Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Gottes; daß er auferstanden ist, nachdem er
gestorben. Ich glaube nicht, daß es seines
Todes bedurfte, um uns Gottes Vergebung
und Nachsicht zu erwerben. Die Dreieinig-
keit, die er lehrte, ist mir ein ewig unver-
ständlicher Gedanke, der keinen Boden in
meiner Seele findet. Ich glaube nicht, daß
es ein Wunder gibt, daß Eines geschehen
kann, außer den Wundern, die Gott, der
Eine, einzig Wahre, täglich vor unsern Au-
gen thut. Und selbst zu Christus, des er-
habenen, göttlichen Menschen Erinnerung
kann ich das Abendmahl nicht nehmen, mich
nicht zu einer Ceremonie entschließen, die
mir wie eine unheimliche Form erscheint,
während Du die innigste Verbindung mit
Gott darin findest."

"Ich kann nicht anders! Diese Ueberzeu-
gung ist stärker als meine Liebe, als ich!
Nach furchtbarem Kampfe wurde ich Christin;

6**

Gottes; daß er auferſtanden iſt, nachdem er
geſtorben. Ich glaube nicht, daß es ſeines
Todes bedurfte, um uns Gottes Vergebung
und Nachſicht zu erwerben. Die Dreieinig-
keit, die er lehrte, iſt mir ein ewig unver-
ſtändlicher Gedanke, der keinen Boden in
meiner Seele findet. Ich glaube nicht, daß
es ein Wunder gibt, daß Eines geſchehen
kann, außer den Wundern, die Gott, der
Eine, einzig Wahre, täglich vor unſern Au-
gen thut. Und ſelbſt zu Chriſtus, des er-
habenen, göttlichen Menſchen Erinnerung
kann ich das Abendmahl nicht nehmen, mich
nicht zu einer Ceremonie entſchließen, die
mir wie eine unheimliche Form erſcheint,
während Du die innigſte Verbindung mit
Gott darin findeſt.“

„Ich kann nicht anders! Dieſe Ueberzeu-
gung iſt ſtärker als meine Liebe, als ich!
Nach furchtbarem Kampfe wurde ich Chriſtin;

6**
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0139" n="129"/>
Gottes; daß er aufer&#x017F;tanden i&#x017F;t, nachdem er<lb/>
ge&#x017F;torben. Ich glaube nicht, daß es &#x017F;eines<lb/>
Todes bedurfte, um uns Gottes Vergebung<lb/>
und Nach&#x017F;icht zu erwerben. Die Dreieinig-<lb/>
keit, die er lehrte, i&#x017F;t mir ein ewig unver-<lb/>
&#x017F;tändlicher Gedanke, der keinen Boden in<lb/>
meiner Seele findet. Ich glaube nicht, daß<lb/>
es ein Wunder gibt, daß Eines ge&#x017F;chehen<lb/>
kann, außer den Wundern, die Gott, der<lb/>
Eine, einzig Wahre, täglich vor un&#x017F;ern Au-<lb/>
gen thut. Und &#x017F;elb&#x017F;t zu Chri&#x017F;tus, des er-<lb/>
habenen, göttlichen Men&#x017F;chen Erinnerung<lb/>
kann ich das Abendmahl nicht nehmen, mich<lb/>
nicht zu einer Ceremonie ent&#x017F;chließen, die<lb/>
mir wie eine unheimliche Form er&#x017F;cheint,<lb/>
während Du die innig&#x017F;te Verbindung mit<lb/>
Gott darin finde&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich kann nicht anders! Die&#x017F;e Ueberzeu-<lb/>
gung i&#x017F;t &#x017F;tärker als meine Liebe, als ich!<lb/>
Nach furchtbarem Kampfe wurde ich Chri&#x017F;tin;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">6**</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0139] Gottes; daß er auferſtanden iſt, nachdem er geſtorben. Ich glaube nicht, daß es ſeines Todes bedurfte, um uns Gottes Vergebung und Nachſicht zu erwerben. Die Dreieinig- keit, die er lehrte, iſt mir ein ewig unver- ſtändlicher Gedanke, der keinen Boden in meiner Seele findet. Ich glaube nicht, daß es ein Wunder gibt, daß Eines geſchehen kann, außer den Wundern, die Gott, der Eine, einzig Wahre, täglich vor unſern Au- gen thut. Und ſelbſt zu Chriſtus, des er- habenen, göttlichen Menſchen Erinnerung kann ich das Abendmahl nicht nehmen, mich nicht zu einer Ceremonie entſchließen, die mir wie eine unheimliche Form erſcheint, während Du die innigſte Verbindung mit Gott darin findeſt.“ „Ich kann nicht anders! Dieſe Ueberzeu- gung iſt ſtärker als meine Liebe, als ich! Nach furchtbarem Kampfe wurde ich Chriſtin; 6**

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/139
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/139>, abgerufen am 25.11.2024.