Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

nennen. Nur seine Stimme war einnehmend und der Ausdruck seiner Augen eben so klug als gut.
Willmar fand sich augenblicklich zu ihm hingezogen, und als man Abends am Theetische beisammen war, als von beiden Seiten Familienerinnerungen lebendig wurden, hatte Willmar die Ueberzeugung, sich in seiner Wahl nicht getäuscht zu haben, sofern sie das Geschäft betraf, wie Samuel den Vorsatz hegte, wenn es ihm irgend möglich sei, dem Zutrauen dieses Mannes zu entsprechen. Frau Willmar, stets geneigt, sich den Ansichten ihres Mannes anzupassen, bemerkte schnell das Wohlgefallen, das dieser an dem Vetter hatte, und da er bestimmt war, mit ihnen zu leben, da ihre Zukunft zum Theil von seinen Fähigkeiten und von seinem guten Willen abhing, war sie bemüht, ihm ihr Haus gleich am ersten Abende gefällig und vertraut erscheinen zu lassen.

Freilich kam er ihr in seinen Ansichten etwas schwerfällig und trocken, in seinen Manieren pedantisch

nennen. Nur seine Stimme war einnehmend und der Ausdruck seiner Augen eben so klug als gut.
Willmar fand sich augenblicklich zu ihm hingezogen, und als man Abends am Theetische beisammen war, als von beiden Seiten Familienerinnerungen lebendig wurden, hatte Willmar die Ueberzeugung, sich in seiner Wahl nicht getäuscht zu haben, sofern sie das Geschäft betraf, wie Samuel den Vorsatz hegte, wenn es ihm irgend möglich sei, dem Zutrauen dieses Mannes zu entsprechen. Frau Willmar, stets geneigt, sich den Ansichten ihres Mannes anzupassen, bemerkte schnell das Wohlgefallen, das dieser an dem Vetter hatte, und da er bestimmt war, mit ihnen zu leben, da ihre Zukunft zum Theil von seinen Fähigkeiten und von seinem guten Willen abhing, war sie bemüht, ihm ihr Haus gleich am ersten Abende gefällig und vertraut erscheinen zu lassen.

Freilich kam er ihr in seinen Ansichten etwas schwerfällig und trocken, in seinen Manieren pedantisch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0026" n="16"/>
nennen. Nur seine Stimme war einnehmend und der Ausdruck seiner Augen eben so klug als gut.<lb/>
Willmar fand sich augenblicklich zu ihm hingezogen, und als man Abends am Theetische beisammen war, als von beiden Seiten Familienerinnerungen lebendig wurden, hatte Willmar die Ueberzeugung, sich in seiner Wahl nicht getäuscht zu haben, sofern sie das Geschäft betraf, wie Samuel den Vorsatz hegte, wenn es ihm irgend möglich sei, dem Zutrauen dieses Mannes zu entsprechen. Frau Willmar, stets geneigt, sich den Ansichten ihres Mannes anzupassen, bemerkte schnell das Wohlgefallen, das dieser an dem Vetter hatte, und da er bestimmt war, mit ihnen zu leben, da ihre Zukunft zum Theil von seinen Fähigkeiten und von seinem guten Willen abhing, war sie bemüht, ihm ihr Haus gleich am ersten Abende gefällig und vertraut erscheinen zu lassen.</p>
        <p>                         Freilich kam er ihr in seinen Ansichten etwas schwerfällig und trocken, in seinen Manieren pedantisch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0026] nennen. Nur seine Stimme war einnehmend und der Ausdruck seiner Augen eben so klug als gut. Willmar fand sich augenblicklich zu ihm hingezogen, und als man Abends am Theetische beisammen war, als von beiden Seiten Familienerinnerungen lebendig wurden, hatte Willmar die Ueberzeugung, sich in seiner Wahl nicht getäuscht zu haben, sofern sie das Geschäft betraf, wie Samuel den Vorsatz hegte, wenn es ihm irgend möglich sei, dem Zutrauen dieses Mannes zu entsprechen. Frau Willmar, stets geneigt, sich den Ansichten ihres Mannes anzupassen, bemerkte schnell das Wohlgefallen, das dieser an dem Vetter hatte, und da er bestimmt war, mit ihnen zu leben, da ihre Zukunft zum Theil von seinen Fähigkeiten und von seinem guten Willen abhing, war sie bemüht, ihm ihr Haus gleich am ersten Abende gefällig und vertraut erscheinen zu lassen. Freilich kam er ihr in seinen Ansichten etwas schwerfällig und trocken, in seinen Manieren pedantisch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-02-04T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-04T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/26
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/26>, abgerufen am 28.03.2024.