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Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

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wurden wärmer für sie, der Buchhändler, der sie bei ihrer Ankunft vornehm zurechtgewiesen, stellte sie in seinen Zirkeln als eine Dame vor, an der er immer vielen Antheil genommen, der er die ersten Wege in der Residenz gebahnt habe, und Adele war zu gutmüthig, und auch zu müde, um die Wahrheit solcher Behauptungen auch nur innerlich zu untersuchen. Sie ließ Jeden gern gewähren, da man sie gewähren ließ.

Was sie in der Jugend erstrebt, das war ihr jetzt geworden. Sie lebte in der Residenz, war Herr ihrer Handlungen, und hatte, wenn auch keinen berühmten, so doch einen mit Theilnahme genannten Namen. Sie besaß einen angenehmen Umgang, den ihre schriftstellerischen Arbeiten ihr erworben hatten, sah wackere Männer um sich, von denen sie Belehrung mancher Art empfing, und da der Mensch nur zu gern und leicht seinen Erwerb und seinen Beruf mit einander verwechselt, so meinte Adele in ihrer litterarischen Thätigkeit

wurden wärmer für sie, der Buchhändler, der sie bei ihrer Ankunft vornehm zurechtgewiesen, stellte sie in seinen Zirkeln als eine Dame vor, an der er immer vielen Antheil genommen, der er die ersten Wege in der Residenz gebahnt habe, und Adele war zu gutmüthig, und auch zu müde, um die Wahrheit solcher Behauptungen auch nur innerlich zu untersuchen. Sie ließ Jeden gern gewähren, da man sie gewähren ließ.

Was sie in der Jugend erstrebt, das war ihr jetzt geworden. Sie lebte in der Residenz, war Herr ihrer Handlungen, und hatte, wenn auch keinen berühmten, so doch einen mit Theilnahme genannten Namen. Sie besaß einen angenehmen Umgang, den ihre schriftstellerischen Arbeiten ihr erworben hatten, sah wackere Männer um sich, von denen sie Belehrung mancher Art empfing, und da der Mensch nur zu gern und leicht seinen Erwerb und seinen Beruf mit einander verwechselt, so meinte Adele in ihrer litterarischen Thätigkeit

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[181/0191] wurden wärmer für sie, der Buchhändler, der sie bei ihrer Ankunft vornehm zurechtgewiesen, stellte sie in seinen Zirkeln als eine Dame vor, an der er immer vielen Antheil genommen, der er die ersten Wege in der Residenz gebahnt habe, und Adele war zu gutmüthig, und auch zu müde, um die Wahrheit solcher Behauptungen auch nur innerlich zu untersuchen. Sie ließ Jeden gern gewähren, da man sie gewähren ließ. Was sie in der Jugend erstrebt, das war ihr jetzt geworden. Sie lebte in der Residenz, war Herr ihrer Handlungen, und hatte, wenn auch keinen berühmten, so doch einen mit Theilnahme genannten Namen. Sie besaß einen angenehmen Umgang, den ihre schriftstellerischen Arbeiten ihr erworben hatten, sah wackere Männer um sich, von denen sie Belehrung mancher Art empfing, und da der Mensch nur zu gern und leicht seinen Erwerb und seinen Beruf mit einander verwechselt, so meinte Adele in ihrer litterarischen Thätigkeit

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/191>, abgerufen am 28.04.2024.