Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht eine besondere Liebe für die Leute, welche sie zu dieser Aenderung antrieb, sondern eine nun doch plötzlich wieder erwachende und unbestimmte Scheu vor der Einsamkeit am Weihnachtsabende.

Sie kaufte einen kleinen Tannenbaum, Aepfel, Nüsse, Honigkuchen, Lichte, und der Tag ging ihr damit hin, den Baum zu schmücken. Am Nachmittage deckte sie den Weihnachtstisch, setzte den fertigen Baum hinauf, legte für die Wittwe und die Kinder die Geschenke hin, und wie sie nun dastand und Alles fertig hatte, und sich daran erfreuen wollte, da fiel eine herzbeklemmende Traurigkeit auf sie hernieder.

Es däuchte sie so hart, daß sie sich die Freude erkaufen wollen für den Abend, daß sie sich fremde Menschen suchen mußte, denen sie sich ein Liebes thun konnte, daß Niemand da war, zu dem sie hingehörte, an den eine Pflicht, ein dauerndes Band der Liebe oder der Verwandtschaft sie natürlich fesselte.

nicht eine besondere Liebe für die Leute, welche sie zu dieser Aenderung antrieb, sondern eine nun doch plötzlich wieder erwachende und unbestimmte Scheu vor der Einsamkeit am Weihnachtsabende.

Sie kaufte einen kleinen Tannenbaum, Aepfel, Nüsse, Honigkuchen, Lichte, und der Tag ging ihr damit hin, den Baum zu schmücken. Am Nachmittage deckte sie den Weihnachtstisch, setzte den fertigen Baum hinauf, legte für die Wittwe und die Kinder die Geschenke hin, und wie sie nun dastand und Alles fertig hatte, und sich daran erfreuen wollte, da fiel eine herzbeklemmende Traurigkeit auf sie hernieder.

Es däuchte sie so hart, daß sie sich die Freude erkaufen wollen für den Abend, daß sie sich fremde Menschen suchen mußte, denen sie sich ein Liebes thun konnte, daß Niemand da war, zu dem sie hingehörte, an den eine Pflicht, ein dauerndes Band der Liebe oder der Verwandtschaft sie natürlich fesselte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0275" n="265"/>
nicht eine besondere Liebe für die Leute, welche sie zu dieser Aenderung antrieb, sondern eine nun doch plötzlich wieder erwachende und unbestimmte Scheu vor der Einsamkeit am Weihnachtsabende.</p>
        <p>                                                          Sie kaufte einen kleinen Tannenbaum, Aepfel, Nüsse, Honigkuchen, Lichte, und der Tag ging ihr damit hin, den Baum zu schmücken. Am Nachmittage deckte sie den Weihnachtstisch, setzte den fertigen Baum hinauf, legte für die Wittwe und die Kinder die Geschenke hin, und wie sie nun dastand und Alles fertig hatte, und sich daran erfreuen wollte, da fiel eine herzbeklemmende Traurigkeit auf sie hernieder.</p>
        <p>                                                  Es däuchte sie so hart, daß sie sich die Freude erkaufen wollen für den Abend, daß sie sich fremde Menschen suchen mußte, denen sie sich ein Liebes thun konnte, daß Niemand da war, zu dem sie hingehörte, an den eine Pflicht, ein dauerndes Band der Liebe oder der Verwandtschaft sie natürlich fesselte.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0275] nicht eine besondere Liebe für die Leute, welche sie zu dieser Aenderung antrieb, sondern eine nun doch plötzlich wieder erwachende und unbestimmte Scheu vor der Einsamkeit am Weihnachtsabende. Sie kaufte einen kleinen Tannenbaum, Aepfel, Nüsse, Honigkuchen, Lichte, und der Tag ging ihr damit hin, den Baum zu schmücken. Am Nachmittage deckte sie den Weihnachtstisch, setzte den fertigen Baum hinauf, legte für die Wittwe und die Kinder die Geschenke hin, und wie sie nun dastand und Alles fertig hatte, und sich daran erfreuen wollte, da fiel eine herzbeklemmende Traurigkeit auf sie hernieder. Es däuchte sie so hart, daß sie sich die Freude erkaufen wollen für den Abend, daß sie sich fremde Menschen suchen mußte, denen sie sich ein Liebes thun konnte, daß Niemand da war, zu dem sie hingehörte, an den eine Pflicht, ein dauerndes Band der Liebe oder der Verwandtschaft sie natürlich fesselte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-02-04T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-04T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/275
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/275>, abgerufen am 25.11.2024.