benutzt. So sagt z. B. Peter Frauenfelder zu Großsachsen, Amts Weinheim *):
"Ich erinnere mich, daß vor 20 Jahren dahier ein gewisser Peter Müller obiges Dungmittel in hiesigen Weinbergen an- gewendet und über 30 Jahre fortgesetzt hat. Derselbe zerschnitt die abgeschnittenen Rebhölzer in handlange Stücke und ließ sie fallen, dann wurden sie beim Hacken untergebracht. Seine Weinberge befanden sich immer in einem kräftigen Zustande, und man spricht heutzutage noch davon, daß der alte Müller keinen Dung in seine Weinberge brachte und diese doch so gut im Stande waren."
Ferner der Wingertsmann W. Ruf zu Schriesheim:
"Seit 10 Jahren konnte ich keinen Dung in meinen Wein- berg thun, weil ich arm bin und keinen kaufen konnte. Zu Grunde wollte ich meinen Weinberg auch nicht gehen lassen, da er meine einzige Nahrungsquelle in meinem Alter ist; da ging ich oft betrübt in demselben auf und ab und wußte mir nicht zu helfen. Endlich bemerkte ich, durch die größte Noth aufmerksam gemacht, daß von einigen Rebenhaufen, die im Pfade liegen geblieben sind, das Gras größer und master war als an den Orten, wo keine Reben lagen; ich dachte näher nach und sagte endlich zu mir selbst: Könnt ihr Reben ma- chen, daß das Gras um euch herum größer, stärker und grü- ner wird, so könnt ihr auch machen, daß die Stöcke und Re- ben in meinem armen, magern Wingert besser wachsen, stärker und grüner werden.
Ich zog meinen Weinberg so tief zu, als wenn ich Dung hineinthun wollte, fing an zu schneiden, schnitt die abgeworfe- nen Reben noch zwei- auch dreimal durch, legte sie in die ge-
*) Badisches landw. Wochenblatt 1834. S. 52 u. 79.
Nachträge.
benutzt. So ſagt z. B. Peter Frauenfelder zu Großſachſen, Amts Weinheim *):
»Ich erinnere mich, daß vor 20 Jahren dahier ein gewiſſer Peter Müller obiges Dungmittel in hieſigen Weinbergen an- gewendet und über 30 Jahre fortgeſetzt hat. Derſelbe zerſchnitt die abgeſchnittenen Rebhölzer in handlange Stücke und ließ ſie fallen, dann wurden ſie beim Hacken untergebracht. Seine Weinberge befanden ſich immer in einem kräftigen Zuſtande, und man ſpricht heutzutage noch davon, daß der alte Müller keinen Dung in ſeine Weinberge brachte und dieſe doch ſo gut im Stande waren.«
Ferner der Wingertsmann W. Ruf zu Schriesheim:
»Seit 10 Jahren konnte ich keinen Dung in meinen Wein- berg thun, weil ich arm bin und keinen kaufen konnte. Zu Grunde wollte ich meinen Weinberg auch nicht gehen laſſen, da er meine einzige Nahrungsquelle in meinem Alter iſt; da ging ich oft betrübt in demſelben auf und ab und wußte mir nicht zu helfen. Endlich bemerkte ich, durch die größte Noth aufmerkſam gemacht, daß von einigen Rebenhaufen, die im Pfade liegen geblieben ſind, das Gras größer und maſter war als an den Orten, wo keine Reben lagen; ich dachte näher nach und ſagte endlich zu mir ſelbſt: Könnt ihr Reben ma- chen, daß das Gras um euch herum größer, ſtärker und grü- ner wird, ſo könnt ihr auch machen, daß die Stöcke und Re- ben in meinem armen, magern Wingert beſſer wachſen, ſtärker und grüner werden.
Ich zog meinen Weinberg ſo tief zu, als wenn ich Dung hineinthun wollte, fing an zu ſchneiden, ſchnitt die abgeworfe- nen Reben noch zwei- auch dreimal durch, legte ſie in die ge-
*) Badiſches landw. Wochenblatt 1834. S. 52 u. 79.
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Nachträge.
benutzt. So ſagt z. B. Peter Frauenfelder zu Großſachſen,
Amts Weinheim *):
»Ich erinnere mich, daß vor 20 Jahren dahier ein gewiſſer
Peter Müller obiges Dungmittel in hieſigen Weinbergen an-
gewendet und über 30 Jahre fortgeſetzt hat. Derſelbe zerſchnitt
die abgeſchnittenen Rebhölzer in handlange Stücke und ließ ſie
fallen, dann wurden ſie beim Hacken untergebracht. Seine
Weinberge befanden ſich immer in einem kräftigen Zuſtande,
und man ſpricht heutzutage noch davon, daß der alte Müller
keinen Dung in ſeine Weinberge brachte und dieſe doch ſo gut
im Stande waren.«
Ferner der Wingertsmann W. Ruf zu Schriesheim:
»Seit 10 Jahren konnte ich keinen Dung in meinen Wein-
berg thun, weil ich arm bin und keinen kaufen konnte. Zu
Grunde wollte ich meinen Weinberg auch nicht gehen laſſen,
da er meine einzige Nahrungsquelle in meinem Alter iſt; da
ging ich oft betrübt in demſelben auf und ab und wußte mir
nicht zu helfen. Endlich bemerkte ich, durch die größte Noth
aufmerkſam gemacht, daß von einigen Rebenhaufen, die im
Pfade liegen geblieben ſind, das Gras größer und maſter war
als an den Orten, wo keine Reben lagen; ich dachte näher
nach und ſagte endlich zu mir ſelbſt: Könnt ihr Reben ma-
chen, daß das Gras um euch herum größer, ſtärker und grü-
ner wird, ſo könnt ihr auch machen, daß die Stöcke und Re-
ben in meinem armen, magern Wingert beſſer wachſen, ſtärker
und grüner werden.
Ich zog meinen Weinberg ſo tief zu, als wenn ich Dung
hineinthun wollte, fing an zu ſchneiden, ſchnitt die abgeworfe-
nen Reben noch zwei- auch dreimal durch, legte ſie in die ge-
*) Badiſches landw. Wochenblatt 1834. S. 52 u. 79.
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/369>, abgerufen am 22.07.2024.
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