Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.von diesem Vorschlage Nichts wissen. Sie hatte früher die Nothwendigkeit des Verkaufs der Grundstücke vielfach eingeräumt, jetzt betrachtete sie denselben als die Ursache von Willmar's Tode, als die Ursache vom Untergange des Geschäftes; und trotz aller Gegenvorstellungen ihrer Tochter, beharrte sie bei dem Vorsatz, ihr letztes Habe selbst zu verwalten, und es in keinem Falle den kaufmännischen Unternehmungen eines Mannes zu überlassen, dessen gewaltsame Handlungen sie zu ihrem Nachtheil kennen gelernt zu haben meinte. Samuel, so bescheiden und selbstlos er auch war, konnte dies kränkende Mißtrauen, diesen ungerechten Vorwurf nicht verschmerzen. Er hatte nicht darauf gerechnet, das Erbe der Frauen in sein Geschäft zu ziehen, aber es war ihm eine Herzens-- und Ehrensache gewesen, das Schwergerettete für sie zu verwehrten. Er beklagte sich nicht über Frau Willmar, er suchte Adele sogar zu beruhigen über das Unrecht, das ihm geschah, aber wo er von diesem Vorschlage Nichts wissen. Sie hatte früher die Nothwendigkeit des Verkaufs der Grundstücke vielfach eingeräumt, jetzt betrachtete sie denselben als die Ursache von Willmar’s Tode, als die Ursache vom Untergange des Geschäftes; und trotz aller Gegenvorstellungen ihrer Tochter, beharrte sie bei dem Vorsatz, ihr letztes Habe selbst zu verwalten, und es in keinem Falle den kaufmännischen Unternehmungen eines Mannes zu überlassen, dessen gewaltsame Handlungen sie zu ihrem Nachtheil kennen gelernt zu haben meinte. Samuel, so bescheiden und selbstlos er auch war, konnte dies kränkende Mißtrauen, diesen ungerechten Vorwurf nicht verschmerzen. Er hatte nicht darauf gerechnet, das Erbe der Frauen in sein Geschäft zu ziehen, aber es war ihm eine Herzens— und Ehrensache gewesen, das Schwergerettete für sie zu verwehrten. Er beklagte sich nicht über Frau Willmar, er suchte Adele sogar zu beruhigen über das Unrecht, das ihm geschah, aber wo er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0163" n="153"/> von diesem Vorschlage Nichts wissen. Sie hatte früher die Nothwendigkeit des Verkaufs der Grundstücke vielfach eingeräumt, jetzt betrachtete sie denselben als die Ursache von Willmar’s Tode, als die Ursache vom Untergange des Geschäftes; und trotz aller Gegenvorstellungen ihrer Tochter, beharrte sie bei dem Vorsatz, ihr letztes Habe selbst zu verwalten, und es in keinem Falle den kaufmännischen Unternehmungen eines Mannes zu überlassen, dessen gewaltsame Handlungen sie zu ihrem Nachtheil kennen gelernt zu haben meinte.</p> <p> Samuel, so bescheiden und selbstlos er auch war, konnte dies kränkende Mißtrauen, diesen ungerechten Vorwurf nicht verschmerzen. Er hatte nicht darauf gerechnet, das Erbe der Frauen in sein Geschäft zu ziehen, aber es war ihm eine Herzens— und Ehrensache gewesen, das Schwergerettete für sie zu verwehrten. Er beklagte sich nicht über Frau Willmar, er suchte Adele sogar zu beruhigen über das Unrecht, das ihm geschah, aber wo er </p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0163]
von diesem Vorschlage Nichts wissen. Sie hatte früher die Nothwendigkeit des Verkaufs der Grundstücke vielfach eingeräumt, jetzt betrachtete sie denselben als die Ursache von Willmar’s Tode, als die Ursache vom Untergange des Geschäftes; und trotz aller Gegenvorstellungen ihrer Tochter, beharrte sie bei dem Vorsatz, ihr letztes Habe selbst zu verwalten, und es in keinem Falle den kaufmännischen Unternehmungen eines Mannes zu überlassen, dessen gewaltsame Handlungen sie zu ihrem Nachtheil kennen gelernt zu haben meinte.
Samuel, so bescheiden und selbstlos er auch war, konnte dies kränkende Mißtrauen, diesen ungerechten Vorwurf nicht verschmerzen. Er hatte nicht darauf gerechnet, das Erbe der Frauen in sein Geschäft zu ziehen, aber es war ihm eine Herzens— und Ehrensache gewesen, das Schwergerettete für sie zu verwehrten. Er beklagte sich nicht über Frau Willmar, er suchte Adele sogar zu beruhigen über das Unrecht, das ihm geschah, aber wo er
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