Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.kann, daß ich sie beim Gewerk regulär einschreiben lasse, und dann will ich einen Buchbindermeister aus ihr machen, der sich sehen lassen kann -- und die Buchführung muß sie dann auch noch lernen, denn das fehlt mir selber!" Ich suchte ihn auf das lebhafteste in seinem Vorhaben zu bestärken, rieth ihm, sich für das Mädchen die Gewerbeschule für Frauen, die man eben damals gründete, zu Nutze zu machen, und sich nicht abschrecken zu lassen, wenn das Buchbindergewerk ihm Schwierigkeiten entgegensetzen sollte. Er begriff sehr gut, wie wichtig und folgenreich das Beispiel sein würde, das er zu geben im Begriffe stand. Ich erwähne aller dieser Thatsachen, denen ich viele andere zugesellen könnte, nur um darzuthun, von wo aus wir, nach meiner Meinung, den Hauptanstoß zu der die Gewerbthätigkeit der Frauen fördernden Bewegung erwarten dürfen; und ich zweifle nicht, daß das zwingende Bedürfniß in diesem Falle das Seine thun wird, das Vorurtheil zu besiegen, das ganz allein und ausschließlich der Gewerbthätigkeit der Frauen in den Weg tritt. Es ging mit der Gewerbthätigkeit der Männer in gewisser Beziehung grade ebenso. Ich erinnere mich noch sehr wohl der Zeit, in welcher ein Regierungsrath, ein Professor, ein Geistlicher, namentlich in den Städten des Binnenlandes, vor dem Gedanken zurückschreckten, einen ihrer Söhne in den Kaufmannsstand eintreten, oder gar ihn Zimmermeister oder Maurermeister kann, daß ich sie beim Gewerk regulär einschreiben lasse, und dann will ich einen Buchbindermeister aus ihr machen, der sich sehen lassen kann — und die Buchführung muß sie dann auch noch lernen, denn das fehlt mir selber!« Ich suchte ihn auf das lebhafteste in seinem Vorhaben zu bestärken, rieth ihm, sich für das Mädchen die Gewerbeschule für Frauen, die man eben damals gründete, zu Nutze zu machen, und sich nicht abschrecken zu lassen, wenn das Buchbindergewerk ihm Schwierigkeiten entgegensetzen sollte. Er begriff sehr gut, wie wichtig und folgenreich das Beispiel sein würde, das er zu geben im Begriffe stand. Ich erwähne aller dieser Thatsachen, denen ich viele andere zugesellen könnte, nur um darzuthun, von wo aus wir, nach meiner Meinung, den Hauptanstoß zu der die Gewerbthätigkeit der Frauen fördernden Bewegung erwarten dürfen; und ich zweifle nicht, daß das zwingende Bedürfniß in diesem Falle das Seine thun wird, das Vorurtheil zu besiegen, das ganz allein und ausschließlich der Gewerbthätigkeit der Frauen in den Weg tritt. Es ging mit der Gewerbthätigkeit der Männer in gewisser Beziehung grade ebenso. Ich erinnere mich noch sehr wohl der Zeit, in welcher ein Regierungsrath, ein Professor, ein Geistlicher, namentlich in den Städten des Binnenlandes, vor dem Gedanken zurückschreckten, einen ihrer Söhne in den Kaufmannsstand eintreten, oder gar ihn Zimmermeister oder Maurermeister <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="36"/> kann, daß ich sie beim Gewerk regulär einschreiben lasse, und dann will ich einen Buchbindermeister aus ihr machen, der sich sehen lassen kann — und die Buchführung muß sie dann auch noch lernen, denn das fehlt mir selber!«</p> <p>Ich suchte ihn auf das lebhafteste in seinem Vorhaben zu bestärken, rieth ihm, sich für das Mädchen die Gewerbeschule für Frauen, die man eben damals gründete, zu Nutze zu machen, und sich nicht abschrecken zu lassen, wenn das Buchbindergewerk ihm Schwierigkeiten entgegensetzen sollte. Er begriff sehr gut, wie wichtig und folgenreich das Beispiel sein würde, das er zu geben im Begriffe stand.</p> <p>Ich erwähne aller dieser Thatsachen, denen ich viele andere zugesellen könnte, nur um darzuthun,<hi rendition="#g"> von wo aus</hi> wir, nach meiner Meinung, den Hauptanstoß zu der die Gewerbthätigkeit der Frauen fördernden Bewegung erwarten dürfen; und ich zweifle nicht, daß das zwingende Bedürfniß in diesem Falle das Seine thun wird, das Vorurtheil zu besiegen, das ganz allein und ausschließlich der Gewerbthätigkeit der Frauen in den Weg tritt. Es ging mit der Gewerbthätigkeit der Männer in gewisser Beziehung grade ebenso.</p> <p>Ich erinnere mich noch sehr wohl der Zeit, in welcher ein Regierungsrath, ein Professor, ein Geistlicher, namentlich in den Städten des Binnenlandes, vor dem Gedanken zurückschreckten, einen ihrer Söhne in den Kaufmannsstand eintreten, oder gar ihn Zimmermeister oder Maurermeister </p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0046]
kann, daß ich sie beim Gewerk regulär einschreiben lasse, und dann will ich einen Buchbindermeister aus ihr machen, der sich sehen lassen kann — und die Buchführung muß sie dann auch noch lernen, denn das fehlt mir selber!«
Ich suchte ihn auf das lebhafteste in seinem Vorhaben zu bestärken, rieth ihm, sich für das Mädchen die Gewerbeschule für Frauen, die man eben damals gründete, zu Nutze zu machen, und sich nicht abschrecken zu lassen, wenn das Buchbindergewerk ihm Schwierigkeiten entgegensetzen sollte. Er begriff sehr gut, wie wichtig und folgenreich das Beispiel sein würde, das er zu geben im Begriffe stand.
Ich erwähne aller dieser Thatsachen, denen ich viele andere zugesellen könnte, nur um darzuthun, von wo aus wir, nach meiner Meinung, den Hauptanstoß zu der die Gewerbthätigkeit der Frauen fördernden Bewegung erwarten dürfen; und ich zweifle nicht, daß das zwingende Bedürfniß in diesem Falle das Seine thun wird, das Vorurtheil zu besiegen, das ganz allein und ausschließlich der Gewerbthätigkeit der Frauen in den Weg tritt. Es ging mit der Gewerbthätigkeit der Männer in gewisser Beziehung grade ebenso.
Ich erinnere mich noch sehr wohl der Zeit, in welcher ein Regierungsrath, ein Professor, ein Geistlicher, namentlich in den Städten des Binnenlandes, vor dem Gedanken zurückschreckten, einen ihrer Söhne in den Kaufmannsstand eintreten, oder gar ihn Zimmermeister oder Maurermeister
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von zeno.org
(2013-01-04T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus zeno.org entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-04T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-04T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |