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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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Und so geschah es. Reinhard und Jenny
sahen sich nicht wieder, niemals fand irgend
eine Erklärung zwischen ihnen statt und ein
Brautpaar, das mit glühender Sehnsucht nach
innigster Vereinigung gestrebt hatte, war plötz-
lich und auf die schmerzhafteste Weise für im-
mer getrennt.

Still und einsam verlebte man den Som-
mer in Berghoff, da auch Therese einige Zeit
nach diesen Ereignissen zu ihrer Mutter zurück-
kehrte. Sie behauptete, zu Hause nöthig zu
sein, und Madame Meier sah es gern, als
Therese selbst den Wunsch aussprach, sie zu ver-
lassen, weil ihre Anwesenheit Jenny nicht an-
genehm zu sein schien.

Erst spät im Jahre kehrte man in die Stadt
zurück und Jenny mußte sich allmälig wieder
in Verhältnisse hineinleben, die ihr fremd ge-
worden, da ihnen die Beziehung auf Reinhard
genommen war.

Und ſo geſchah es. Reinhard und Jenny
ſahen ſich nicht wieder, niemals fand irgend
eine Erklärung zwiſchen ihnen ſtatt und ein
Brautpaar, das mit glühender Sehnſucht nach
innigſter Vereinigung geſtrebt hatte, war plötz-
lich und auf die ſchmerzhafteſte Weiſe für im-
mer getrennt.

Still und einſam verlebte man den Som-
mer in Berghoff, da auch Thereſe einige Zeit
nach dieſen Ereigniſſen zu ihrer Mutter zurück-
kehrte. Sie behauptete, zu Hauſe nöthig zu
ſein, und Madame Meier ſah es gern, als
Thereſe ſelbſt den Wunſch ausſprach, ſie zu ver-
laſſen, weil ihre Anweſenheit Jenny nicht an-
genehm zu ſein ſchien.

Erſt ſpät im Jahre kehrte man in die Stadt
zurück und Jenny mußte ſich allmälig wieder
in Verhältniſſe hineinleben, die ihr fremd ge-
worden, da ihnen die Beziehung auf Reinhard
genommen war.

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[149/0159] Und ſo geſchah es. Reinhard und Jenny ſahen ſich nicht wieder, niemals fand irgend eine Erklärung zwiſchen ihnen ſtatt und ein Brautpaar, das mit glühender Sehnſucht nach innigſter Vereinigung geſtrebt hatte, war plötz- lich und auf die ſchmerzhafteſte Weiſe für im- mer getrennt. Still und einſam verlebte man den Som- mer in Berghoff, da auch Thereſe einige Zeit nach dieſen Ereigniſſen zu ihrer Mutter zurück- kehrte. Sie behauptete, zu Hauſe nöthig zu ſein, und Madame Meier ſah es gern, als Thereſe ſelbſt den Wunſch ausſprach, ſie zu ver- laſſen, weil ihre Anweſenheit Jenny nicht an- genehm zu ſein ſchien. Erſt ſpät im Jahre kehrte man in die Stadt zurück und Jenny mußte ſich allmälig wieder in Verhältniſſe hineinleben, die ihr fremd ge- worden, da ihnen die Beziehung auf Reinhard genommen war.

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/159>, abgerufen am 25.11.2024.