Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

das ist eigentlich nicht die Art, die wir lie-
ben. Es liegt etwas Männliches darin, das
interessant ist, den Umgang sehr erleichtert,
unser Vertrauen, unsere Freundschaft erweckt,
aber nicht Liebe."

"Ich traf mit dieser Familie Meier zu-
fällig durch die Vermittlung eines gemein-
samen Freundes zusammen und nahm mit
Dank das Erbieten desselben an, seine und
ihre Wohnung zu theilen. Dies veranlaßte
vermuthlich jenes Gerücht meiner Verlobung
mit einer Jüdin, das Sie erschreckt hat.
Für diesmal, das sehen Sie, sind Sie der
Sorge ledig, mich eine Heirath schließen zu
sehen, die so stark gegen Ihre aristokratischen
Ansichten verstoßen würde. Was die Zukunft
bringt, dafür kann ich nicht einstehen. Doch
ohne Scherz! Sie wissen, wie ich darüber
urtheile, und habe ich je den Beruf gefühlt,
mit allen Waffen kämpfend gegen Vorurtheile

II. 9

das iſt eigentlich nicht die Art, die wir lie-
ben. Es liegt etwas Männliches darin, das
intereſſant iſt, den Umgang ſehr erleichtert,
unſer Vertrauen, unſere Freundſchaft erweckt,
aber nicht Liebe.“

„Ich traf mit dieſer Familie Meier zu-
fällig durch die Vermittlung eines gemein-
ſamen Freundes zuſammen und nahm mit
Dank das Erbieten deſſelben an, ſeine und
ihre Wohnung zu theilen. Dies veranlaßte
vermuthlich jenes Gerücht meiner Verlobung
mit einer Jüdin, das Sie erſchreckt hat.
Für diesmal, das ſehen Sie, ſind Sie der
Sorge ledig, mich eine Heirath ſchließen zu
ſehen, die ſo ſtark gegen Ihre ariſtokratiſchen
Anſichten verſtoßen würde. Was die Zukunft
bringt, dafür kann ich nicht einſtehen. Doch
ohne Scherz! Sie wiſſen, wie ich darüber
urtheile, und habe ich je den Beruf gefühlt,
mit allen Waffen kämpfend gegen Vorurtheile

II. 9
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0203" n="193"/>
das i&#x017F;t eigentlich nicht die Art, die wir lie-<lb/>
ben. Es liegt etwas Männliches darin, das<lb/>
intere&#x017F;&#x017F;ant i&#x017F;t, den Umgang &#x017F;ehr erleichtert,<lb/>
un&#x017F;er Vertrauen, un&#x017F;ere Freund&#x017F;chaft erweckt,<lb/>
aber nicht Liebe.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich traf mit die&#x017F;er Familie Meier zu-<lb/>
fällig durch die Vermittlung eines gemein-<lb/>
&#x017F;amen Freundes zu&#x017F;ammen und nahm mit<lb/>
Dank das Erbieten de&#x017F;&#x017F;elben an, &#x017F;eine und<lb/>
ihre Wohnung zu theilen. Dies veranlaßte<lb/>
vermuthlich jenes Gerücht meiner Verlobung<lb/>
mit einer Jüdin, das Sie er&#x017F;chreckt hat.<lb/>
Für diesmal, das &#x017F;ehen Sie, &#x017F;ind Sie der<lb/>
Sorge ledig, mich eine Heirath &#x017F;chließen zu<lb/>
&#x017F;ehen, die &#x017F;o &#x017F;tark gegen Ihre ari&#x017F;tokrati&#x017F;chen<lb/>
An&#x017F;ichten ver&#x017F;toßen würde. Was die Zukunft<lb/>
bringt, dafür kann ich nicht ein&#x017F;tehen. Doch<lb/>
ohne Scherz! Sie wi&#x017F;&#x017F;en, wie ich darüber<lb/>
urtheile, und habe ich je den Beruf gefühlt,<lb/>
mit allen Waffen kämpfend gegen Vorurtheile<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi></hi> 9</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0203] das iſt eigentlich nicht die Art, die wir lie- ben. Es liegt etwas Männliches darin, das intereſſant iſt, den Umgang ſehr erleichtert, unſer Vertrauen, unſere Freundſchaft erweckt, aber nicht Liebe.“ „Ich traf mit dieſer Familie Meier zu- fällig durch die Vermittlung eines gemein- ſamen Freundes zuſammen und nahm mit Dank das Erbieten deſſelben an, ſeine und ihre Wohnung zu theilen. Dies veranlaßte vermuthlich jenes Gerücht meiner Verlobung mit einer Jüdin, das Sie erſchreckt hat. Für diesmal, das ſehen Sie, ſind Sie der Sorge ledig, mich eine Heirath ſchließen zu ſehen, die ſo ſtark gegen Ihre ariſtokratiſchen Anſichten verſtoßen würde. Was die Zukunft bringt, dafür kann ich nicht einſtehen. Doch ohne Scherz! Sie wiſſen, wie ich darüber urtheile, und habe ich je den Beruf gefühlt, mit allen Waffen kämpfend gegen Vorurtheile II. 9

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/203
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/203>, abgerufen am 27.04.2024.