Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.mehr als er es gedacht. Adele jammerte ihn, während die leidenschaftliche Empfindung ihrer Liebe ihn rührte, die sich in dem Werke verrieth, und niedergeschlagen fragte er sich, als er das Buch tief in der Nacht beendet hatte: "Warum liebt sie grade ihn? -- Was wird aus ihr werden?" Am anderen Tage war es die lobende Kritik die er zu sehen verlangte. Er mochte sie nicht von Adele fordern, und ging in das Kaffehaus, sie dort zu lesen. Ein junger Mann, der Redacteur des Wochenblattes, legte sie eben aus der Hand. "Hellwig spendet ja dem Romane Ihrer Cousine großes Lob!" sagte er lächelnd und reichte Samuel das Journal. "Meiner Cousine?" fragte dieser; "was soll das heißen?" "Pardon!" entgegnete der Andere, "ich wußte nicht, daß die Familie die Anonymität aufrecht zu halten denkt. Ich habe also Nichts gesagt, mehr als er es gedacht. Adele jammerte ihn, während die leidenschaftliche Empfindung ihrer Liebe ihn rührte, die sich in dem Werke verrieth, und niedergeschlagen fragte er sich, als er das Buch tief in der Nacht beendet hatte: “Warum liebt sie grade ihn? — Was wird aus ihr werden?” Am anderen Tage war es die lobende Kritik die er zu sehen verlangte. Er mochte sie nicht von Adele fordern, und ging in das Kaffehaus, sie dort zu lesen. Ein junger Mann, der Redacteur des Wochenblattes, legte sie eben aus der Hand. “Hellwig spendet ja dem Romane Ihrer Cousine großes Lob!” sagte er lächelnd und reichte Samuel das Journal. “Meiner Cousine?” fragte dieser; “was soll das heißen?” “Pardon!” entgegnete der Andere, “ich wußte nicht, daß die Familie die Anonymität aufrecht zu halten denkt. Ich habe also Nichts gesagt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="112"/> mehr als er es gedacht. Adele jammerte ihn, während die leidenschaftliche Empfindung ihrer Liebe ihn rührte, die sich in dem Werke verrieth, und niedergeschlagen fragte er sich, als er das Buch tief in der Nacht beendet hatte: “Warum liebt sie grade ihn? — Was wird aus ihr werden?”</p> <p> Am anderen Tage war es die lobende Kritik die er zu sehen verlangte. Er mochte sie nicht von Adele fordern, und ging in das Kaffehaus, sie dort zu lesen. Ein junger Mann, der Redacteur des Wochenblattes, legte sie eben aus der Hand.</p> <p> “Hellwig spendet ja dem Romane Ihrer Cousine großes Lob!” sagte er lächelnd und reichte Samuel das Journal.</p> <p> “Meiner Cousine?” fragte dieser; “was soll das heißen?”</p> <p> “Pardon!” entgegnete der Andere, “ich wußte nicht, daß die Familie die Anonymität aufrecht zu halten denkt. Ich habe also Nichts gesagt, </p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0122]
mehr als er es gedacht. Adele jammerte ihn, während die leidenschaftliche Empfindung ihrer Liebe ihn rührte, die sich in dem Werke verrieth, und niedergeschlagen fragte er sich, als er das Buch tief in der Nacht beendet hatte: “Warum liebt sie grade ihn? — Was wird aus ihr werden?”
Am anderen Tage war es die lobende Kritik die er zu sehen verlangte. Er mochte sie nicht von Adele fordern, und ging in das Kaffehaus, sie dort zu lesen. Ein junger Mann, der Redacteur des Wochenblattes, legte sie eben aus der Hand.
“Hellwig spendet ja dem Romane Ihrer Cousine großes Lob!” sagte er lächelnd und reichte Samuel das Journal.
“Meiner Cousine?” fragte dieser; “was soll das heißen?”
“Pardon!” entgegnete der Andere, “ich wußte nicht, daß die Familie die Anonymität aufrecht zu halten denkt. Ich habe also Nichts gesagt,
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