Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.zu thun gehabt, und war nun froh, daß er's beendet hatte. Es war überhaupt eine Unruhe, ein Unbehagen über ihn gekommen. Er schlief nicht gut, träumte wüste Dinge von Reisen in die weite Welt, auf denen ihm sein armer,verstoßener, alter Mantel immer wie ein Schatten nachlief, und als er dann erwachte, war es heller Tag und hohe Zeit zum Aufbruch. Hastig fuhr er in die Kleider. Er durfte an den Mantel gar nicht denken, den er dem Wirth zur Aufbewahrung anvertraut; aber er kannte sich selbst nicht wieder, als er angekleidet noch einmal zurücksah in das Zimmer und sein Bild ihm aus dem Spiegel entgegentrat. Er kannte sich wirklich selbst nicht wieder! Er sah vortrefflich aus! Er sah ganz vortrefflich aus! Es machte ihm ordentlich Vergnügen. Keine Dame, auch die eleganteste nicht, brauchte sich seiner zu schämen! Er gefiel sich sehr, er war mit sich zufrieden, wie noch nie zuvor. Er hätte zu thun gehabt, und war nun froh, daß er’s beendet hatte. Es war überhaupt eine Unruhe, ein Unbehagen über ihn gekommen. Er schlief nicht gut, träumte wüste Dinge von Reisen in die weite Welt, auf denen ihm sein armer,verstoßener, alter Mantel immer wie ein Schatten nachlief, und als er dann erwachte, war es heller Tag und hohe Zeit zum Aufbruch. Hastig fuhr er in die Kleider. Er durfte an den Mantel gar nicht denken, den er dem Wirth zur Aufbewahrung anvertraut; aber er kannte sich selbst nicht wieder, als er angekleidet noch einmal zurücksah in das Zimmer und sein Bild ihm aus dem Spiegel entgegentrat. Er kannte sich wirklich selbst nicht wieder! Er sah vortrefflich aus! Er sah ganz vortrefflich aus! Es machte ihm ordentlich Vergnügen. Keine Dame, auch die eleganteste nicht, brauchte sich seiner zu schämen! Er gefiel sich sehr, er war mit sich zufrieden, wie noch nie zuvor. Er hätte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0215" n="205"/> zu thun gehabt, und war nun froh, daß er’s beendet hatte. Es war überhaupt eine Unruhe, ein Unbehagen über ihn gekommen. Er schlief nicht gut, träumte wüste Dinge von Reisen in die weite Welt, auf denen ihm sein armer,verstoßener, alter Mantel immer wie ein Schatten nachlief, und als er dann erwachte, war es heller Tag und hohe Zeit zum Aufbruch.</p> <p> Hastig fuhr er in die Kleider. Er durfte an den Mantel gar nicht denken, den er dem Wirth zur Aufbewahrung anvertraut; aber er kannte sich selbst nicht wieder, als er angekleidet noch einmal zurücksah in das Zimmer und sein Bild ihm aus dem Spiegel entgegentrat. Er kannte sich wirklich selbst nicht wieder! Er sah vortrefflich aus! Er sah ganz vortrefflich aus! Es machte ihm ordentlich Vergnügen. Keine Dame, auch die eleganteste nicht, brauchte sich seiner zu schämen! Er gefiel sich sehr, er war mit sich zufrieden, wie noch nie zuvor. Er hätte </p> </div> </body> </text> </TEI> [205/0215]
zu thun gehabt, und war nun froh, daß er’s beendet hatte. Es war überhaupt eine Unruhe, ein Unbehagen über ihn gekommen. Er schlief nicht gut, träumte wüste Dinge von Reisen in die weite Welt, auf denen ihm sein armer,verstoßener, alter Mantel immer wie ein Schatten nachlief, und als er dann erwachte, war es heller Tag und hohe Zeit zum Aufbruch.
Hastig fuhr er in die Kleider. Er durfte an den Mantel gar nicht denken, den er dem Wirth zur Aufbewahrung anvertraut; aber er kannte sich selbst nicht wieder, als er angekleidet noch einmal zurücksah in das Zimmer und sein Bild ihm aus dem Spiegel entgegentrat. Er kannte sich wirklich selbst nicht wieder! Er sah vortrefflich aus! Er sah ganz vortrefflich aus! Es machte ihm ordentlich Vergnügen. Keine Dame, auch die eleganteste nicht, brauchte sich seiner zu schämen! Er gefiel sich sehr, er war mit sich zufrieden, wie noch nie zuvor. Er hätte
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