Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.Noch am Nachmittage ging sie aus, die Umwandlung ihrer Toilette zu bewerkstelligen. Mit einer wunderbaren Empfindung schlang sie seit Jahren wieder einmal ein hellfarbiges Band um ihren Hals, ordnete sie ihr immer noch schönes blondes Haar in gefällige Locken um ihre Stirn. Sie mußte lächeln, als sie in den Spiegel sah, und unwillkürlich drängte sich ihr die Frage auf: was wird Samuel davon sagen? Die Zeit wurde ihr lange bis zu seiner Rückkehr. Sie wollte spazieren gehen, aber es kam ihr gar zu traurig vor, wenn sie bedachte, wie heiter ihr gestriger Gang zu Zweien gewesen war. Sie gab daher die Promenade auf, und setzte sich an ihren Schreibtisch zur Arbeit nieder. Indeß sie konnte den Faden der Dichtung nicht wiederfinden, obschon sie erst vor wenig Tagen sich noch damit beschäftigt hatte. Es lag eine so mächtige Erfahrung zwischen jenem Tage und dieser Stunde[.] Alles was sie geschrieben kam Noch am Nachmittage ging sie aus, die Umwandlung ihrer Toilette zu bewerkstelligen. Mit einer wunderbaren Empfindung schlang sie seit Jahren wieder einmal ein hellfarbiges Band um ihren Hals, ordnete sie ihr immer noch schönes blondes Haar in gefällige Locken um ihre Stirn. Sie mußte lächeln, als sie in den Spiegel sah, und unwillkürlich drängte sich ihr die Frage auf: was wird Samuel davon sagen? Die Zeit wurde ihr lange bis zu seiner Rückkehr. Sie wollte spazieren gehen, aber es kam ihr gar zu traurig vor, wenn sie bedachte, wie heiter ihr gestriger Gang zu Zweien gewesen war. Sie gab daher die Promenade auf, und setzte sich an ihren Schreibtisch zur Arbeit nieder. Indeß sie konnte den Faden der Dichtung nicht wiederfinden, obschon sie erst vor wenig Tagen sich noch damit beschäftigt hatte. Es lag eine so mächtige Erfahrung zwischen jenem Tage und dieser Stunde[.] Alles was sie geschrieben kam <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0243" n="233"/> <p> Noch am Nachmittage ging sie aus, die Umwandlung ihrer Toilette zu bewerkstelligen. Mit einer wunderbaren Empfindung schlang sie seit Jahren wieder einmal ein hellfarbiges Band um ihren Hals, ordnete sie ihr immer noch schönes blondes Haar in gefällige Locken um ihre Stirn. Sie mußte lächeln, als sie in den Spiegel sah, und unwillkürlich drängte sich ihr die Frage auf: was wird Samuel davon sagen?</p> <p> Die Zeit wurde ihr lange bis zu seiner Rückkehr. Sie wollte spazieren gehen, aber es kam ihr gar zu traurig vor, wenn sie bedachte, wie heiter ihr gestriger Gang zu Zweien gewesen war. Sie gab daher die Promenade auf, und setzte sich an ihren Schreibtisch zur Arbeit nieder.</p> <p> Indeß sie konnte den Faden der Dichtung nicht wiederfinden, obschon sie erst vor wenig Tagen sich noch damit beschäftigt hatte. Es lag eine so mächtige Erfahrung zwischen jenem Tage und dieser Stunde<supplied>.</supplied> Alles was sie geschrieben kam </p> </div> </body> </text> </TEI> [233/0243]
Noch am Nachmittage ging sie aus, die Umwandlung ihrer Toilette zu bewerkstelligen. Mit einer wunderbaren Empfindung schlang sie seit Jahren wieder einmal ein hellfarbiges Band um ihren Hals, ordnete sie ihr immer noch schönes blondes Haar in gefällige Locken um ihre Stirn. Sie mußte lächeln, als sie in den Spiegel sah, und unwillkürlich drängte sich ihr die Frage auf: was wird Samuel davon sagen?
Die Zeit wurde ihr lange bis zu seiner Rückkehr. Sie wollte spazieren gehen, aber es kam ihr gar zu traurig vor, wenn sie bedachte, wie heiter ihr gestriger Gang zu Zweien gewesen war. Sie gab daher die Promenade auf, und setzte sich an ihren Schreibtisch zur Arbeit nieder.
Indeß sie konnte den Faden der Dichtung nicht wiederfinden, obschon sie erst vor wenig Tagen sich noch damit beschäftigt hatte. Es lag eine so mächtige Erfahrung zwischen jenem Tage und dieser Stunde. Alles was sie geschrieben kam
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