Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.sehen und verstehen zu wollen schienen, was doch in ihrem nächsten Bereiche lag. Aber heute noch ist die Zahl derjenigen Personen nicht gering, denen man es versichern muß, daß jedes Frauenzimmer herzlich gern dazu bereit ist, in seinem achtzehnten oder zwanzigsten Jahre einen braven Mann zu heirathen, der es ernährt; daß alle Mädchen es für das größte Glück erachten, einen geliebten Mann und gesunde Kinder zu haben, und daß es uns ein beneidenswerthes Loos dünkt, wenn eine Frau ganz ausschließlich und bis an ihr Lebensende für die Ihren, für Mann und Kinder leben kann. Es ist mir, so weit meine Kenntniß von dem Wünschen und Begehren des weiblichen Geschlechtes reicht, kein Mädchen vorgekommen, das nicht, selbst bei großer künstlerischer Begabung und nach beträchtlichen Erfolgen in seinem künstlerischen Berufe, bald bereit gewesen wäre, auf seine Unabhängigkeit zu verzichten, wenn sich ihm das Glück geboten hat, in ein sorgenfreies Haus als Gattin eines geliebten Mannes eintreten zu können. Man darf allen denen, welche etwa heute noch gegen unsere Emancipation zur Arbeit eingenommen sein sollten, die tröstliche Versicherung geben, daß die Frauen in der Masse gar nicht so entsetzlich darauf erpicht sind, sich ihr Brod durch ihre Arbeit selber zu verdienen. Sie sind dazu im allgemeinen noch viel zu oberflächlich, viel zu gedankenlos! Es ist ihnen im großen Ganzen noch sehr angenehm, wenn ein Anderer das Geld zu sehen und verstehen zu wollen schienen, was doch in ihrem nächsten Bereiche lag. Aber heute noch ist die Zahl derjenigen Personen nicht gering, denen man es versichern muß, daß jedes Frauenzimmer herzlich gern dazu bereit ist, in seinem achtzehnten oder zwanzigsten Jahre einen braven Mann zu heirathen, der es ernährt; daß alle Mädchen es für das größte Glück erachten, einen geliebten Mann und gesunde Kinder zu haben, und daß es uns ein beneidenswerthes Loos dünkt, wenn eine Frau ganz ausschließlich und bis an ihr Lebensende für die Ihren, für Mann und Kinder leben kann. Es ist mir, so weit meine Kenntniß von dem Wünschen und Begehren des weiblichen Geschlechtes reicht, kein Mädchen vorgekommen, das nicht, selbst bei großer künstlerischer Begabung und nach beträchtlichen Erfolgen in seinem künstlerischen Berufe, bald bereit gewesen wäre, auf seine Unabhängigkeit zu verzichten, wenn sich ihm das Glück geboten hat, in ein sorgenfreies Haus als Gattin eines geliebten Mannes eintreten zu können. Man darf allen denen, welche etwa heute noch gegen unsere Emancipation zur Arbeit eingenommen sein sollten, die tröstliche Versicherung geben, daß die Frauen in der Masse gar nicht so entsetzlich darauf erpicht sind, sich ihr Brod durch ihre Arbeit selber zu verdienen. Sie sind dazu im allgemeinen noch viel zu oberflächlich, viel zu gedankenlos! Es ist ihnen im großen Ganzen noch sehr angenehm, wenn ein Anderer das Geld zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="11"/> sehen und verstehen zu wollen schienen, was doch in ihrem nächsten Bereiche lag. Aber heute noch ist die Zahl derjenigen Personen nicht gering, denen man es versichern muß, daß jedes Frauenzimmer herzlich gern dazu bereit ist, in seinem achtzehnten oder zwanzigsten Jahre einen braven Mann zu heirathen, der es ernährt; daß alle Mädchen es für das größte Glück erachten, einen geliebten Mann und gesunde Kinder zu haben, und daß es uns ein beneidenswerthes Loos dünkt, wenn eine Frau ganz ausschließlich und bis an ihr Lebensende für die Ihren, für Mann und Kinder leben kann. Es ist mir, so weit meine Kenntniß von dem Wünschen und Begehren des weiblichen Geschlechtes reicht, kein Mädchen vorgekommen, das nicht, selbst bei großer künstlerischer Begabung und nach beträchtlichen Erfolgen in seinem künstlerischen Berufe, bald bereit gewesen wäre, auf seine Unabhängigkeit zu verzichten, wenn sich ihm das Glück geboten hat, in ein sorgenfreies Haus als Gattin eines geliebten Mannes eintreten zu können.</p> <p>Man darf allen denen, welche etwa heute noch gegen unsere Emancipation zur Arbeit eingenommen sein sollten, die tröstliche Versicherung geben, daß die Frauen in der Masse gar nicht so entsetzlich darauf erpicht sind, sich ihr Brod durch ihre Arbeit selber zu verdienen. Sie sind dazu im allgemeinen noch viel zu oberflächlich, viel zu gedankenlos! Es ist ihnen im großen Ganzen noch sehr angenehm, wenn ein Anderer das Geld zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0021]
sehen und verstehen zu wollen schienen, was doch in ihrem nächsten Bereiche lag. Aber heute noch ist die Zahl derjenigen Personen nicht gering, denen man es versichern muß, daß jedes Frauenzimmer herzlich gern dazu bereit ist, in seinem achtzehnten oder zwanzigsten Jahre einen braven Mann zu heirathen, der es ernährt; daß alle Mädchen es für das größte Glück erachten, einen geliebten Mann und gesunde Kinder zu haben, und daß es uns ein beneidenswerthes Loos dünkt, wenn eine Frau ganz ausschließlich und bis an ihr Lebensende für die Ihren, für Mann und Kinder leben kann. Es ist mir, so weit meine Kenntniß von dem Wünschen und Begehren des weiblichen Geschlechtes reicht, kein Mädchen vorgekommen, das nicht, selbst bei großer künstlerischer Begabung und nach beträchtlichen Erfolgen in seinem künstlerischen Berufe, bald bereit gewesen wäre, auf seine Unabhängigkeit zu verzichten, wenn sich ihm das Glück geboten hat, in ein sorgenfreies Haus als Gattin eines geliebten Mannes eintreten zu können.
Man darf allen denen, welche etwa heute noch gegen unsere Emancipation zur Arbeit eingenommen sein sollten, die tröstliche Versicherung geben, daß die Frauen in der Masse gar nicht so entsetzlich darauf erpicht sind, sich ihr Brod durch ihre Arbeit selber zu verdienen. Sie sind dazu im allgemeinen noch viel zu oberflächlich, viel zu gedankenlos! Es ist ihnen im großen Ganzen noch sehr angenehm, wenn ein Anderer das Geld zu
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Zitationshilfe: | Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/21>, abgerufen am 16.07.2024. |