Photorin, Conrad [i. e. Georg Christoph Lichtenberg]: Timorus, das ist, Vertheidigung zweyer Israeliten, die durch die Kräftigkeit der Lavaterischen Beweisgründe und der Göttingischen Mettwürste bewogen den wahren Glauben angenommen haben. Berlin, 1773.auch auf die Spitzbuben vom Bauernstande ausgedehnt zu sehen. Noch unüberlegter räsonniren diejenigen, welche da sagen: es könne deswegen mit dem Juden nicht so ganz richtig seyn, weil er etlichemal im Stockhause gesessen. Nun wahrlich, wenn dieses Argument nicht vom Zaune gebrochen ist, so verstehe ich es nicht. Meynt ihr denn, jeder der im Stockhause säße, wäre ein Mörder, ein Comödiant, ein Gotteslästerer, ein Possenreißer oder ein Strasenräuber? O glaubt nur sicherlich, das sind zuweilen die ehrlichsten Leute, deren es innerhalb des Stockhauses eben eine solche Menge giebt, als Spitzbuben ausserhalb. Die Geschichte des Ursprungs der Stockhäuser bekräftiget dieses selbst, wie ich einmal in dem höchst raren Werke: Vom Ursprung der Lybes- und Lebensstrofen und deren tidigen Gebruk und Mod, so auf der Göttingischen Bibliothek befindlich, gelesen habe. Die Stelle ist naiv und wegen des eigenen Dialekts merkwürdig, daher ich sie hier ganz einrücke. Es heißt nemlich daselbst Seite 17: auch auf die Spitzbuben vom Bauernstande ausgedehnt zu sehen. Noch unüberlegter räsonniren diejenigen, welche da sagen: es könne deswegen mit dem Juden nicht so ganz richtig seyn, weil er etlichemal im Stockhause gesessen. Nun wahrlich, wenn dieses Argument nicht vom Zaune gebrochen ist, so verstehe ich es nicht. Meynt ihr denn, jeder der im Stockhause säße, wäre ein Mörder, ein Comödiant, ein Gotteslästerer, ein Possenreißer oder ein Strasenräuber? O glaubt nur sicherlich, das sind zuweilen die ehrlichsten Leute, deren es innerhalb des Stockhauses eben eine solche Menge giebt, als Spitzbuben ausserhalb. Die Geschichte des Ursprungs der Stockhäuser bekräftiget dieses selbst, wie ich einmal in dem höchst raren Werke: Vom Ursprung der Lybes- und Lebensstrofen und deren tidigen Gebruk und Mod, so auf der Göttingischen Bibliothek befindlich, gelesen habe. Die Stelle ist naiv und wegen des eigenen Dialekts merkwürdig, daher ich sie hier ganz einrücke. Es heißt nemlich daselbst Seite 17: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="27"/> auch auf die Spitzbuben vom Bauernstande ausgedehnt zu sehen.</p> <p>Noch unüberlegter räsonniren diejenigen, welche da sagen: es könne deswegen mit dem Juden nicht so ganz richtig seyn, weil er etlichemal im Stockhause gesessen. Nun wahrlich, wenn dieses Argument nicht vom Zaune gebrochen ist, so verstehe ich es nicht. Meynt ihr denn, jeder der im Stockhause säße, wäre ein Mörder, ein Comödiant, ein Gotteslästerer, ein Possenreißer oder ein Strasenräuber? O glaubt nur sicherlich, das sind zuweilen die ehrlichsten Leute, deren es innerhalb des Stockhauses eben eine solche Menge giebt, als Spitzbuben ausserhalb. Die Geschichte des Ursprungs der Stockhäuser bekräftiget dieses selbst, wie ich einmal in dem höchst raren Werke: <hi rendition="#fr">Vom Ursprung der Lybes- und Lebensstrofen und deren tidigen Gebruk und Mod,</hi> so auf der Göttingischen Bibliothek befindlich, gelesen habe. Die Stelle ist naiv und wegen des eigenen Dialekts merkwürdig, daher ich sie hier ganz einrücke. Es heißt nemlich daselbst Seite 17:</p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0027]
auch auf die Spitzbuben vom Bauernstande ausgedehnt zu sehen.
Noch unüberlegter räsonniren diejenigen, welche da sagen: es könne deswegen mit dem Juden nicht so ganz richtig seyn, weil er etlichemal im Stockhause gesessen. Nun wahrlich, wenn dieses Argument nicht vom Zaune gebrochen ist, so verstehe ich es nicht. Meynt ihr denn, jeder der im Stockhause säße, wäre ein Mörder, ein Comödiant, ein Gotteslästerer, ein Possenreißer oder ein Strasenräuber? O glaubt nur sicherlich, das sind zuweilen die ehrlichsten Leute, deren es innerhalb des Stockhauses eben eine solche Menge giebt, als Spitzbuben ausserhalb. Die Geschichte des Ursprungs der Stockhäuser bekräftiget dieses selbst, wie ich einmal in dem höchst raren Werke: Vom Ursprung der Lybes- und Lebensstrofen und deren tidigen Gebruk und Mod, so auf der Göttingischen Bibliothek befindlich, gelesen habe. Die Stelle ist naiv und wegen des eigenen Dialekts merkwürdig, daher ich sie hier ganz einrücke. Es heißt nemlich daselbst Seite 17:
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