heirathen, und das Geschäft einst übernehmen", antwortete Reinhard zögernd.
"Der Glückliche, ich könnte ihn beneiden, denn das Mädchen ist wahrhaft reizend", rief der Engländer aus.
"Das denkt Freund Reinhard auch", lachte Erlau, "und gewisse Leute wollen behaupten, daß er die junge Dame, nachdem er ihre geistige Ausbildung meisterhaft geleitet, jetzt praktisch in der Conjugation mancher Zeitwörter unterrichte, als da ist: ich liebe, du liebst u. s. w. u. s. w. Werde nicht roth, lieber Reinhard, es ist eine Bemerkung, wie jede andere, und ich theile Deine Neigung und Anhänglichkeit für das ganze Meiersche Haus. Es sind mit die besten und gebildetsten Leute der Stadt, und wenn auch die sogenannte Elite der Gesellschaft dort im Hause nicht zu sehen ist, so findet man den größten Theil unserer Gelehrten und Künstler, eine Menge von Fremden, und vortreffliche Unterhaltung bei
heirathen, und das Geſchäft einſt übernehmen“, antwortete Reinhard zögernd.
„Der Glückliche, ich könnte ihn beneiden, denn das Mädchen iſt wahrhaft reizend“, rief der Engländer aus.
„Das denkt Freund Reinhard auch“, lachte Erlau, „und gewiſſe Leute wollen behaupten, daß er die junge Dame, nachdem er ihre geiſtige Ausbildung meiſterhaft geleitet, jetzt praktiſch in der Conjugation mancher Zeitwörter unterrichte, als da iſt: ich liebe, du liebſt u. ſ. w. u. ſ. w. Werde nicht roth, lieber Reinhard, es iſt eine Bemerkung, wie jede andere, und ich theile Deine Neigung und Anhänglichkeit für das ganze Meierſche Haus. Es ſind mit die beſten und gebildetſten Leute der Stadt, und wenn auch die ſogenannte Elite der Geſellſchaft dort im Hauſe nicht zu ſehen iſt, ſo findet man den größten Theil unſerer Gelehrten und Künſtler, eine Menge von Fremden, und vortreffliche Unterhaltung bei
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[6/0018]
heirathen, und das Geſchäft einſt übernehmen“,
antwortete Reinhard zögernd.
„Der Glückliche, ich könnte ihn beneiden,
denn das Mädchen iſt wahrhaft reizend“, rief
der Engländer aus.
„Das denkt Freund Reinhard auch“, lachte
Erlau, „und gewiſſe Leute wollen behaupten, daß
er die junge Dame, nachdem er ihre geiſtige
Ausbildung meiſterhaft geleitet, jetzt praktiſch in
der Conjugation mancher Zeitwörter unterrichte,
als da iſt: ich liebe, du liebſt u. ſ. w. u. ſ. w.
Werde nicht roth, lieber Reinhard, es iſt eine
Bemerkung, wie jede andere, und ich theile
Deine Neigung und Anhänglichkeit für das
ganze Meierſche Haus. Es ſind mit die beſten
und gebildetſten Leute der Stadt, und wenn auch
die ſogenannte Elite der Geſellſchaft dort im Hauſe
nicht zu ſehen iſt, ſo findet man den größten
Theil unſerer Gelehrten und Künſtler, eine Menge
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/18>, abgerufen am 21.11.2024.
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