Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.mit denen sie zufällig in Berührung gerathen, so fing sie jetzt an, ihm einen wahren Cultus zu weihen, und je erhabener ihr Gott, um so größer sie selbst, die Prophetin, die ihn allein verstand. Die Anbetung Hellwig's und die Schätzung ihres eigenen Werthes steigerten einander und wuchsen in unglaublicher Schnelle, da Hellwig Adelens Irrthum nährte. Er war eitel genug, sich jeder weiblichen Eroberung zu freuen, und gab sich bald mit Wohlgefallen der Neigung Adelens hin. Er ließ es geschehen, wenn sie ihm in begeisterter Rede von seinen Schriften sprach, wenn sie ihm schilderte, wie sie sich daran erzogen und erhoben, wenn sie sich sein Werk nannte, und sein Geschöpf. Ja mehr noch! er glaubte, was sie ihm sagte. Unselbständig und phantastisch, ließ er sich hinreißen und beherrschen von ihrer Verblendung. Während er Anfangs mit Lächeln auf ihre Leidenschaft herabsah, verstrickte er sich allmählich in das Verhältniß, und nur zu mit denen sie zufällig in Berührung gerathen, so fing sie jetzt an, ihm einen wahren Cultus zu weihen, und je erhabener ihr Gott, um so größer sie selbst, die Prophetin, die ihn allein verstand. Die Anbetung Hellwig’s und die Schätzung ihres eigenen Werthes steigerten einander und wuchsen in unglaublicher Schnelle, da Hellwig Adelens Irrthum nährte. Er war eitel genug, sich jeder weiblichen Eroberung zu freuen, und gab sich bald mit Wohlgefallen der Neigung Adelens hin. Er ließ es geschehen, wenn sie ihm in begeisterter Rede von seinen Schriften sprach, wenn sie ihm schilderte, wie sie sich daran erzogen und erhoben, wenn sie sich sein Werk nannte, und sein Geschöpf. Ja mehr noch! er glaubte, was sie ihm sagte. Unselbständig und phantastisch, ließ er sich hinreißen und beherrschen von ihrer Verblendung. Während er Anfangs mit Lächeln auf ihre Leidenschaft herabsah, verstrickte er sich allmählich in das Verhältniß, und nur zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="45"/> mit denen sie zufällig in Berührung gerathen, so fing sie jetzt an, ihm einen wahren Cultus zu weihen, und je erhabener ihr Gott, um so größer sie selbst, die Prophetin, die ihn allein verstand. Die Anbetung Hellwig’s und die Schätzung ihres eigenen Werthes steigerten einander und wuchsen in unglaublicher Schnelle, da Hellwig Adelens Irrthum nährte. Er war eitel genug, sich jeder weiblichen Eroberung zu freuen, und gab sich bald mit Wohlgefallen der Neigung Adelens hin. Er ließ es geschehen, wenn sie ihm in begeisterter Rede von seinen Schriften sprach, wenn sie ihm schilderte, wie sie sich daran erzogen und erhoben, wenn sie sich sein Werk nannte, und sein Geschöpf. Ja mehr noch! er glaubte, was sie ihm sagte. Unselbständig und phantastisch, ließ er sich hinreißen und beherrschen von ihrer Verblendung. Während er Anfangs mit Lächeln auf ihre Leidenschaft herabsah, verstrickte er sich allmählich in das Verhältniß, und nur zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [45/0055]
mit denen sie zufällig in Berührung gerathen, so fing sie jetzt an, ihm einen wahren Cultus zu weihen, und je erhabener ihr Gott, um so größer sie selbst, die Prophetin, die ihn allein verstand. Die Anbetung Hellwig’s und die Schätzung ihres eigenen Werthes steigerten einander und wuchsen in unglaublicher Schnelle, da Hellwig Adelens Irrthum nährte. Er war eitel genug, sich jeder weiblichen Eroberung zu freuen, und gab sich bald mit Wohlgefallen der Neigung Adelens hin. Er ließ es geschehen, wenn sie ihm in begeisterter Rede von seinen Schriften sprach, wenn sie ihm schilderte, wie sie sich daran erzogen und erhoben, wenn sie sich sein Werk nannte, und sein Geschöpf. Ja mehr noch! er glaubte, was sie ihm sagte. Unselbständig und phantastisch, ließ er sich hinreißen und beherrschen von ihrer Verblendung. Während er Anfangs mit Lächeln auf ihre Leidenschaft herabsah, verstrickte er sich allmählich in das Verhältniß, und nur zu
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