Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Die Assimilation des Kohlenstoffs. stellt, daß von den Meisten die Verbesserung der Luft durchdie Pflanzen geläugnet wird? Diese Zweifel sind hervorgegangen aus dem Verhalten der An die Versuche von Ingenhouß knüpfen sich zum großen Es ist bekannt, daß der indifferente Stickstoff, das Wasser- Man weiß, daß mit der Abwesenheit des Lichtes die Zer- Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs. ſtellt, daß von den Meiſten die Verbeſſerung der Luft durchdie Pflanzen geläugnet wird? Dieſe Zweifel ſind hervorgegangen aus dem Verhalten der An die Verſuche von Ingenhouß knüpfen ſich zum großen Es iſt bekannt, daß der indifferente Stickſtoff, das Waſſer- Man weiß, daß mit der Abweſenheit des Lichtes die Zer- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="25"/><fw place="top" type="header">Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.</fw><lb/> ſtellt, daß von den Meiſten die Verbeſſerung der Luft durch<lb/> die Pflanzen geläugnet wird?</p><lb/> <p>Dieſe Zweifel ſind hervorgegangen aus dem Verhalten der<lb/> Pflanzen bei Abweſenheit des Lichtes, nemlich in der Nacht.</p><lb/> <p>An die Verſuche von <hi rendition="#g">Ingenhouß</hi> knüpfen ſich zum großen<lb/> Theil die Zweifel, welche der Anſicht entgegengeſtellt werden,<lb/> daß die Pflanzen die Luft verbeſſern. Seine Beobachtung,<lb/> daß die grünen Pflanzen im Dunklen Kohlenſäure aushauchen,<lb/> haben <hi rendition="#g">de Sauſſure</hi> und <hi rendition="#g">Grischow</hi> zu Verſuchen geführt, aus<lb/> denen ſich herausgeſtellt hat, daß ſie in der That Sauerſtoff<lb/> im Dunklen einſaugen und dafür Kohlenſäure aushauchen,<lb/> und daß ſich die Luft, in welcher die Pflanzen im Dunkeln vege-<lb/> tiren, im Volumen vermindert; es iſt hieraus klar, daß die Menge<lb/> des abſorbirten Sauerſtoffgaſes größer iſt, als das Volumen<lb/> der abgeſchiedenen Kohlenſäure — es hätte ſonſt keine Luftver-<lb/> minderung ſtattfinden können. Dieſe Thatſache kann nicht in<lb/> Zweifel gezogen werden, allein die Interpretationen, die man<lb/> ihr unterlegt hat, ſind ſo vollkommen falſch, daß nur die<lb/> gänzliche Nichtbeachtung und Unkenntniß der chemiſchen Be-<lb/> ziehungen einer Pflanze zu der Atmoſphäre, die ſie umgiebt,<lb/> erklärt, wie man zu dieſen Anſichten gelangen konnte.</p><lb/> <p>Es iſt bekannt, daß der indifferente Stickſtoff, das Waſſer-<lb/> ſtoffgas, daß eine Menge anderer Gaſe eine eigenthümliche,<lb/> meiſt ſchädliche Wirkung auf die lebenden Pflanzen ausüben.<lb/> Iſt es nun denkbar, daß eins der kräftigſten Agentien, der<lb/> Sauerſtoff, wirkungslos auf eine Pflanze bliebe, ſobald ſie ſich<lb/> in dem Zuſtande des Lebens befindet, wo einer ihrer eigen-<lb/> thümlichen Aſſimilationsproceſſe aufgehört hat?</p><lb/> <p>Man weiß, daß mit der Abweſenheit des Lichtes die Zer-<lb/> ſetzung der Kohlenſäure ihre Grenze findet. Mit der Nacht<lb/> beginnt ein rein chemiſcher Proceß, in Folge der Wechſelwir-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0043]
Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.
ſtellt, daß von den Meiſten die Verbeſſerung der Luft durch
die Pflanzen geläugnet wird?
Dieſe Zweifel ſind hervorgegangen aus dem Verhalten der
Pflanzen bei Abweſenheit des Lichtes, nemlich in der Nacht.
An die Verſuche von Ingenhouß knüpfen ſich zum großen
Theil die Zweifel, welche der Anſicht entgegengeſtellt werden,
daß die Pflanzen die Luft verbeſſern. Seine Beobachtung,
daß die grünen Pflanzen im Dunklen Kohlenſäure aushauchen,
haben de Sauſſure und Grischow zu Verſuchen geführt, aus
denen ſich herausgeſtellt hat, daß ſie in der That Sauerſtoff
im Dunklen einſaugen und dafür Kohlenſäure aushauchen,
und daß ſich die Luft, in welcher die Pflanzen im Dunkeln vege-
tiren, im Volumen vermindert; es iſt hieraus klar, daß die Menge
des abſorbirten Sauerſtoffgaſes größer iſt, als das Volumen
der abgeſchiedenen Kohlenſäure — es hätte ſonſt keine Luftver-
minderung ſtattfinden können. Dieſe Thatſache kann nicht in
Zweifel gezogen werden, allein die Interpretationen, die man
ihr unterlegt hat, ſind ſo vollkommen falſch, daß nur die
gänzliche Nichtbeachtung und Unkenntniß der chemiſchen Be-
ziehungen einer Pflanze zu der Atmoſphäre, die ſie umgiebt,
erklärt, wie man zu dieſen Anſichten gelangen konnte.
Es iſt bekannt, daß der indifferente Stickſtoff, das Waſſer-
ſtoffgas, daß eine Menge anderer Gaſe eine eigenthümliche,
meiſt ſchädliche Wirkung auf die lebenden Pflanzen ausüben.
Iſt es nun denkbar, daß eins der kräftigſten Agentien, der
Sauerſtoff, wirkungslos auf eine Pflanze bliebe, ſobald ſie ſich
in dem Zuſtande des Lebens befindet, wo einer ihrer eigen-
thümlichen Aſſimilationsproceſſe aufgehört hat?
Man weiß, daß mit der Abweſenheit des Lichtes die Zer-
ſetzung der Kohlenſäure ihre Grenze findet. Mit der Nacht
beginnt ein rein chemiſcher Proceß, in Folge der Wechſelwir-
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