Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Die Cultur. Die einjährige Pflanze erzeugt und sammelt die Nahrung Jeder Keim, jede Knospe einer perennirenden Pflanze ist Nahrungsstoffe in ihrer eigentlichen Bedeutung sind offen- Bei den Thieren entspringt aus dem Blute die Substanz Wenn wir einem Baume Holzfaser im aufgelös'ten Zu- Die Blätter sind vorhanden, um Stärke, Holzfaser und 8*
Die Cultur. Die einjährige Pflanze erzeugt und ſammelt die Nahrung Jeder Keim, jede Knospe einer perennirenden Pflanze iſt Nahrungsſtoffe in ihrer eigentlichen Bedeutung ſind offen- Bei den Thieren entſpringt aus dem Blute die Subſtanz Wenn wir einem Baume Holzfaſer im aufgelöſ’ten Zu- Die Blätter ſind vorhanden, um Stärke, Holzfaſer und 8*
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Die Cultur.
Die einjährige Pflanze erzeugt und ſammelt die Nahrung
der künftigen, auf gleiche Weiſe wie die perrennirende; ſie ſpei-
chert ſie im Saamen in der Form von vegetabiliſchem Eiweiß
von Stärkemehl und Gummi auf, ſie wird beim Keimen zur
Ausbildung der erſten Wurzelfaſern und Blätter verwendet,
mit dem Vorhandenſein dieſer Organe fängt die Zunahme an
Maſſe, die eigentliche Ernährung, erſt an.
Jeder Keim, jede Knospe einer perennirenden Pflanze iſt
der aufgepfropfte Embryo eines neuen Individuums, die im
Stamme, in der Wurzel aufgeſpeicherte Nahrung: ſie entſpricht
dem Albumen des Saamens.
Nahrungsſtoffe in ihrer eigentlichen Bedeutung ſind offen-
bar nur ſolche Materien, welche von außen zugeführt, das Le-
ben und alle Lebensfunctionen eines Organismus zu erhalten
vermögen, inſofern ſie von den Organen zur Hervorbringung der
ihnen eigenthümlichen Beſtandtheile verwendet werden können.
Bei den Thieren entſpringt aus dem Blute die Subſtanz
ihrer Muskeln und Nerven, es unterhält durch einen ſeiner
Beſtandtheile den Athmungsproceß, durch andere wieder beſon-
dere Lebensproceſſe, ein jeder Theil des Körpers empfängt Nah-
rung durch das Blut, allein die Bluterzeugung iſt eine Lebens-
funktion für ſich, ohne welche das Leben nicht gedacht werden
kann; ſetzen wir die Organe der Bluterzeugung außer Thä-
tigkeit, führen wir in die Adern eines Thieres Blut von Au-
ßen zu, ſo erfolgt der Tod, wenn ſeine Quantität eine ge-
wiſſe Grenze überſchreitet.
Wenn wir einem Baume Holzfaſer im aufgelöſ’ten Zu-
ſtande zuführen könnten, ſo würde der nemliche Fall eintreten,
wie wenn wir eine Kartoffelpflanze in Stärkekleiſter vegetiren
ließen.
Die Blätter ſind vorhanden, um Stärke, Holzfaſer und
8*
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