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Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.

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Gestalt, oder vollends mit einem Thurmbau von falschen Haaren, wie er jetzt beliebt ist, durch die Straßen gegangen wäre. Dabei fragt man sich noch obendrein ganz unwillkürlich: Wen wollen Sie denn täuschen mit dem Haarschmuck, den wir Alle, die Männer sowohl als die Frauen, fix und fertig, mit Chignon und Kamm und Cavalierlocken, zu so und so viel Thalern an dem Fenster jedes beliebigen Friseurladens zum Kaufe hängen sehen? Es taxirt ja jede Frau die Herrlichkeit dieses Ihres Haarwuchses bei Heller und Pfennig richtig ab -- und es leben doch ein gut Theil verständiger junger und älterer Männer unter uns, die sich die Frage aufwerfen: Wie viel Tage, wie viel Monate muß der Mann arbeiten, wie viel Waare muß er umsetzen, wie viel Artikel muß er schreiben, ehe er die Mittel zur Bekleidung eines solchen Frauenzimmers herbeizuschaffen vermag?

Neben diesen verständigen Männern geht nun, um das Unheil voll zu machen, auch noch die ganze große Zahl aller der unbemittelten Männer und Frauen durch die Straßen, die mit ihrer schweren Arbeit kaum des Lebens Nothdurft für sich und die Ihren zu erwerben fähig sind. Glauben Sie, daß diesen Menschen bei Ihrem Anblick und wenn sie an den Schaufenstern die Preise Ihrer Kleidungsstücke und Frisuren lesen, nicht alltäglich und allstündlich der Gedanke kommen muß: Mit dem Gelde, das eine solche Schärpe, ein solcher Haaraufsatz kosten, könnte ich meine Kinder kleiden, könnte

Gestalt, oder vollends mit einem Thurmbau von falschen Haaren, wie er jetzt beliebt ist, durch die Straßen gegangen wäre. Dabei fragt man sich noch obendrein ganz unwillkürlich: Wen wollen Sie denn täuschen mit dem Haarschmuck, den wir Alle, die Männer sowohl als die Frauen, fix und fertig, mit Chignon und Kamm und Cavalierlocken, zu so und so viel Thalern an dem Fenster jedes beliebigen Friseurladens zum Kaufe hängen sehen? Es taxirt ja jede Frau die Herrlichkeit dieses Ihres Haarwuchses bei Heller und Pfennig richtig ab — und es leben doch ein gut Theil verständiger junger und älterer Männer unter uns, die sich die Frage aufwerfen: Wie viel Tage, wie viel Monate muß der Mann arbeiten, wie viel Waare muß er umsetzen, wie viel Artikel muß er schreiben, ehe er die Mittel zur Bekleidung eines solchen Frauenzimmers herbeizuschaffen vermag?

Neben diesen verständigen Männern geht nun, um das Unheil voll zu machen, auch noch die ganze große Zahl aller der unbemittelten Männer und Frauen durch die Straßen, die mit ihrer schweren Arbeit kaum des Lebens Nothdurft für sich und die Ihren zu erwerben fähig sind. Glauben Sie, daß diesen Menschen bei Ihrem Anblick und wenn sie an den Schaufenstern die Preise Ihrer Kleidungsstücke und Frisuren lesen, nicht alltäglich und allstündlich der Gedanke kommen muß: Mit dem Gelde, das eine solche Schärpe, ein solcher Haaraufsatz kosten, könnte ich meine Kinder kleiden, könnte

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[150/0160] Gestalt, oder vollends mit einem Thurmbau von falschen Haaren, wie er jetzt beliebt ist, durch die Straßen gegangen wäre. Dabei fragt man sich noch obendrein ganz unwillkürlich: Wen wollen Sie denn täuschen mit dem Haarschmuck, den wir Alle, die Männer sowohl als die Frauen, fix und fertig, mit Chignon und Kamm und Cavalierlocken, zu so und so viel Thalern an dem Fenster jedes beliebigen Friseurladens zum Kaufe hängen sehen? Es taxirt ja jede Frau die Herrlichkeit dieses Ihres Haarwuchses bei Heller und Pfennig richtig ab — und es leben doch ein gut Theil verständiger junger und älterer Männer unter uns, die sich die Frage aufwerfen: Wie viel Tage, wie viel Monate muß der Mann arbeiten, wie viel Waare muß er umsetzen, wie viel Artikel muß er schreiben, ehe er die Mittel zur Bekleidung eines solchen Frauenzimmers herbeizuschaffen vermag? Neben diesen verständigen Männern geht nun, um das Unheil voll zu machen, auch noch die ganze große Zahl aller der unbemittelten Männer und Frauen durch die Straßen, die mit ihrer schweren Arbeit kaum des Lebens Nothdurft für sich und die Ihren zu erwerben fähig sind. Glauben Sie, daß diesen Menschen bei Ihrem Anblick und wenn sie an den Schaufenstern die Preise Ihrer Kleidungsstücke und Frisuren lesen, nicht alltäglich und allstündlich der Gedanke kommen muß: Mit dem Gelde, das eine solche Schärpe, ein solcher Haaraufsatz kosten, könnte ich meine Kinder kleiden, könnte

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/160>, abgerufen am 24.11.2024.