer iſt, als das Volumen der abgeſchiedenen Kohlenſäure — es hätte ſonſt keine Luftver- minderung ſtattfinden können. Dieſe Thatſache kann nicht in Zweifel gezogen werden, allein die Interpretationen, die man ihr unterlegt hat, ſind ſo vollkommen falſch, daß nur die gänzliche Nichtbeachtung und Unkenntniß der chemiſchen Be- ziehungen einer Pflanze zu der Atmoſphäre, die ſie umgiebt, erklärt, wie man zu dieſen Anſichten gelangen konnte.
Es iſt bekannt, daß der indifferente Stickſtoff, das Waſſer- ſtoffgas, daß eine Menge anderer Gaſe eine eigenthümliche, meiſt ſchädliche Wirkung auf die lebenden Pflanzen ausüben. Iſt es nun denkbar, daß eins der kräftigſten Agentien, der Sauerſtoff, wirkungslos auf eine Pflanze bliebe, ſobald ſie ſich in dem Zuſtande des Lebens befindet, wo einer ihrer eigen- thümlichen Aſſimilationsproceſſe aufgehört hat?
Man weiß, daß mit der Abweſenheit des Lichtes die Zer- ſetzung der Kohlenſäure ihre Grenze findet. Mit der Nacht beginnt ein rein chemiſcher Proceß, in Folge der Wechſelwir-
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Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.
ſtellt, daß von den Meiſten die Verbeſſerung der Luft durch
die Pflanzen geläugnet wird?
Dieſe Zweifel ſind hervorgegangen aus dem Verhalten der
Pflanzen bei Abweſenheit des Lichtes, nemlich in der Nacht.
An die Verſuche von Ingenhouß knüpfen ſich zum großen
Theil die Zweifel, welche der Anſicht entgegengeſtellt werden,
daß die Pflanzen die Luft verbeſſern. Seine Beobachtung,
daß die grünen Pflanzen im Dunklen Kohlenſäure aushauchen,
haben de Sauſſure und Grischow zu Verſuchen geführt, aus
denen ſich herausgeſtellt hat, daß ſie in der That Sauerſtoff
im Dunklen einſaugen und dafür Kohlenſäure aushauchen,
und daß ſich die Luft, in welcher die Pflanzen im Dunkeln vege-
tiren, im Volumen vermindert; es iſt hieraus klar, daß die Menge
des abſorbirten Sauerſtoffgaſes größer iſt, als das Volumen
der abgeſchiedenen Kohlenſäure — es hätte ſonſt keine Luftver-
minderung ſtattfinden können. Dieſe Thatſache kann nicht in
Zweifel gezogen werden, allein die Interpretationen, die man
ihr unterlegt hat, ſind ſo vollkommen falſch, daß nur die
gänzliche Nichtbeachtung und Unkenntniß der chemiſchen Be-
ziehungen einer Pflanze zu der Atmoſphäre, die ſie umgiebt,
erklärt, wie man zu dieſen Anſichten gelangen konnte.
Es iſt bekannt, daß der indifferente Stickſtoff, das Waſſer-
ſtoffgas, daß eine Menge anderer Gaſe eine eigenthümliche,
meiſt ſchädliche Wirkung auf die lebenden Pflanzen ausüben.
Iſt es nun denkbar, daß eins der kräftigſten Agentien, der
Sauerſtoff, wirkungslos auf eine Pflanze bliebe, ſobald ſie ſich
in dem Zuſtande des Lebens befindet, wo einer ihrer eigen-
thümlichen Aſſimilationsproceſſe aufgehört hat?
Man weiß, daß mit der Abweſenheit des Lichtes die Zer-
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/43>, abgerufen am 22.07.2024.
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