kaltem Wasser überzeugen, das letztere entzieht nemlich derselben nicht 1/100000 an löslichen organischen Materien, die Flüssigkeit ist farblos und enthält nur die Salze, die sich im Regen- wasser finden.
Berzelius fand ebenfalls, daß vermodertes Eichenholz, was dem Hauptbestandtheil nach aus Humussäure besteht, an kaltes Wasser nur Spuren von löslichen Materien abgiebt, eine Beobachtung, die ich an verfaultem Buchen- und Tannenholz bestätigt fand.
Die Unfähigkeit der Humussäure, den Pflanzen als Hu- mussäure zur Nahrung zu dienen, ist den Pflanzenphysiologen nicht unbemerkt geblieben; sie haben deshalb angenommen, daß der Kalk oder die Alkalien überhaupt, die man in der Pflan- zenasche findet, die Löslichkeit und damit die Assimilirbarkeit vermitteln.
In den Bodenarten finden sich Alkalien und alkalische Erden in hinreichender Menge vor, um Verbindungen dieser Art zu bilden.
Wir wollen nun annehmen, daß die Humussäure in der Form des humusreichsten Salzes, als humussaurer Kalk, von den Pflanzen aufgenommen wird, und aus dem bekannten Ge- halte an alkalischen Basen in der Asche der Pflanzen die Menge berechnen, welche in dieser Form in die Pflanze gelangen kann; wir wollen ferner voraussetzen, daß Kali, Natron, die Oxide des Eisens und Mangans eine mit dem Kalke gleiche Sättigungs- capacität besitzen, so wissen wir aus Berthiers Bestimmungen, daß 1000 Lb lufttrocknes Tannenholz 4 Lb reine kohlenfreie Asche liefern, und daß 100 Lb dieser Asche im Ganzen nach Abzug des Chlorkaliums und schwefelsauren Kalis 53 Lb basische Me- talloxide, Kali, Natron, Kalk, Bittererde, Eisen und Mangan zusammengenommen, enthalten.
Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.
kaltem Waſſer überzeugen, das letztere entzieht nemlich derſelben nicht 1/100000 an löslichen organiſchen Materien, die Flüſſigkeit iſt farblos und enthält nur die Salze, die ſich im Regen- waſſer finden.
Berzelius fand ebenfalls, daß vermodertes Eichenholz, was dem Hauptbeſtandtheil nach aus Humusſäure beſteht, an kaltes Waſſer nur Spuren von löslichen Materien abgiebt, eine Beobachtung, die ich an verfaultem Buchen- und Tannenholz beſtätigt fand.
Die Unfähigkeit der Humusſäure, den Pflanzen als Hu- musſäure zur Nahrung zu dienen, iſt den Pflanzenphyſiologen nicht unbemerkt geblieben; ſie haben deshalb angenommen, daß der Kalk oder die Alkalien überhaupt, die man in der Pflan- zenaſche findet, die Löslichkeit und damit die Aſſimilirbarkeit vermitteln.
In den Bodenarten finden ſich Alkalien und alkaliſche Erden in hinreichender Menge vor, um Verbindungen dieſer Art zu bilden.
Wir wollen nun annehmen, daß die Humusſäure in der Form des humusreichſten Salzes, als humusſaurer Kalk, von den Pflanzen aufgenommen wird, und aus dem bekannten Ge- halte an alkaliſchen Baſen in der Aſche der Pflanzen die Menge berechnen, welche in dieſer Form in die Pflanze gelangen kann; wir wollen ferner vorausſetzen, daß Kali, Natron, die Oxide des Eiſens und Mangans eine mit dem Kalke gleiche Sättigungs- capacität beſitzen, ſo wiſſen wir aus Berthiers Beſtimmungen, daß 1000 ℔ lufttrocknes Tannenholz 4 ℔ reine kohlenfreie Aſche liefern, und daß 100 ℔ dieſer Aſche im Ganzen nach Abzug des Chlorkaliums und ſchwefelſauren Kalis 53 ℔ baſiſche Me- talloxide, Kali, Natron, Kalk, Bittererde, Eiſen und Mangan zuſammengenommen, enthalten.
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Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.
kaltem Waſſer überzeugen, das letztere entzieht nemlich derſelben
nicht 1/100000 an löslichen organiſchen Materien, die Flüſſigkeit
iſt farblos und enthält nur die Salze, die ſich im Regen-
waſſer finden.
Berzelius fand ebenfalls, daß vermodertes Eichenholz, was
dem Hauptbeſtandtheil nach aus Humusſäure beſteht, an kaltes
Waſſer nur Spuren von löslichen Materien abgiebt, eine
Beobachtung, die ich an verfaultem Buchen- und Tannenholz
beſtätigt fand.
Die Unfähigkeit der Humusſäure, den Pflanzen als Hu-
musſäure zur Nahrung zu dienen, iſt den Pflanzenphyſiologen
nicht unbemerkt geblieben; ſie haben deshalb angenommen, daß
der Kalk oder die Alkalien überhaupt, die man in der Pflan-
zenaſche findet, die Löslichkeit und damit die Aſſimilirbarkeit
vermitteln.
In den Bodenarten finden ſich Alkalien und alkaliſche
Erden in hinreichender Menge vor, um Verbindungen dieſer
Art zu bilden.
Wir wollen nun annehmen, daß die Humusſäure in der
Form des humusreichſten Salzes, als humusſaurer Kalk, von
den Pflanzen aufgenommen wird, und aus dem bekannten Ge-
halte an alkaliſchen Baſen in der Aſche der Pflanzen die Menge
berechnen, welche in dieſer Form in die Pflanze gelangen kann;
wir wollen ferner vorausſetzen, daß Kali, Natron, die Oxide
des Eiſens und Mangans eine mit dem Kalke gleiche Sättigungs-
capacität beſitzen, ſo wiſſen wir aus Berthiers Beſtimmungen,
daß 1000 ℔ lufttrocknes Tannenholz 4 ℔ reine kohlenfreie Aſche
liefern, und daß 100 ℔ dieſer Aſche im Ganzen nach Abzug
des Chlorkaliums und ſchwefelſauren Kalis 53 ℔ baſiſche Me-
talloxide, Kali, Natron, Kalk, Bittererde, Eiſen und Mangan
zuſammengenommen, enthalten.
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/28>, abgerufen am 22.07.2024.
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