Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

es hatte fest in ihm gestanden, daß sie seine Frau nicht werden könne, nicht werden solle, selbst wenn sie zu der Einsicht käme, daß ihre Liebe für Hellwig eine Verblendung gewesen sei. Jetzt, da er sie vor sich sah, da sie ihn so freundlich anblickte, da Alles so zufrieden und so heiter schien, ging das Herz ihm auf.

Er konnte nicht sagen, was ihn bewegte, es war Alles zu schnell, zu unerwartet über ihn gekommen. Nicht einmal die Hand ergriff er, welche Adele ihm darbot. Er sah sie und die Eltern ganz verwundert an und sagte dann kopfschüttelnd: "Es ist mir unglaublich!" -- aber wer darauf achtete, konnte die Bewegung seines Herzens in den Worten hören.

"O!" rief Adele, "daß Sie grade Sie, Cousin! nun dennoch an mich glauben müssen, der Sie mir alle Fähigkeit, alles Talent so abgesprochen haben, das ist nebenher noch meine ganz besondere Freude."

es hatte fest in ihm gestanden, daß sie seine Frau nicht werden könne, nicht werden solle, selbst wenn sie zu der Einsicht käme, daß ihre Liebe für Hellwig eine Verblendung gewesen sei. Jetzt, da er sie vor sich sah, da sie ihn so freundlich anblickte, da Alles so zufrieden und so heiter schien, ging das Herz ihm auf.

Er konnte nicht sagen, was ihn bewegte, es war Alles zu schnell, zu unerwartet über ihn gekommen. Nicht einmal die Hand ergriff er, welche Adele ihm darbot. Er sah sie und die Eltern ganz verwundert an und sagte dann kopfschüttelnd: “Es ist mir unglaublich!” — aber wer darauf achtete, konnte die Bewegung seines Herzens in den Worten hören.

“O!” rief Adele, “daß Sie grade Sie, Cousin! nun dennoch an mich glauben müssen, der Sie mir alle Fähigkeit, alles Talent so abgesprochen haben, das ist nebenher noch meine ganz besondere Freude.”

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0114" n="104"/>
es hatte fest in ihm gestanden, daß sie seine Frau nicht werden könne, nicht werden solle, selbst wenn sie zu der Einsicht käme, daß ihre Liebe für Hellwig eine Verblendung gewesen sei. Jetzt, da er sie vor sich sah, da sie ihn so freundlich anblickte, da Alles so zufrieden und so heiter schien, ging das Herz ihm auf.</p>
        <p>                         Er konnte nicht sagen, was ihn bewegte, es war Alles zu schnell, zu unerwartet über ihn gekommen. Nicht einmal die Hand ergriff er, welche Adele ihm darbot. Er sah sie und die Eltern ganz verwundert an und sagte dann kopfschüttelnd: &#x201C;Es ist mir unglaublich!&#x201D; &#x2014; aber wer darauf achtete, konnte die Bewegung seines Herzens in den Worten hören.</p>
        <p>                 &#x201C;O!&#x201D; rief Adele, &#x201C;daß Sie grade Sie, Cousin! nun dennoch an mich glauben müssen, der Sie mir alle Fähigkeit, alles Talent so abgesprochen haben, das ist nebenher noch meine ganz besondere Freude.&#x201D;                     </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0114] es hatte fest in ihm gestanden, daß sie seine Frau nicht werden könne, nicht werden solle, selbst wenn sie zu der Einsicht käme, daß ihre Liebe für Hellwig eine Verblendung gewesen sei. Jetzt, da er sie vor sich sah, da sie ihn so freundlich anblickte, da Alles so zufrieden und so heiter schien, ging das Herz ihm auf. Er konnte nicht sagen, was ihn bewegte, es war Alles zu schnell, zu unerwartet über ihn gekommen. Nicht einmal die Hand ergriff er, welche Adele ihm darbot. Er sah sie und die Eltern ganz verwundert an und sagte dann kopfschüttelnd: “Es ist mir unglaublich!” — aber wer darauf achtete, konnte die Bewegung seines Herzens in den Worten hören. “O!” rief Adele, “daß Sie grade Sie, Cousin! nun dennoch an mich glauben müssen, der Sie mir alle Fähigkeit, alles Talent so abgesprochen haben, das ist nebenher noch meine ganz besondere Freude.”

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-02-04T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-04T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/114
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/114>, abgerufen am 01.05.2024.