Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.welche ich Ihnen in diesen Briefen gemacht habe; und wollten Sie einen Verein begründen, der dem sinnlosen Kleideraufwand, als ein neuer Mäßigkeitsverein, entgegenträte, so würden Sie wirklich etwas Gutes stiften. Es sind oft große Dinge aus kleinen Anfängen hervorgegangen; und da jetzt bereits edle, hochgesinnte Männer für die Emancipation der Frauen thätig sind, ist es da nicht an den Frauen selber, jenen Männern durch ihre Selbsterziehung soweit als immer möglich vorzuarbeiten? Ist es nicht die Pflicht der Frauen, jenen Männern entgegenzu gehen, um sobald als möglich die hülfreiche Hand ergreifen zu können, die ihnen von dem männlichen Gerechtigkeitsgefühle dargeboten wird? Es ist erhebend, wie der großherzigste Vertheidiger der Frauenrechte, wie John Stuart Mill, in verschiedenen seiner Schriften für die Frauen eintritt, und es ist rührend, die Worte zu lesen, mit welchen er seine gesammelten kleinen Schriften dem Andenken seiner verstorbenen Gattin weiht. "Sie brachte jeder Gesellschaft," so sagt er von ihr, "in welcher sie erschien, in ihrer Person Licht und Leben und Anmuth mit, und doch war der Grundzug ihres Wesens ein gewaltiger Ernst, der aus dem Zusammenwirken der stärksten und tiefsten Gedanken und der erhabensten Empfindungen entsprang. Alles, was einzeln in Einzelnen gefunden, Bewunderung erregt, schien sich in ihr vereint zu haben: ein zartes und gesundes Gewissen, eine nur durch ihr Gerechtigkeitsgefühl welche ich Ihnen in diesen Briefen gemacht habe; und wollten Sie einen Verein begründen, der dem sinnlosen Kleideraufwand, als ein neuer Mäßigkeitsverein, entgegenträte, so würden Sie wirklich etwas Gutes stiften. Es sind oft große Dinge aus kleinen Anfängen hervorgegangen; und da jetzt bereits edle, hochgesinnte Männer für die Emancipation der Frauen thätig sind, ist es da nicht an den Frauen selber, jenen Männern durch ihre Selbsterziehung soweit als immer möglich vorzuarbeiten? Ist es nicht die Pflicht der Frauen, jenen Männern entgegenzu gehen, um sobald als möglich die hülfreiche Hand ergreifen zu können, die ihnen von dem männlichen Gerechtigkeitsgefühle dargeboten wird? Es ist erhebend, wie der großherzigste Vertheidiger der Frauenrechte, wie John Stuart Mill, in verschiedenen seiner Schriften für die Frauen eintritt, und es ist rührend, die Worte zu lesen, mit welchen er seine gesammelten kleinen Schriften dem Andenken seiner verstorbenen Gattin weiht. »Sie brachte jeder Gesellschaft,« so sagt er von ihr, »in welcher sie erschien, in ihrer Person Licht und Leben und Anmuth mit, und doch war der Grundzug ihres Wesens ein gewaltiger Ernst, der aus dem Zusammenwirken der stärksten und tiefsten Gedanken und der erhabensten Empfindungen entsprang. Alles, was einzeln in Einzelnen gefunden, Bewunderung erregt, schien sich in ihr vereint zu haben: ein zartes und gesundes Gewissen, eine nur durch ihr Gerechtigkeitsgefühl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0163" n="153"/> welche ich Ihnen in diesen Briefen gemacht habe; und wollten Sie einen Verein begründen, der dem sinnlosen Kleideraufwand, <hi rendition="#g">als ein neuer Mäßigkeitsverein</hi>, entgegenträte, so würden Sie wirklich etwas Gutes stiften. Es sind oft große Dinge aus kleinen Anfängen hervorgegangen; und da jetzt bereits edle, hochgesinnte Männer für die Emancipation der Frauen thätig sind, ist es da nicht an den Frauen selber, jenen Männern durch ihre Selbsterziehung soweit als immer möglich vorzuarbeiten? Ist es nicht die Pflicht der Frauen, jenen Männern entgegenzu gehen, um sobald als möglich die hülfreiche Hand ergreifen zu können, die ihnen von dem männlichen Gerechtigkeitsgefühle dargeboten wird?</p> <p>Es ist erhebend, wie der großherzigste Vertheidiger der Frauenrechte, wie John Stuart Mill, in verschiedenen seiner Schriften für die Frauen eintritt, und es ist rührend, die Worte zu lesen, mit welchen er seine gesammelten kleinen Schriften dem Andenken seiner verstorbenen Gattin weiht. »Sie brachte jeder Gesellschaft,« so sagt er von ihr, »in welcher sie erschien, in ihrer Person Licht und Leben und Anmuth mit, und doch war der Grundzug ihres Wesens ein gewaltiger Ernst, der aus dem Zusammenwirken der stärksten und tiefsten Gedanken und der erhabensten Empfindungen entsprang. Alles, was einzeln in Einzelnen gefunden, Bewunderung erregt, schien sich in ihr vereint zu haben: ein zartes und gesundes Gewissen, eine nur durch ihr Gerechtigkeitsgefühl </p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0163]
welche ich Ihnen in diesen Briefen gemacht habe; und wollten Sie einen Verein begründen, der dem sinnlosen Kleideraufwand, als ein neuer Mäßigkeitsverein, entgegenträte, so würden Sie wirklich etwas Gutes stiften. Es sind oft große Dinge aus kleinen Anfängen hervorgegangen; und da jetzt bereits edle, hochgesinnte Männer für die Emancipation der Frauen thätig sind, ist es da nicht an den Frauen selber, jenen Männern durch ihre Selbsterziehung soweit als immer möglich vorzuarbeiten? Ist es nicht die Pflicht der Frauen, jenen Männern entgegenzu gehen, um sobald als möglich die hülfreiche Hand ergreifen zu können, die ihnen von dem männlichen Gerechtigkeitsgefühle dargeboten wird?
Es ist erhebend, wie der großherzigste Vertheidiger der Frauenrechte, wie John Stuart Mill, in verschiedenen seiner Schriften für die Frauen eintritt, und es ist rührend, die Worte zu lesen, mit welchen er seine gesammelten kleinen Schriften dem Andenken seiner verstorbenen Gattin weiht. »Sie brachte jeder Gesellschaft,« so sagt er von ihr, »in welcher sie erschien, in ihrer Person Licht und Leben und Anmuth mit, und doch war der Grundzug ihres Wesens ein gewaltiger Ernst, der aus dem Zusammenwirken der stärksten und tiefsten Gedanken und der erhabensten Empfindungen entsprang. Alles, was einzeln in Einzelnen gefunden, Bewunderung erregt, schien sich in ihr vereint zu haben: ein zartes und gesundes Gewissen, eine nur durch ihr Gerechtigkeitsgefühl
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