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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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ihr Charakter zu bekommen schien, am leichtesten
vertilgen. Die Eltern folgten seinem Rathe
und die neuen Verhältnisse machten in vielen
Beziehungen einen günstigen Eindruck auf Jenny.
Sie gewöhnte sich, ihrem Witze nicht so zügel-
los den Lauf zu lassen, als in dem elterlichen
Hause, wo man ihre beißendsten Einfälle nur
lachend getadelt hatte; sie lernte es, sich in den
Willen ihrer Mitschülerinnen zu fügen, dem
Lehrer zu gehorchen, aber sie fing auch an, sich
ihrer Fähigkeiten bewußt zu werden, die sie in
die erste Klasse gebracht, in der alle Mädchen
um ein paar Jahre älter waren als sie. Von
einem Umgange, wie Eduard ihn für sie ge-
hofft, war indessen nicht die Rede. Die halb-
erwachsenen Mädchen dieser ersten Klasse konn-
ten sich größtentheils mit dem bedeutend jün-
gern Kinde weder unterhalten, noch befreunden,
das ihnen obenein von den Lehrern mitunter
vorgezogen wurde. Andere, denen Jenny's leb-

ihr Charakter zu bekommen ſchien, am leichteſten
vertilgen. Die Eltern folgten ſeinem Rathe
und die neuen Verhältniſſe machten in vielen
Beziehungen einen günſtigen Eindruck auf Jenny.
Sie gewöhnte ſich, ihrem Witze nicht ſo zügel-
los den Lauf zu laſſen, als in dem elterlichen
Hauſe, wo man ihre beißendſten Einfälle nur
lachend getadelt hatte; ſie lernte es, ſich in den
Willen ihrer Mitſchülerinnen zu fügen, dem
Lehrer zu gehorchen, aber ſie fing auch an, ſich
ihrer Fähigkeiten bewußt zu werden, die ſie in
die erſte Klaſſe gebracht, in der alle Mädchen
um ein paar Jahre älter waren als ſie. Von
einem Umgange, wie Eduard ihn für ſie ge-
hofft, war indeſſen nicht die Rede. Die halb-
erwachſenen Mädchen dieſer erſten Klaſſe konn-
ten ſich größtentheils mit dem bedeutend jün-
gern Kinde weder unterhalten, noch befreunden,
das ihnen obenein von den Lehrern mitunter
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[56/0068] ihr Charakter zu bekommen ſchien, am leichteſten vertilgen. Die Eltern folgten ſeinem Rathe und die neuen Verhältniſſe machten in vielen Beziehungen einen günſtigen Eindruck auf Jenny. Sie gewöhnte ſich, ihrem Witze nicht ſo zügel- los den Lauf zu laſſen, als in dem elterlichen Hauſe, wo man ihre beißendſten Einfälle nur lachend getadelt hatte; ſie lernte es, ſich in den Willen ihrer Mitſchülerinnen zu fügen, dem Lehrer zu gehorchen, aber ſie fing auch an, ſich ihrer Fähigkeiten bewußt zu werden, die ſie in die erſte Klaſſe gebracht, in der alle Mädchen um ein paar Jahre älter waren als ſie. Von einem Umgange, wie Eduard ihn für ſie ge- hofft, war indeſſen nicht die Rede. Die halb- erwachſenen Mädchen dieſer erſten Klaſſe konn- ten ſich größtentheils mit dem bedeutend jün- gern Kinde weder unterhalten, noch befreunden, das ihnen obenein von den Lehrern mitunter vorgezogen wurde. Andere, denen Jenny's leb-

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/68>, abgerufen am 24.11.2024.