Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.gewesen bin, weiß ich nicht, was aus dem Leipziger Gewerbs-Pensionate geworden ist. Inzwischen sind in Berlin die Clement'sche Gewerbeschule für Frauen und verschiedene Schulen für gewerbliches Zeichnen für Frauen eröffnet worden, und man hat in den Lehranstalten für Kindergärtnerinnen rüstig fortgearbeitet. Auch in Hamburg hat die unermüdlich thätige Frau Wüstenfeld mit Beihilfe vermögender Gönner eine Gewerbeschule für Frauen begründet und man hat den richtigen Takt gehabt, die Zahl der Lehrgegenstände wie die Lehrzeit und das Lehrgeld möglichst zu beschränken, während man für das Fortkommen der fleißigen und fähigen Lehrlinge möglichst die Hand zu bieten versprach. Das ist sicherlich vorläufig eine Hauptsache. Denn was für die Emancipation der Frauen zur Arbeit das Unerläßlichste ist -- das ist vor allen Dingen, daß man den Ungläubigen es zeige, was für die Frauen zu erreichen möglich ist; und daß man den Vorurtheilsvollen zu Hilfe komme, indem man ihnen Beispiele von dem überwundenen Vorurtheil und von den günstigen Folgen dieser Besiegung eines Vorurtheiles vor die Augen stellt. Denn der Erfolg ist noch heute wie zu allen Zeiten der Herrscher, vor dem die Masse der Menschen sich beugt, im Guten wie leider auch im Bösen. In der Lösung aller socialen Aufgaben, und die Emancipation der Frauen zur Selbständigkeit ist unter diesen Aufgaben sicherlich eine der wichtigsten, thut das gewesen bin, weiß ich nicht, was aus dem Leipziger Gewerbs-Pensionate geworden ist. Inzwischen sind in Berlin die Clément'sche Gewerbeschule für Frauen und verschiedene Schulen für gewerbliches Zeichnen für Frauen eröffnet worden, und man hat in den Lehranstalten für Kindergärtnerinnen rüstig fortgearbeitet. Auch in Hamburg hat die unermüdlich thätige Frau Wüstenfeld mit Beihilfe vermögender Gönner eine Gewerbeschule für Frauen begründet und man hat den richtigen Takt gehabt, die Zahl der Lehrgegenstände wie die Lehrzeit und das Lehrgeld möglichst zu beschränken, während man für das Fortkommen der fleißigen und fähigen Lehrlinge möglichst die Hand zu bieten versprach. Das ist sicherlich vorläufig eine Hauptsache. Denn was für die Emancipation der Frauen zur Arbeit das Unerläßlichste ist — das ist vor allen Dingen, daß man den Ungläubigen es zeige, was für die Frauen zu erreichen möglich ist; und daß man den Vorurtheilsvollen zu Hilfe komme, indem man ihnen Beispiele von dem überwundenen Vorurtheil und von den günstigen Folgen dieser Besiegung eines Vorurtheiles vor die Augen stellt. Denn der Erfolg ist noch heute wie zu allen Zeiten der Herrscher, vor dem die Masse der Menschen sich beugt, im Guten wie leider auch im Bösen. In der Lösung aller socialen Aufgaben, und die Emancipation der Frauen zur Selbständigkeit ist unter diesen Aufgaben sicherlich eine der wichtigsten, thut das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="24"/> gewesen bin, weiß ich nicht, was aus dem Leipziger Gewerbs-Pensionate geworden ist. Inzwischen sind in Berlin die Clément'sche Gewerbeschule für Frauen und verschiedene Schulen für gewerbliches Zeichnen für Frauen eröffnet worden, und man hat in den Lehranstalten für Kindergärtnerinnen rüstig fortgearbeitet. Auch in Hamburg hat die unermüdlich thätige Frau Wüstenfeld mit Beihilfe vermögender Gönner eine Gewerbeschule für Frauen begründet und man hat den richtigen Takt gehabt, die Zahl der Lehrgegenstände wie die Lehrzeit und das Lehrgeld möglichst zu beschränken, während man für das Fortkommen der fleißigen und fähigen Lehrlinge möglichst die Hand zu bieten versprach. Das ist sicherlich vorläufig eine Hauptsache. Denn was für die Emancipation der Frauen zur Arbeit das Unerläßlichste ist — das ist vor allen Dingen, daß man den Ungläubigen es zeige, was für die Frauen zu erreichen möglich ist; und daß man den Vorurtheilsvollen zu Hilfe komme, indem man ihnen Beispiele von dem überwundenen Vorurtheil und von den günstigen Folgen dieser Besiegung eines Vorurtheiles vor die Augen stellt. Denn der <hi rendition="#g">Erfolg</hi> ist noch heute wie zu allen Zeiten der Herrscher, vor dem die Masse der Menschen sich beugt, im Guten wie leider auch im Bösen.</p> <p>In der Lösung aller socialen Aufgaben, und die Emancipation der Frauen zur Selbständigkeit ist unter diesen Aufgaben sicherlich eine der wichtigsten, thut das </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0034]
gewesen bin, weiß ich nicht, was aus dem Leipziger Gewerbs-Pensionate geworden ist. Inzwischen sind in Berlin die Clément'sche Gewerbeschule für Frauen und verschiedene Schulen für gewerbliches Zeichnen für Frauen eröffnet worden, und man hat in den Lehranstalten für Kindergärtnerinnen rüstig fortgearbeitet. Auch in Hamburg hat die unermüdlich thätige Frau Wüstenfeld mit Beihilfe vermögender Gönner eine Gewerbeschule für Frauen begründet und man hat den richtigen Takt gehabt, die Zahl der Lehrgegenstände wie die Lehrzeit und das Lehrgeld möglichst zu beschränken, während man für das Fortkommen der fleißigen und fähigen Lehrlinge möglichst die Hand zu bieten versprach. Das ist sicherlich vorläufig eine Hauptsache. Denn was für die Emancipation der Frauen zur Arbeit das Unerläßlichste ist — das ist vor allen Dingen, daß man den Ungläubigen es zeige, was für die Frauen zu erreichen möglich ist; und daß man den Vorurtheilsvollen zu Hilfe komme, indem man ihnen Beispiele von dem überwundenen Vorurtheil und von den günstigen Folgen dieser Besiegung eines Vorurtheiles vor die Augen stellt. Denn der Erfolg ist noch heute wie zu allen Zeiten der Herrscher, vor dem die Masse der Menschen sich beugt, im Guten wie leider auch im Bösen.
In der Lösung aller socialen Aufgaben, und die Emancipation der Frauen zur Selbständigkeit ist unter diesen Aufgaben sicherlich eine der wichtigsten, thut das
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Zitationshilfe: | Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/34>, abgerufen am 16.07.2024. |