Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.gaukelten über seinem Haupte, und eine der schlanken, grünen Eidechsen, die der Sonnenschein hervorgelockt, glitt leise über seinen Arm, hielt still auf seiner Hand, und sah Adele mit den klugen, klaren Augen an, als frage sie, weshalb sie komme, den Schläfer zu stören? "Daß er's nicht merkt!" dachte Adele, als sie die kleine Lacerte gewahrte, und wollte hinzutreten, das Thierchen zu verscheuchen, und dem Vater leise die Mütze aufzusetzen, da fiel ihr plötzlich ein fremder Zug, ein Ungewohntes in des Vaters stillen Zügen auf. "Vater!" rief sie bange, "Vater!" wiederholte sie noch ängstlicher und nahm sein Haupt in ihre Hände, um mit dem Aufschrei: "Herr Gott, mein Vater!" in die Knie zu stürzen. Willmar hatte still geendet. Unter den Bäumen, die am Tage seiner Geburt gepflanzt worden, unter denen der Knabe gespielt, der Mann sich gefreut, war er sanft und friedlich eingeschlafen gaukelten über seinem Haupte, und eine der schlanken, grünen Eidechsen, die der Sonnenschein hervorgelockt, glitt leise über seinen Arm, hielt still auf seiner Hand, und sah Adele mit den klugen, klaren Augen an, als frage sie, weshalb sie komme, den Schläfer zu stören? “Daß er’s nicht merkt!” dachte Adele, als sie die kleine Lacerte gewahrte, und wollte hinzutreten, das Thierchen zu verscheuchen, und dem Vater leise die Mütze aufzusetzen, da fiel ihr plötzlich ein fremder Zug, ein Ungewohntes in des Vaters stillen Zügen auf. “Vater!” rief sie bange, “Vater!” wiederholte sie noch ängstlicher und nahm sein Haupt in ihre Hände, um mit dem Aufschrei: “Herr Gott, mein Vater!” in die Knie zu stürzen. Willmar hatte still geendet. Unter den Bäumen, die am Tage seiner Geburt gepflanzt worden, unter denen der Knabe gespielt, der Mann sich gefreut, war er sanft und friedlich eingeschlafen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0156" n="146"/> gaukelten über seinem Haupte, und eine der schlanken, grünen Eidechsen, die der Sonnenschein hervorgelockt, glitt leise über seinen Arm, hielt still auf seiner Hand, und sah Adele mit den klugen, klaren Augen an, als frage sie, weshalb sie komme, den Schläfer zu stören?</p> <p> “Daß er’s nicht merkt!” dachte Adele, als sie die kleine Lacerte gewahrte, und wollte hinzutreten, das Thierchen zu verscheuchen, und dem Vater leise die Mütze aufzusetzen, da fiel ihr plötzlich ein fremder Zug, ein Ungewohntes in des Vaters stillen Zügen auf.</p> <p> “Vater!” rief sie bange, “Vater!” wiederholte sie noch ängstlicher und nahm sein Haupt in ihre Hände, um mit dem Aufschrei: “Herr Gott, mein Vater!” in die Knie zu stürzen.</p> <p> Willmar hatte still geendet. Unter den Bäumen, die am Tage seiner Geburt gepflanzt worden, unter denen der Knabe gespielt, der Mann sich gefreut, war er sanft und friedlich eingeschlafen </p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0156]
gaukelten über seinem Haupte, und eine der schlanken, grünen Eidechsen, die der Sonnenschein hervorgelockt, glitt leise über seinen Arm, hielt still auf seiner Hand, und sah Adele mit den klugen, klaren Augen an, als frage sie, weshalb sie komme, den Schläfer zu stören?
“Daß er’s nicht merkt!” dachte Adele, als sie die kleine Lacerte gewahrte, und wollte hinzutreten, das Thierchen zu verscheuchen, und dem Vater leise die Mütze aufzusetzen, da fiel ihr plötzlich ein fremder Zug, ein Ungewohntes in des Vaters stillen Zügen auf.
“Vater!” rief sie bange, “Vater!” wiederholte sie noch ängstlicher und nahm sein Haupt in ihre Hände, um mit dem Aufschrei: “Herr Gott, mein Vater!” in die Knie zu stürzen.
Willmar hatte still geendet. Unter den Bäumen, die am Tage seiner Geburt gepflanzt worden, unter denen der Knabe gespielt, der Mann sich gefreut, war er sanft und friedlich eingeschlafen
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