Gehalt an phosphorsauren Salzen Antheil an dem vegetabili- schen Lebensprocesse nehmen.
100 Th. trockner Knochen enthalten 32--33 p. c. trockne Gallerte, nehmen wir darinn denselben Gehalt an Stickstoff wie im thierischen Leim an, so enthalten sie 5,28 p. c. Stick- stoff, sie sind mithin als Aequivalent für 250 Th. Menschen- Urin zu betrachten.
Die Knochen halten sich in trocknem oder selbst feuchtem Boden (z. B. die in Lehm oder Gyps sich findenden Knochen urweltlicher Thiere) bei Luftabschluß Jahrtausende unverändert, indem der innere Theil durch den äußern vor dem Angriff des Wassers geschützt wird. In feingepulvertem feuchtem Zustande erhitzen sie sich, es tritt Fäulniß und Verwesung ein, die Gallerte, die sie enthalten, zersetzt sich; ihr Stickstoff verwandelt sich in koh- lensaures Ammoniak und in andere Ammoniaksalze, welche zum größten Theil von dem Pulver zurückgehalten werden (1 Vol. wohl ausgeglühte weißgebrannte Knochen absorbiren 7,5 Vol. reines Ammoniakgas).
Als ein kräftiges Hülfsmittel zur Beförderung des Pflanzen- wuchses auf schwerem und namentlich auf Thonboden muß schließlich noch das Kohlenpulver betrachtet werden.
Schon Ingenhouß hat die verdünnte Schwefelsäure als Mittel vorgeschlagen, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu stei- gern, auf Kalkboden erzeugt sich beim Besprengen mit verdünn- ter Schwefelsäure augenblicklich Gyps, den sie also auf's voll- ständigste ersetzen kann. 100 Th. concentrirte Schwefelsäure mit 800 bis 1000 Th. Wasser verdünnt, sind ein Aequivalent für 176 Th. Gyps.
Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
Gehalt an phosphorſauren Salzen Antheil an dem vegetabili- ſchen Lebensproceſſe nehmen.
100 Th. trockner Knochen enthalten 32—33 p. c. trockne Gallerte, nehmen wir darinn denſelben Gehalt an Stickſtoff wie im thieriſchen Leim an, ſo enthalten ſie 5,28 p. c. Stick- ſtoff, ſie ſind mithin als Aequivalent für 250 Th. Menſchen- Urin zu betrachten.
Die Knochen halten ſich in trocknem oder ſelbſt feuchtem Boden (z. B. die in Lehm oder Gyps ſich findenden Knochen urweltlicher Thiere) bei Luftabſchluß Jahrtauſende unverändert, indem der innere Theil durch den äußern vor dem Angriff des Waſſers geſchützt wird. In feingepulvertem feuchtem Zuſtande erhitzen ſie ſich, es tritt Fäulniß und Verweſung ein, die Gallerte, die ſie enthalten, zerſetzt ſich; ihr Stickſtoff verwandelt ſich in koh- lenſaures Ammoniak und in andere Ammoniakſalze, welche zum größten Theil von dem Pulver zurückgehalten werden (1 Vol. wohl ausgeglühte weißgebrannte Knochen abſorbiren 7,5 Vol. reines Ammoniakgas).
Als ein kräftiges Hülfsmittel zur Beförderung des Pflanzen- wuchſes auf ſchwerem und namentlich auf Thonboden muß ſchließlich noch das Kohlenpulver betrachtet werden.
Schon Ingenhouß hat die verdünnte Schwefelſäure als Mittel vorgeſchlagen, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu ſtei- gern, auf Kalkboden erzeugt ſich beim Beſprengen mit verdünn- ter Schwefelſäure augenblicklich Gyps, den ſie alſo auf’s voll- ſtändigſte erſetzen kann. 100 Th. concentrirte Schwefelſäure mit 800 bis 1000 Th. Waſſer verdünnt, ſind ein Aequivalent für 176 Th. Gyps.
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Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
Gehalt an phosphorſauren Salzen Antheil an dem vegetabili-
ſchen Lebensproceſſe nehmen.
100 Th. trockner Knochen enthalten 32—33 p. c. trockne
Gallerte, nehmen wir darinn denſelben Gehalt an Stickſtoff
wie im thieriſchen Leim an, ſo enthalten ſie 5,28 p. c. Stick-
ſtoff, ſie ſind mithin als Aequivalent für 250 Th. Menſchen-
Urin zu betrachten.
Die Knochen halten ſich in trocknem oder ſelbſt feuchtem
Boden (z. B. die in Lehm oder Gyps ſich findenden Knochen
urweltlicher Thiere) bei Luftabſchluß Jahrtauſende unverändert,
indem der innere Theil durch den äußern vor dem Angriff des
Waſſers geſchützt wird. In feingepulvertem feuchtem Zuſtande
erhitzen ſie ſich, es tritt Fäulniß und Verweſung ein, die Gallerte,
die ſie enthalten, zerſetzt ſich; ihr Stickſtoff verwandelt ſich in koh-
lenſaures Ammoniak und in andere Ammoniakſalze, welche
zum größten Theil von dem Pulver zurückgehalten werden (1 Vol.
wohl ausgeglühte weißgebrannte Knochen abſorbiren 7,5 Vol.
reines Ammoniakgas).
Als ein kräftiges Hülfsmittel zur Beförderung des Pflanzen-
wuchſes auf ſchwerem und namentlich auf Thonboden muß
ſchließlich noch das Kohlenpulver betrachtet werden.
Schon Ingenhouß hat die verdünnte Schwefelſäure als
Mittel vorgeſchlagen, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu ſtei-
gern, auf Kalkboden erzeugt ſich beim Beſprengen mit verdünn-
ter Schwefelſäure augenblicklich Gyps, den ſie alſo auf’s voll-
ſtändigſte erſetzen kann. 100 Th. concentrirte Schwefelſäure
mit 800 bis 1000 Th. Waſſer verdünnt, ſind ein Aequivalent
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/198>, abgerufen am 03.07.2024.
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