empfehlen sollte. Es ist Alles auf dem Lande! und wären die Leute zu Hasue, so wär's auch fast dasselbe. Liebe Freundinnen! Sie kennen die großen Städte nicht! Jeder für sich und Gott für Alle!"
"Das ist aber trostlos!" meinte die Mutter.
"Gar nicht!" entgegnete der junge Journalist, und sah sie mit seinen klaren Augen freundlich an. "Wer hier durchkommen will, der muß sich rühren und sich selber helfen. Es fragt freilich Niemand den Fremden: was fehlt Dir? was brauchst Du? -- sondern man fragt: was bist Du? was hast Du für uns? Aber wer in einer großen Stadt den Menschen nur Etwas zu bieten hat, wer Etwas ist, der fühlt sich nirgend behaglicher als hier. Wer hat, dem wird gegeben!"
"Wer aber Nichts hat, wer einsam herkommt, wie wir Beide!" wendete die Mutter bedenklich ein.
"O!" rief Holting, "Sie werden nicht lange
empfehlen sollte. Es ist Alles auf dem Lande! und wären die Leute zu Hasue, so wär’s auch fast dasselbe. Liebe Freundinnen! Sie kennen die großen Städte nicht! Jeder für sich und Gott für Alle!”
“Das ist aber trostlos!” meinte die Mutter.
“Gar nicht!” entgegnete der junge Journalist, und sah sie mit seinen klaren Augen freundlich an. “Wer hier durchkommen will, der muß sich rühren und sich selber helfen. Es fragt freilich Niemand den Fremden: was fehlt Dir? was brauchst Du? — sondern man fragt: was bist Du? was hast Du für uns? Aber wer in einer großen Stadt den Menschen nur Etwas zu bieten hat, wer Etwas ist, der fühlt sich nirgend behaglicher als hier. Wer hat, dem wird gegeben!”
“Wer aber Nichts hat, wer einsam herkommt, wie wir Beide!” wendete die Mutter bedenklich ein.
“O!” rief Holting, “Sie werden nicht lange
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0181"n="171"/>
empfehlen sollte. Es ist Alles auf dem Lande! und wären die Leute zu Hasue, so wär’s auch fast dasselbe. Liebe Freundinnen! Sie kennen die großen Städte nicht! Jeder für sich und Gott für Alle!”</p><p>“Das ist aber trostlos!” meinte die Mutter.</p><p>“Gar nicht!” entgegnete der junge Journalist, und sah sie mit seinen klaren Augen freundlich an. “Wer hier durchkommen will, der muß sich rühren und sich selber helfen. Es fragt freilich Niemand den Fremden: was fehlt Dir? was brauchst Du? — sondern man fragt: was bist Du? was hast Du für uns? Aber wer in einer großen Stadt den Menschen nur Etwas zu bieten hat, wer Etwas ist, der fühlt sich nirgend behaglicher als hier. Wer hat, dem wird gegeben!”</p><p>“Wer aber Nichts hat, wer einsam herkommt, wie wir Beide!” wendete die Mutter bedenklich ein.</p><p>“O!” rief Holting, “Sie werden nicht lange
</p></div></body></text></TEI>
[171/0181]
empfehlen sollte. Es ist Alles auf dem Lande! und wären die Leute zu Hasue, so wär’s auch fast dasselbe. Liebe Freundinnen! Sie kennen die großen Städte nicht! Jeder für sich und Gott für Alle!”
“Das ist aber trostlos!” meinte die Mutter.
“Gar nicht!” entgegnete der junge Journalist, und sah sie mit seinen klaren Augen freundlich an. “Wer hier durchkommen will, der muß sich rühren und sich selber helfen. Es fragt freilich Niemand den Fremden: was fehlt Dir? was brauchst Du? — sondern man fragt: was bist Du? was hast Du für uns? Aber wer in einer großen Stadt den Menschen nur Etwas zu bieten hat, wer Etwas ist, der fühlt sich nirgend behaglicher als hier. Wer hat, dem wird gegeben!”
“Wer aber Nichts hat, wer einsam herkommt, wie wir Beide!” wendete die Mutter bedenklich ein.
“O!” rief Holting, “Sie werden nicht lange
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie".
(2013-02-04T11:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-04T11:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/181>, abgerufen am 26.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.