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Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

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waren eben keine Kinder mehr, und doch war's ihr befremdlich, doch befing es sie, daß Samuel sie holen kam, daß sie mit ihm die Reise machen sollte.

Aber es war ihr gar behaglich, daß sie nicht allein ihr Haus verließ, daß sie nicht allein zum Bahnhof kam, daß Jemand für sie sorgte. Es mahnte sie an längst entschwundene Zeiten, da Elternliebe sie umgeben hatte, und wie ein Traum der Jugend kam ein weiches Empfinden über sie. Sie forderte kleine Dienste, verlangte Auskunft, nur um es zu genießen, daß Jemand bei ihr war, zu dem sie hingehörte. Sie schien es ganz zu vergessen, wie glücklich sie sich sonst geschätzt, gar keines Beistandes zu bedürfen.

Die Reisestunden entschwanden ihnen schnell. Adele ertrug das Tabackrauchen, Samuel die geöffneten Fenster ohne alle Mühe. Er hatte für eine Frau zu sorgen, wie konnte er da an sich selber denken. Selbst die guten großen Manteltaschen

waren eben keine Kinder mehr, und doch war’s ihr befremdlich, doch befing es sie, daß Samuel sie holen kam, daß sie mit ihm die Reise machen sollte.

Aber es war ihr gar behaglich, daß sie nicht allein ihr Haus verließ, daß sie nicht allein zum Bahnhof kam, daß Jemand für sie sorgte. Es mahnte sie an längst entschwundene Zeiten, da Elternliebe sie umgeben hatte, und wie ein Traum der Jugend kam ein weiches Empfinden über sie. Sie forderte kleine Dienste, verlangte Auskunft, nur um es zu genießen, daß Jemand bei ihr war, zu dem sie hingehörte. Sie schien es ganz zu vergessen, wie glücklich sie sich sonst geschätzt, gar keines Beistandes zu bedürfen.

Die Reisestunden entschwanden ihnen schnell. Adele ertrug das Tabackrauchen, Samuel die geöffneten Fenster ohne alle Mühe. Er hatte für eine Frau zu sorgen, wie konnte er da an sich selber denken. Selbst die guten großen Manteltaschen

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[207/0217] waren eben keine Kinder mehr, und doch war’s ihr befremdlich, doch befing es sie, daß Samuel sie holen kam, daß sie mit ihm die Reise machen sollte. Aber es war ihr gar behaglich, daß sie nicht allein ihr Haus verließ, daß sie nicht allein zum Bahnhof kam, daß Jemand für sie sorgte. Es mahnte sie an längst entschwundene Zeiten, da Elternliebe sie umgeben hatte, und wie ein Traum der Jugend kam ein weiches Empfinden über sie. Sie forderte kleine Dienste, verlangte Auskunft, nur um es zu genießen, daß Jemand bei ihr war, zu dem sie hingehörte. Sie schien es ganz zu vergessen, wie glücklich sie sich sonst geschätzt, gar keines Beistandes zu bedürfen. Die Reisestunden entschwanden ihnen schnell. Adele ertrug das Tabackrauchen, Samuel die geöffneten Fenster ohne alle Mühe. Er hatte für eine Frau zu sorgen, wie konnte er da an sich selber denken. Selbst die guten großen Manteltaschen

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/217>, abgerufen am 02.05.2024.