starken Salzauflösungen durchdrungen zu werden, nur bei einem gewissen Grade der Verbindung mit Wasser werden sie davon aufgenommen.
Eine trockne Blase bleibt in gesättigten Lösungen von Koch- salz, Salpeter, Blutlaugensalz, Schwefelcyankalium, Bittersalz, Chlorkalium, Glaubersalz, mehr oder weniger trocken, diese Flüssigkeiten fließen davon ab, wie Wasser von einer mit Fett bestrichenen Glasplatte.
Bestreuen wir frisches Fleisch mit Kochsalz, so schwimmt nach 24 Stunden das Fleisch in einer Salzlake, obwohl kein Tropfen Wasser zugesetzt wurde.
Dieses Wasser stammt von der Muskelfaser, dem Zellge- webe her; mit Kochsalz zusammengebracht, bildet sich an den Berührungsflächen eine mehr oder weniger concentrirte Salz- auflösung, das Salz verbindet sich mit dem eingeschlossenen Wasser und letzteres verliert hierdurch seine Fähigkeit, thierische Theile zu durchdringen, es trennt sich von dem Fleische; es bleibt in diesem nur Wasser von einem bestimmten, verhältniß- mäßig kleinen Salzgehalte zurück, in einem Grade der Ver- dünnung, in welchem es absorbirbar ist von thierischen Theilen.
Im gewöhnlichen Leben benutzt man diese Eigenschaft, um den Wassergehalt von Theilen von Thieren, ähnlich wie durch Austrocknen, auf eine Quantität zurückzuführen, wo er auf- hört, eine Bedingung zur Fäulniß abzugeben. Nur bei einem gewissen Wassergehalte können sie in Fäulniß übergehen.
Der Alkohol verhält sich in dieser physikalischen Eigen- schaft ganz ähnlich den Mineralsalzen, er ist unfähig, thierische Substanzen zu befeuchten d. h. zu durchdringen, und er entzieht deshalb den wasserhaltigen das Wasser, zu dem er Verwandt- schaft besitzt.
Bringen wir Salzlösungen in den Magen, so werden sie
Gift, Contagien, Miasmen.
ſtarken Salzauflöſungen durchdrungen zu werden, nur bei einem gewiſſen Grade der Verbindung mit Waſſer werden ſie davon aufgenommen.
Eine trockne Blaſe bleibt in geſättigten Löſungen von Koch- ſalz, Salpeter, Blutlaugenſalz, Schwefelcyankalium, Bitterſalz, Chlorkalium, Glauberſalz, mehr oder weniger trocken, dieſe Flüſſigkeiten fließen davon ab, wie Waſſer von einer mit Fett beſtrichenen Glasplatte.
Beſtreuen wir friſches Fleiſch mit Kochſalz, ſo ſchwimmt nach 24 Stunden das Fleiſch in einer Salzlake, obwohl kein Tropfen Waſſer zugeſetzt wurde.
Dieſes Waſſer ſtammt von der Muskelfaſer, dem Zellge- webe her; mit Kochſalz zuſammengebracht, bildet ſich an den Berührungsflächen eine mehr oder weniger concentrirte Salz- auflöſung, das Salz verbindet ſich mit dem eingeſchloſſenen Waſſer und letzteres verliert hierdurch ſeine Fähigkeit, thieriſche Theile zu durchdringen, es trennt ſich von dem Fleiſche; es bleibt in dieſem nur Waſſer von einem beſtimmten, verhältniß- mäßig kleinen Salzgehalte zurück, in einem Grade der Ver- dünnung, in welchem es abſorbirbar iſt von thieriſchen Theilen.
Im gewöhnlichen Leben benutzt man dieſe Eigenſchaft, um den Waſſergehalt von Theilen von Thieren, ähnlich wie durch Austrocknen, auf eine Quantität zurückzuführen, wo er auf- hört, eine Bedingung zur Fäulniß abzugeben. Nur bei einem gewiſſen Waſſergehalte können ſie in Fäulniß übergehen.
Der Alkohol verhält ſich in dieſer phyſikaliſchen Eigen- ſchaft ganz ähnlich den Mineralſalzen, er iſt unfähig, thieriſche Subſtanzen zu befeuchten d. h. zu durchdringen, und er entzieht deshalb den waſſerhaltigen das Waſſer, zu dem er Verwandt- ſchaft beſitzt.
Bringen wir Salzlöſungen in den Magen, ſo werden ſie
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Gift, Contagien, Miasmen.
ſtarken Salzauflöſungen durchdrungen zu werden, nur bei einem
gewiſſen Grade der Verbindung mit Waſſer werden ſie davon
aufgenommen.
Eine trockne Blaſe bleibt in geſättigten Löſungen von Koch-
ſalz, Salpeter, Blutlaugenſalz, Schwefelcyankalium, Bitterſalz,
Chlorkalium, Glauberſalz, mehr oder weniger trocken, dieſe
Flüſſigkeiten fließen davon ab, wie Waſſer von einer mit Fett
beſtrichenen Glasplatte.
Beſtreuen wir friſches Fleiſch mit Kochſalz, ſo ſchwimmt
nach 24 Stunden das Fleiſch in einer Salzlake, obwohl kein
Tropfen Waſſer zugeſetzt wurde.
Dieſes Waſſer ſtammt von der Muskelfaſer, dem Zellge-
webe her; mit Kochſalz zuſammengebracht, bildet ſich an den
Berührungsflächen eine mehr oder weniger concentrirte Salz-
auflöſung, das Salz verbindet ſich mit dem eingeſchloſſenen
Waſſer und letzteres verliert hierdurch ſeine Fähigkeit, thieriſche
Theile zu durchdringen, es trennt ſich von dem Fleiſche; es
bleibt in dieſem nur Waſſer von einem beſtimmten, verhältniß-
mäßig kleinen Salzgehalte zurück, in einem Grade der Ver-
dünnung, in welchem es abſorbirbar iſt von thieriſchen Theilen.
Im gewöhnlichen Leben benutzt man dieſe Eigenſchaft, um
den Waſſergehalt von Theilen von Thieren, ähnlich wie durch
Austrocknen, auf eine Quantität zurückzuführen, wo er auf-
hört, eine Bedingung zur Fäulniß abzugeben. Nur bei einem
gewiſſen Waſſergehalte können ſie in Fäulniß übergehen.
Der Alkohol verhält ſich in dieſer phyſikaliſchen Eigen-
ſchaft ganz ähnlich den Mineralſalzen, er iſt unfähig, thieriſche
Subſtanzen zu befeuchten d. h. zu durchdringen, und er entzieht
deshalb den waſſerhaltigen das Waſſer, zu dem er Verwandt-
ſchaft beſitzt.
Bringen wir Salzlöſungen in den Magen, ſo werden ſie
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/321>, abgerufen am 22.07.2024.
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