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Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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werbtreibenden am schwersten, weil seine Capitalien nicht rentiren konnten und er doch nach denselben abgemessen wurde, und Jeder von uns konnte es sehen, daß meines Vaters Gesundheit diesen schweren Sorgen nicht gewachsen war.

Die Mutter that, was sie konnte, ihm das Leben zu erleichtern. Sie änderte und beschränkte die ganze häusliche Einrichtung, so weit sich dies ohne aufzufallen thun ließ, sie schaffte einen Theil der Dienstboten ab, hielt die Schwestern zur Arbeit an, jedoch das Alles konnte nichts Wesentliches fruchten. Schon als der König endlich zum Weihnachtsfeste des Jahres achtzehnhundert neun in seine Residenz zurückkam, war unser Vater kränklich. Er konnte nicht mitgehen, das jubelnde und doch so thränenreiche Wiedersehen des Königs und seines Volkes mit zu feiern, und wenn er sich auch der Hoffnung hingab, es würden jetzt bessere Zeiten beginnen, so half das seinen Kräften nicht mehr empor, denn bald nachdem im Frühjahr die schöne, junge Königin gestorben war, legten sie auch unsern Vater in die Grube.

Ich war damals dreizehn Jahre alt und reifer geworden, als Kinder in diesem Alter sonst zu sein pflegten, denn die Ereignisse, welche man damals erlebte, waren der Art, daß die kindliche Sorglosigkeit davor entweichen mußte. Ich hörte nun obenein nach meines Vaters Tode unablässig von den Geschäftsverhältnissen sprechen, und meine Mutter war als unsere

werbtreibenden am schwersten, weil seine Capitalien nicht rentiren konnten und er doch nach denselben abgemessen wurde, und Jeder von uns konnte es sehen, daß meines Vaters Gesundheit diesen schweren Sorgen nicht gewachsen war.

Die Mutter that, was sie konnte, ihm das Leben zu erleichtern. Sie änderte und beschränkte die ganze häusliche Einrichtung, so weit sich dies ohne aufzufallen thun ließ, sie schaffte einen Theil der Dienstboten ab, hielt die Schwestern zur Arbeit an, jedoch das Alles konnte nichts Wesentliches fruchten. Schon als der König endlich zum Weihnachtsfeste des Jahres achtzehnhundert neun in seine Residenz zurückkam, war unser Vater kränklich. Er konnte nicht mitgehen, das jubelnde und doch so thränenreiche Wiedersehen des Königs und seines Volkes mit zu feiern, und wenn er sich auch der Hoffnung hingab, es würden jetzt bessere Zeiten beginnen, so half das seinen Kräften nicht mehr empor, denn bald nachdem im Frühjahr die schöne, junge Königin gestorben war, legten sie auch unsern Vater in die Grube.

Ich war damals dreizehn Jahre alt und reifer geworden, als Kinder in diesem Alter sonst zu sein pflegten, denn die Ereignisse, welche man damals erlebte, waren der Art, daß die kindliche Sorglosigkeit davor entweichen mußte. Ich hörte nun obenein nach meines Vaters Tode unablässig von den Geschäftsverhältnissen sprechen, und meine Mutter war als unsere

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[0051] werbtreibenden am schwersten, weil seine Capitalien nicht rentiren konnten und er doch nach denselben abgemessen wurde, und Jeder von uns konnte es sehen, daß meines Vaters Gesundheit diesen schweren Sorgen nicht gewachsen war. Die Mutter that, was sie konnte, ihm das Leben zu erleichtern. Sie änderte und beschränkte die ganze häusliche Einrichtung, so weit sich dies ohne aufzufallen thun ließ, sie schaffte einen Theil der Dienstboten ab, hielt die Schwestern zur Arbeit an, jedoch das Alles konnte nichts Wesentliches fruchten. Schon als der König endlich zum Weihnachtsfeste des Jahres achtzehnhundert neun in seine Residenz zurückkam, war unser Vater kränklich. Er konnte nicht mitgehen, das jubelnde und doch so thränenreiche Wiedersehen des Königs und seines Volkes mit zu feiern, und wenn er sich auch der Hoffnung hingab, es würden jetzt bessere Zeiten beginnen, so half das seinen Kräften nicht mehr empor, denn bald nachdem im Frühjahr die schöne, junge Königin gestorben war, legten sie auch unsern Vater in die Grube. Ich war damals dreizehn Jahre alt und reifer geworden, als Kinder in diesem Alter sonst zu sein pflegten, denn die Ereignisse, welche man damals erlebte, waren der Art, daß die kindliche Sorglosigkeit davor entweichen mußte. Ich hörte nun obenein nach meines Vaters Tode unablässig von den Geschäftsverhältnissen sprechen, und meine Mutter war als unsere

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:16:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:16:08Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_tante_1910/51>, abgerufen am 24.11.2024.