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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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hard es entschieden, und die junge Braut mußte
oft beschwichtigend und versöhnend auftreten,
worin sie von der Pfarrerin glücklicherweise
unterstützt wurde. Schon an dem Tage, an
dem das Brautpaar die üblichen Visiten ma-
chen sollte, gab es kleine Mißhelligkeiten.
Madame Meier hatte ein langes Register der-
jenigen Personen entworfen, denen sie sich
vorstellen sollten, und ihrem Diener die größte
Sorgfalt für die Equipage anbefohlen, als
Reinhard erklärte, er begreife nicht, weshalb
sie zu einer Menge gleichgültiger Leute fahren
müßten, mit denen sie schwerlich in Berührung
bleiben würden. Er hoffe, recht bald eine
Stelle zu bekommen und die Stadt zu verlassen;
seiner Meinung nach genüge es daher vollkom-
men, wenn sie die nächsten Verwandten und
Freunde der Familie besuchten. Zu diesen könne
er mit Jenny hingehen, wolle gleich heute da-
mit anfangen und hoffe, seine kleine Braut

hard es entſchieden, und die junge Braut mußte
oft beſchwichtigend und verſöhnend auftreten,
worin ſie von der Pfarrerin glücklicherweiſe
unterſtützt wurde. Schon an dem Tage, an
dem das Brautpaar die üblichen Viſiten ma-
chen ſollte, gab es kleine Mißhelligkeiten.
Madame Meier hatte ein langes Regiſter der-
jenigen Perſonen entworfen, denen ſie ſich
vorſtellen ſollten, und ihrem Diener die größte
Sorgfalt für die Equipage anbefohlen, als
Reinhard erklärte, er begreife nicht, weshalb
ſie zu einer Menge gleichgültiger Leute fahren
müßten, mit denen ſie ſchwerlich in Berührung
bleiben würden. Er hoffe, recht bald eine
Stelle zu bekommen und die Stadt zu verlaſſen;
ſeiner Meinung nach genüge es daher vollkom-
men, wenn ſie die nächſten Verwandten und
Freunde der Familie beſuchten. Zu dieſen könne
er mit Jenny hingehen, wolle gleich heute da-
mit anfangen und hoffe, ſeine kleine Braut

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[274/0286] hard es entſchieden, und die junge Braut mußte oft beſchwichtigend und verſöhnend auftreten, worin ſie von der Pfarrerin glücklicherweiſe unterſtützt wurde. Schon an dem Tage, an dem das Brautpaar die üblichen Viſiten ma- chen ſollte, gab es kleine Mißhelligkeiten. Madame Meier hatte ein langes Regiſter der- jenigen Perſonen entworfen, denen ſie ſich vorſtellen ſollten, und ihrem Diener die größte Sorgfalt für die Equipage anbefohlen, als Reinhard erklärte, er begreife nicht, weshalb ſie zu einer Menge gleichgültiger Leute fahren müßten, mit denen ſie ſchwerlich in Berührung bleiben würden. Er hoffe, recht bald eine Stelle zu bekommen und die Stadt zu verlaſſen; ſeiner Meinung nach genüge es daher vollkom- men, wenn ſie die nächſten Verwandten und Freunde der Familie beſuchten. Zu dieſen könne er mit Jenny hingehen, wolle gleich heute da- mit anfangen und hoffe, ſeine kleine Braut

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/286>, abgerufen am 24.11.2024.