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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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es gleichgültig gegen den frühern machte. Er
hatte sie so grenzenlos geliebt, er war bereit
gewesen, ihr Alles, selbst seinen Stolz, sein
Ehrgefühl zu opfern; zu Allmosen von der
Hand ihres Vaters hatte er sich um ihretwillen
erniedrigen gewollt, und nun er sich am Ziele
wähnte, in ihre Hand seine Hoffnungen, seine
geheimsten Wünsche legte -- nun besaß ein An-
derer ihr Herz und sie entzog ihm ihre Hand
unter einem Vorwande, der sie in seinen Augen
verächtlich machte. Jenny zu verlieren schien
ihm ein Glück gegen die Pein, sie nicht mehr
achten zu können; sie, in deren junge Seele er
selbst den Keim alles Großen und Schönen ge-
pflanzt, die er als das schönste Werk des Schöpfers
angebetet hatte.

Würde nur Jemand ihm warnend, beruhi-
gend zur Seite gestanden haben, er hätte sich
aus der Verwirrung der Leidenschaften leicht
und schnell zurecht gefunden; denn nur zu deut-

es gleichgültig gegen den frühern machte. Er
hatte ſie ſo grenzenlos geliebt, er war bereit
geweſen, ihr Alles, ſelbſt ſeinen Stolz, ſein
Ehrgefühl zu opfern; zu Allmoſen von der
Hand ihres Vaters hatte er ſich um ihretwillen
erniedrigen gewollt, und nun er ſich am Ziele
wähnte, in ihre Hand ſeine Hoffnungen, ſeine
geheimſten Wünſche legte — nun beſaß ein An-
derer ihr Herz und ſie entzog ihm ihre Hand
unter einem Vorwande, der ſie in ſeinen Augen
verächtlich machte. Jenny zu verlieren ſchien
ihm ein Glück gegen die Pein, ſie nicht mehr
achten zu können; ſie, in deren junge Seele er
ſelbſt den Keim alles Großen und Schönen ge-
pflanzt, die er als das ſchönſte Werk des Schöpfers
angebetet hatte.

Würde nur Jemand ihm warnend, beruhi-
gend zur Seite geſtanden haben, er hätte ſich
aus der Verwirrung der Leidenſchaften leicht
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[140/0150] es gleichgültig gegen den frühern machte. Er hatte ſie ſo grenzenlos geliebt, er war bereit geweſen, ihr Alles, ſelbſt ſeinen Stolz, ſein Ehrgefühl zu opfern; zu Allmoſen von der Hand ihres Vaters hatte er ſich um ihretwillen erniedrigen gewollt, und nun er ſich am Ziele wähnte, in ihre Hand ſeine Hoffnungen, ſeine geheimſten Wünſche legte — nun beſaß ein An- derer ihr Herz und ſie entzog ihm ihre Hand unter einem Vorwande, der ſie in ſeinen Augen verächtlich machte. Jenny zu verlieren ſchien ihm ein Glück gegen die Pein, ſie nicht mehr achten zu können; ſie, in deren junge Seele er ſelbſt den Keim alles Großen und Schönen ge- pflanzt, die er als das ſchönſte Werk des Schöpfers angebetet hatte. Würde nur Jemand ihm warnend, beruhi- gend zur Seite geſtanden haben, er hätte ſich aus der Verwirrung der Leidenſchaften leicht und ſchnell zurecht gefunden; denn nur zu deut-

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/150>, abgerufen am 28.12.2024.