Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Anhang. der atmosphärische Kohlenstoff durch die Blätter in die Pflanze,aufgenommen wird, denn in geschlossenen Beständen ist der Blattschirm so dicht, daß nur die gröbsten Niederschläge, und diese erst dann, wenn sie wenig Kohlenstoff enthalten, den Bo- den erreichen; alle feineren atmosphärischen Niederschläge und die mit Kohlensäure reichlich geschwängerten ersten Tropfen gröberer Niederschläge werden von den Blättern gierig einge- sogen und erreichen den Boden nicht. Trotz dem erkennen wir eine weit größere Abhängigkeit des Es ist die Frage: worin die Abhängigkeit des Pflanzen- Neuere Versuche haben mir einige für die Lehre von der Anhang. der atmoſphäriſche Kohlenſtoff durch die Blätter in die Pflanze,aufgenommen wird, denn in geſchloſſenen Beſtänden iſt der Blattſchirm ſo dicht, daß nur die gröbſten Niederſchläge, und dieſe erſt dann, wenn ſie wenig Kohlenſtoff enthalten, den Bo- den erreichen; alle feineren atmoſphäriſchen Niederſchläge und die mit Kohlenſäure reichlich geſchwängerten erſten Tropfen gröberer Niederſchläge werden von den Blättern gierig einge- ſogen und erreichen den Boden nicht. Trotz dem erkennen wir eine weit größere Abhängigkeit des Es iſt die Frage: worin die Abhängigkeit des Pflanzen- Neuere Verſuche haben mir einige für die Lehre von der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0209" n="191"/><fw place="top" type="header">Anhang.</fw><lb/> der atmoſphäriſche Kohlenſtoff durch die Blätter in die Pflanze,<lb/> aufgenommen wird, denn in geſchloſſenen Beſtänden iſt der<lb/> Blattſchirm ſo dicht, daß nur die gröbſten Niederſchläge, und<lb/> dieſe erſt dann, wenn ſie wenig Kohlenſtoff enthalten, den Bo-<lb/> den erreichen; alle feineren atmoſphäriſchen Niederſchläge und<lb/> die mit Kohlenſäure reichlich geſchwängerten erſten Tropfen<lb/> gröberer Niederſchläge werden von den Blättern gierig einge-<lb/> ſogen und erreichen den Boden nicht.</p><lb/> <p>Trotz dem erkennen wir eine weit größere Abhängigkeit des<lb/> Pflanzenwuchſes von der Bodenbeſchaffenheit als vom Klima.<lb/> Guter Boden vermag in weit höherem Grade die Ungunſt<lb/> des Klima als eine günſtige Atmoſphäre die ſchlechte Beſchaf-<lb/> fenheit des Bodens zu heben; den Erfahrungen über Abhän-<lb/> gigkeit des Pflanzenwuchſes vom Boden, über den günſtigen<lb/> Einfluß, welchen beſonders der Humus äußert, müſſen ſich alle<lb/> Reſultate wiſſenſchaftlicher Unterſuchungen, alle Erkenntniß der<lb/> Nahrung und Ernährung des Pflanzenkörpers unterordnen.</p><lb/> <p>Es iſt die Frage: worin die Abhängigkeit des Pflanzen-<lb/> wuchſes von der Beſchaffenheit des Standorts begründet ſei,<lb/> eine der wichtigſten für den Acker- und Forſtwirth. Meine<lb/> Erfahrungen und Anſichten hierüber ſind enthalten im erſten<lb/> Bande der achten Auflage des Lehrbuches für Förſter (Luft-,<lb/> Boden- und Pflanzenkunde in ihrer Anwendung auf Forſt-<lb/> wirthſchaft). Stuttgart bei Cotta 1840.</p><lb/> <p>Neuere Verſuche haben mir einige für die Lehre von der<lb/> Ernährung der Pflanzen nicht unwichtige Reſultate geliefert.<lb/> Dem Wunſche des verehrten Herrn Verfaſſers vorliegenden<lb/> Werkes entſprechend theile ich dieſelben in Folgendem mit.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0209]
Anhang.
der atmoſphäriſche Kohlenſtoff durch die Blätter in die Pflanze,
aufgenommen wird, denn in geſchloſſenen Beſtänden iſt der
Blattſchirm ſo dicht, daß nur die gröbſten Niederſchläge, und
dieſe erſt dann, wenn ſie wenig Kohlenſtoff enthalten, den Bo-
den erreichen; alle feineren atmoſphäriſchen Niederſchläge und
die mit Kohlenſäure reichlich geſchwängerten erſten Tropfen
gröberer Niederſchläge werden von den Blättern gierig einge-
ſogen und erreichen den Boden nicht.
Trotz dem erkennen wir eine weit größere Abhängigkeit des
Pflanzenwuchſes von der Bodenbeſchaffenheit als vom Klima.
Guter Boden vermag in weit höherem Grade die Ungunſt
des Klima als eine günſtige Atmoſphäre die ſchlechte Beſchaf-
fenheit des Bodens zu heben; den Erfahrungen über Abhän-
gigkeit des Pflanzenwuchſes vom Boden, über den günſtigen
Einfluß, welchen beſonders der Humus äußert, müſſen ſich alle
Reſultate wiſſenſchaftlicher Unterſuchungen, alle Erkenntniß der
Nahrung und Ernährung des Pflanzenkörpers unterordnen.
Es iſt die Frage: worin die Abhängigkeit des Pflanzen-
wuchſes von der Beſchaffenheit des Standorts begründet ſei,
eine der wichtigſten für den Acker- und Forſtwirth. Meine
Erfahrungen und Anſichten hierüber ſind enthalten im erſten
Bande der achten Auflage des Lehrbuches für Förſter (Luft-,
Boden- und Pflanzenkunde in ihrer Anwendung auf Forſt-
wirthſchaft). Stuttgart bei Cotta 1840.
Neuere Verſuche haben mir einige für die Lehre von der
Ernährung der Pflanzen nicht unwichtige Reſultate geliefert.
Dem Wunſche des verehrten Herrn Verfaſſers vorliegenden
Werkes entſprechend theile ich dieſelben in Folgendem mit.
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