131/2° R. beträgt. Es ist eine merkwürdige Stelle bei Phocius wo er sagt "die Griechen haben an sittlicher Bildung alle Barbaren übertroffen, weil sie in gemäßigsten Zonen wohnen. Die Gluth der Hitze und die Starrheit des Frostes, bildet die ungeschlachte Natur der ScythenundAethiopen. Die Griechen haben das meiste erfunden, was sie von den Barbaren empfangen haben, haben sie es verbessert und ausgebildet." - Allein die größere Wärme ist nicht immer eine Hemmung der Cultur, wenn sie nur sonst von der Natur reichlich begabt ist. Zwischen 18-19° nördliche Breite lag Aegypten, Susiana, Medin, Persien wo die mittlere Sonnenwärme = 24° R. wo das Zuckerrohr wächst, ganz dem Tropenclima gleich. In den heißesten Ländern findet man Centralpunkte der Cultur, wie in Meroe, in Indien, in der SüdWestspitze vonArabien war Sitz alter Cultur. In Indien südlich von Cambaja nach Jekan hin, steigt die Cultur in die dunkelsten Zeiten auf. Dort ist nur das Clima der geistigen Entwicklung un- günstig wo es sich in Extreme verliert
13½° R. beträgt. Es iſt eine merkwürdige Stelle bei Phocius wo er ſagt „die Griechen haben an sittlicher Bildung alle Barbaren übertroffen, weil ſie in gemäßigſten Zonen wohnen. Die Gluth der Hitze und die Starrheit des Froſtes, bildet die ungeſchlachte Natur der ScythenundAethiopen. Die Griechen haben das meiste erfunden, was ſie von den Barbaren empfangen haben, haben ſie es verbeſſert und ausgebildet.“ – Allein die größere Wärme iſt nicht im̃er eine Hem̃ung der Cultur, weñ ſie nur ſonſt von der Natur reichlich begabt iſt. Zwiſchen 18–19° nördliche Breite lag Aegypten, Susiana, Medin, Perſien wo die mittlere Soñenwärme = 24° R. wo das Zuckerrohr wächst, ganz dem Tropenclima gleich. In den heißeſten Ländern findet man Centralpunkte der Cultur, wie in Meroe, in Indien, in der SüdWestspitze vonArabien war Sitz alter Cultur. In Indien ſüdlich von Cambaja nach Jekan hin, ſteigt die Cultur in die dunkelſten Zeiten auf. Dort iſt nur das Clima der geistigen Entwicklung un- günstig wo es ſich in Extreme verliert
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13½° R. beträgt. Es iſt eine merkwürdige
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haben an sittlicher Bildung alle Barbaren
übertroffen, weil ſie in gemäßigſten Zonen
wohnen. Die Gluth dr Hitze ud die Starrheit
des Froſtes, bildet die ungeſchlachte Natur
der Scythen ud Aethiopen. Die Griechen haben
das meiste erfunden, was ſie von den
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die größere Wärme iſt nicht im̃er eine
Hem̃ung der Cultur, weñ ſie nur ſonſt von der
Natur reichlich begabt iſt. Zwiſchen 18–19°
n. B. lag Aegypten, Susiana, Medin, Perſien
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das Zuckerrohr wächst, ganz dem Tropenclima
gleich. In den heißeſten Ländern findet
man Centralpunkte der Cultur, wie in Meroe,
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war Sitz alter Cultur. In Indien ſüdlich
von Cambaja nach Jekan hin, ſteigt die Cultur
in die dunkelſten Zeiten auf. Dort iſt nur
das Clima der geistigen Entwicklung un-
günstig wo es ſich in Extreme verliert
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mit der letzten Vorlesung am 26.04.1828.
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417, 416, 415, 419–434). Die Reihenfolge der Biddigitalisate und der
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Libelt, Karol: Wykłady Humboldta na uniwersytecie Berlińskim: notaty prelekcyj tych po uczniu Jego Karolu Libelcie. [s. l.], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/libelt_hs6623ii_1828/201>, abgerufen am 22.07.2024.
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