jener ersten fröhlichen Reise, und diese Erinnerungen wurden so mächtig in ihm, daß sie Alles niederhielten, was sein Wohlgefallen an dem Hause hätte stören können.
Herr Willmar und die Seinen waren vor das Thor gegangen, denn man hatte Samuel erst am folgenden Tage erwartet, und er gewann also Zeit, sich in den unvergessenen Räumen umzusehen. Da standen sie noch die Büsten von Plato und Sokrates, von Shakespeare und Voltaire, von Goethe und Schiller, die ihm einst einen so göttlichen Eindruck gemacht! Da waren noch die lackirten Möbel mit den hohen Lehnen und den wunderlichen Blumen auf den Ueberzügen; aber die Farben der Möbel waren erloschen, die Büsten grau geworden, und er selber kam sich in dieser alten, heilig gehaltenen Einrichtung eben so befremdlich vor, als die einzelnen Stücke von modernerem Hausrath, welche die jüngere Frau Willmar bei ihrer Verheirathung in das
jener ersten fröhlichen Reise, und diese Erinnerungen wurden so mächtig in ihm, daß sie Alles niederhielten, was sein Wohlgefallen an dem Hause hätte stören können.
Herr Willmar und die Seinen waren vor das Thor gegangen, denn man hatte Samuel erst am folgenden Tage erwartet, und er gewann also Zeit, sich in den unvergessenen Räumen umzusehen. Da standen sie noch die Büsten von Plato und Sokrates, von Shakespeare und Voltaire, von Goethe und Schiller, die ihm einst einen so göttlichen Eindruck gemacht! Da waren noch die lackirten Möbel mit den hohen Lehnen und den wunderlichen Blumen auf den Ueberzügen; aber die Farben der Möbel waren erloschen, die Büsten grau geworden, und er selber kam sich in dieser alten, heilig gehaltenen Einrichtung eben so befremdlich vor, als die einzelnen Stücke von modernerem Hausrath, welche die jüngere Frau Willmar bei ihrer Verheirathung in das
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0021"n="11"/>
jener ersten fröhlichen Reise, und diese Erinnerungen wurden so mächtig in ihm, daß sie Alles niederhielten, was sein Wohlgefallen an dem Hause hätte stören können.</p><p> Herr Willmar und die Seinen waren vor das Thor gegangen, denn man hatte Samuel erst am folgenden Tage erwartet, und er gewann also Zeit, sich in den unvergessenen Räumen umzusehen. Da standen sie noch die Büsten von Plato und Sokrates, von Shakespeare und Voltaire, von Goethe und Schiller, die ihm einst einen so göttlichen Eindruck gemacht! Da waren noch die lackirten Möbel mit den hohen Lehnen und den wunderlichen Blumen auf den Ueberzügen; aber die Farben der Möbel waren erloschen, die Büsten grau geworden, und er selber kam sich in dieser alten, heilig gehaltenen Einrichtung eben so befremdlich vor, als die einzelnen Stücke von modernerem Hausrath, welche die jüngere Frau Willmar bei ihrer Verheirathung in das
</p></div></body></text></TEI>
[11/0021]
jener ersten fröhlichen Reise, und diese Erinnerungen wurden so mächtig in ihm, daß sie Alles niederhielten, was sein Wohlgefallen an dem Hause hätte stören können.
Herr Willmar und die Seinen waren vor das Thor gegangen, denn man hatte Samuel erst am folgenden Tage erwartet, und er gewann also Zeit, sich in den unvergessenen Räumen umzusehen. Da standen sie noch die Büsten von Plato und Sokrates, von Shakespeare und Voltaire, von Goethe und Schiller, die ihm einst einen so göttlichen Eindruck gemacht! Da waren noch die lackirten Möbel mit den hohen Lehnen und den wunderlichen Blumen auf den Ueberzügen; aber die Farben der Möbel waren erloschen, die Büsten grau geworden, und er selber kam sich in dieser alten, heilig gehaltenen Einrichtung eben so befremdlich vor, als die einzelnen Stücke von modernerem Hausrath, welche die jüngere Frau Willmar bei ihrer Verheirathung in das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie".
(2013-02-04T11:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-04T11:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/21>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.