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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Wechselwirthschaft und der Dünger.
der übrigen Bestandtheile der Blätter und Stengel, ist die eben
so reichliche Ausscheidung von organischen Stoffen, die der
Boden als Excremente der Wurzeln erhält.

Diese Bereicherung des Bodens mit Stoffen, welche fähig
sind, in Humus überzugehen, dauert mehrere Jahre hinterein-
ander, aber nach einer gewissen Zeit entstehen darauf kahle
Stellen.

Es ist klar, daß nach 5 -- 7 Jahren die Erde in dem
Grade mit diesen Excrementen sich anschwängert, daß jede
Wurzelfaser damit umgeben ist; in dem auflöslichen Zu-
stande, den sie eine Zeitlang bewahren, wird ein Theil davon
wieder von der Pflanze aufgenommen, auf welche sie nachthei-
lig wirken, indem sie nicht assimilirbar sind.

Beobachtet man nun ein solches Feld eine gewisse Reihe
von Jahren hindurch, so sieht man deutlich, daß die kahlen
Flecke sich wieder mit Vegetation (immer derselben Pflanze)
bedecken, während andere kahl und anscheinend unfruchtbar für
die nemliche Pflanze werden. Dieß geht denn abwechselnd
so fort.

Die Ursachen dieses Kahl- und abwechselnd Fruchtbarwer-
dens sind einleuchtend. Die Excremente auf den kahlen Plä-
tzen erhalten keinen neuen Zuwachs, dem Einfluß der Luft und
Feuchtigkeit preisgegeben, gehen sie in Verwesung über, ihr
schädlicher Einfluß hört auf; die Pflanze findet von diesen
Stellen die Materien entfernt, die ihr Wachsthum hinderten,
sie trifft im Gegentheile wieder Humus (verwesende Pflanzen-
stoffe) an.

Eine bessere und zweckmäßigere Humuserzeugung, als wie
die durch eine Pflanze, deren Blätter Thieren zur Nahrung
dienen, ist wohl kaum denkbar; als Vorfrucht sind diese Pflan-
zen einer jeden andern Gattung nützlich, namentlich aber denen,

Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
der übrigen Beſtandtheile der Blätter und Stengel, iſt die eben
ſo reichliche Ausſcheidung von organiſchen Stoffen, die der
Boden als Excremente der Wurzeln erhält.

Dieſe Bereicherung des Bodens mit Stoffen, welche fähig
ſind, in Humus überzugehen, dauert mehrere Jahre hinterein-
ander, aber nach einer gewiſſen Zeit entſtehen darauf kahle
Stellen.

Es iſt klar, daß nach 5 — 7 Jahren die Erde in dem
Grade mit dieſen Excrementen ſich anſchwängert, daß jede
Wurzelfaſer damit umgeben iſt; in dem auflöslichen Zu-
ſtande, den ſie eine Zeitlang bewahren, wird ein Theil davon
wieder von der Pflanze aufgenommen, auf welche ſie nachthei-
lig wirken, indem ſie nicht aſſimilirbar ſind.

Beobachtet man nun ein ſolches Feld eine gewiſſe Reihe
von Jahren hindurch, ſo ſieht man deutlich, daß die kahlen
Flecke ſich wieder mit Vegetation (immer derſelben Pflanze)
bedecken, während andere kahl und anſcheinend unfruchtbar für
die nemliche Pflanze werden. Dieß geht denn abwechſelnd
ſo fort.

Die Urſachen dieſes Kahl- und abwechſelnd Fruchtbarwer-
dens ſind einleuchtend. Die Excremente auf den kahlen Plä-
tzen erhalten keinen neuen Zuwachs, dem Einfluß der Luft und
Feuchtigkeit preisgegeben, gehen ſie in Verweſung über, ihr
ſchädlicher Einfluß hört auf; die Pflanze findet von dieſen
Stellen die Materien entfernt, die ihr Wachsthum hinderten,
ſie trifft im Gegentheile wieder Humus (verweſende Pflanzen-
ſtoffe) an.

Eine beſſere und zweckmäßigere Humuserzeugung, als wie
die durch eine Pflanze, deren Blätter Thieren zur Nahrung
dienen, iſt wohl kaum denkbar; als Vorfrucht ſind dieſe Pflan-
zen einer jeden andern Gattung nützlich, namentlich aber denen,

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[155/0173] Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger. der übrigen Beſtandtheile der Blätter und Stengel, iſt die eben ſo reichliche Ausſcheidung von organiſchen Stoffen, die der Boden als Excremente der Wurzeln erhält. Dieſe Bereicherung des Bodens mit Stoffen, welche fähig ſind, in Humus überzugehen, dauert mehrere Jahre hinterein- ander, aber nach einer gewiſſen Zeit entſtehen darauf kahle Stellen. Es iſt klar, daß nach 5 — 7 Jahren die Erde in dem Grade mit dieſen Excrementen ſich anſchwängert, daß jede Wurzelfaſer damit umgeben iſt; in dem auflöslichen Zu- ſtande, den ſie eine Zeitlang bewahren, wird ein Theil davon wieder von der Pflanze aufgenommen, auf welche ſie nachthei- lig wirken, indem ſie nicht aſſimilirbar ſind. Beobachtet man nun ein ſolches Feld eine gewiſſe Reihe von Jahren hindurch, ſo ſieht man deutlich, daß die kahlen Flecke ſich wieder mit Vegetation (immer derſelben Pflanze) bedecken, während andere kahl und anſcheinend unfruchtbar für die nemliche Pflanze werden. Dieß geht denn abwechſelnd ſo fort. Die Urſachen dieſes Kahl- und abwechſelnd Fruchtbarwer- dens ſind einleuchtend. Die Excremente auf den kahlen Plä- tzen erhalten keinen neuen Zuwachs, dem Einfluß der Luft und Feuchtigkeit preisgegeben, gehen ſie in Verweſung über, ihr ſchädlicher Einfluß hört auf; die Pflanze findet von dieſen Stellen die Materien entfernt, die ihr Wachsthum hinderten, ſie trifft im Gegentheile wieder Humus (verweſende Pflanzen- ſtoffe) an. Eine beſſere und zweckmäßigere Humuserzeugung, als wie die durch eine Pflanze, deren Blätter Thieren zur Nahrung dienen, iſt wohl kaum denkbar; als Vorfrucht ſind dieſe Pflan- zen einer jeden andern Gattung nützlich, namentlich aber denen,

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/173>, abgerufen am 25.11.2024.