Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

schien, da er bisweilen der widerwärtigen Lage dachte, einsam in einem Gasthof krank zu sein.

Auch fochten seine Rede und seine üble Stimmung Adele gar nicht an. Sie blieb bei ihm, weil's ihr natürlich war zu bleiben, und alle Reizbarkeit des Kranken, alle seine Härte, flößten ihr nur den Wunsch ein, ihm helfen und ihn befriedigen zu können. Ob er ihr Unrecht thue, daruber sann sie gar nicht nach. Sie war zu liebevoll mit ihm beschäftigt, um an sich selbst zu denken, und grade weil's freiwillig war, erschien ihr Alles leicht und einfach, was sie für ihn that. Sie fragte sich nicht, was sie empfinde, was später werden würde? Sie fühlte sich zufrieden in der Erfüllung einer lieben Pflicht, wenn sie den Tag beendet, und äußerte Samuel einmal ein Wort des Dankes, so kam ihr das wie eine große Freude vor.

Samuel aber, der unthätig da lag, dachte und grübelte nur um so mehr. Es war zum ersten

schien, da er bisweilen der widerwärtigen Lage dachte, einsam in einem Gasthof krank zu sein.

Auch fochten seine Rede und seine üble Stimmung Adele gar nicht an. Sie blieb bei ihm, weil’s ihr natürlich war zu bleiben, und alle Reizbarkeit des Kranken, alle seine Härte, flößten ihr nur den Wunsch ein, ihm helfen und ihn befriedigen zu können. Ob er ihr Unrecht thue, daruber sann sie gar nicht nach. Sie war zu liebevoll mit ihm beschäftigt, um an sich selbst zu denken, und grade weil’s freiwillig war, erschien ihr Alles leicht und einfach, was sie für ihn that. Sie fragte sich nicht, was sie empfinde, was später werden würde? Sie fühlte sich zufrieden in der Erfüllung einer lieben Pflicht, wenn sie den Tag beendet, und äußerte Samuel einmal ein Wort des Dankes, so kam ihr das wie eine große Freude vor.

Samuel aber, der unthätig da lag, dachte und grübelte nur um so mehr. Es war zum ersten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0254" n="244"/>
schien, da er bisweilen der widerwärtigen Lage dachte, einsam in einem Gasthof krank zu sein.</p>
        <p>                                                          Auch fochten seine Rede und seine üble Stimmung Adele gar nicht an. Sie blieb bei ihm, weil&#x2019;s ihr natürlich war zu bleiben, und alle Reizbarkeit des Kranken, alle seine Härte, flößten ihr nur den Wunsch ein, ihm helfen und ihn befriedigen zu können. Ob er ihr Unrecht thue, daruber sann sie gar nicht nach. Sie war zu liebevoll mit ihm beschäftigt, um an sich selbst zu denken, und grade weil&#x2019;s freiwillig war, erschien ihr Alles leicht und einfach, was sie für ihn that. Sie fragte sich nicht, was sie empfinde, was später werden würde? Sie fühlte sich zufrieden in der Erfüllung einer lieben Pflicht, wenn sie den Tag beendet, und äußerte Samuel einmal ein Wort des Dankes, so kam ihr das wie eine große Freude vor.</p>
        <p>                                                  Samuel aber, der unthätig da lag, dachte und grübelte nur um so mehr. Es war zum ersten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0254] schien, da er bisweilen der widerwärtigen Lage dachte, einsam in einem Gasthof krank zu sein. Auch fochten seine Rede und seine üble Stimmung Adele gar nicht an. Sie blieb bei ihm, weil’s ihr natürlich war zu bleiben, und alle Reizbarkeit des Kranken, alle seine Härte, flößten ihr nur den Wunsch ein, ihm helfen und ihn befriedigen zu können. Ob er ihr Unrecht thue, daruber sann sie gar nicht nach. Sie war zu liebevoll mit ihm beschäftigt, um an sich selbst zu denken, und grade weil’s freiwillig war, erschien ihr Alles leicht und einfach, was sie für ihn that. Sie fragte sich nicht, was sie empfinde, was später werden würde? Sie fühlte sich zufrieden in der Erfüllung einer lieben Pflicht, wenn sie den Tag beendet, und äußerte Samuel einmal ein Wort des Dankes, so kam ihr das wie eine große Freude vor. Samuel aber, der unthätig da lag, dachte und grübelte nur um so mehr. Es war zum ersten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-02-04T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-04T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/254
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/254>, abgerufen am 25.11.2024.