Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.sich's in der Ecke des Postwagens überlegte. Er hatte sich Adele nie als Hausfrau, geschweige denn als seine Frau gedacht, und da er's that, schreckte er vor der Vorstellung zurück. Er mochte nicht der Mann einer Schriftstellerin werden, denn eine berühmte Frau kam ihm wie eine drückende Last, eine unbedeutende, vom Publikum nicht geachtete, von der Kritik getadelte Schrifstellerin, als das größte Unglück eines Mannes vor. "Gott soll mich davor bewahren!" rief er aus, so daß der einzige, neben ihm sitzende Passagier ihn verwundert und lächelnd ansah. "Bloß daran zu denken," sagte sich Samuel, "macht einen vernünftigen Menschen schon lächerlich, wie ich eben merke. Sie müßte sich's aus dem Sinne schlagen, den litterarischen Beruf, und das wird sie nicht! das wird sie nicht! Also muß ich's mir aus dem Sinne schlagen! Fort mit dem tollen sich’s in der Ecke des Postwagens überlegte. Er hatte sich Adele nie als Hausfrau, geschweige denn als seine Frau gedacht, und da er’s that, schreckte er vor der Vorstellung zurück. Er mochte nicht der Mann einer Schriftstellerin werden, denn eine berühmte Frau kam ihm wie eine drückende Last, eine unbedeutende, vom Publikum nicht geachtete, von der Kritik getadelte Schrifstellerin, als das größte Unglück eines Mannes vor. “Gott soll mich davor bewahren!” rief er aus, so daß der einzige, neben ihm sitzende Passagier ihn verwundert und lächelnd ansah. “Bloß daran zu denken,” sagte sich Samuel, “macht einen vernünftigen Menschen schon lächerlich, wie ich eben merke. Sie müßte sich’s aus dem Sinne schlagen, den litterarischen Beruf, und das wird sie nicht! das wird sie nicht! Also muß ich’s mir aus dem Sinne schlagen! Fort mit dem tollen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="98"/> sich’s in der Ecke des Postwagens überlegte.</p> <p> Er hatte sich Adele nie als Hausfrau, geschweige denn als seine Frau gedacht, und da er’s that, schreckte er vor der Vorstellung zurück. Er mochte nicht der Mann einer Schriftstellerin werden, denn eine berühmte Frau kam ihm wie eine drückende Last, eine unbedeutende, vom Publikum nicht geachtete, von der Kritik getadelte Schrifstellerin, als das größte Unglück eines Mannes vor.</p> <p> “Gott soll mich davor bewahren!” rief er aus, so daß der einzige, neben ihm sitzende Passagier ihn verwundert und lächelnd ansah.</p> <p> “Bloß daran zu denken,” sagte sich Samuel, “macht einen vernünftigen Menschen schon lächerlich, wie ich eben merke. Sie müßte sich’s aus dem Sinne schlagen, den litterarischen Beruf, und das wird sie nicht! das wird sie nicht! Also muß ich’s mir aus dem Sinne schlagen! Fort mit dem tollen </p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0108]
sich’s in der Ecke des Postwagens überlegte.
Er hatte sich Adele nie als Hausfrau, geschweige denn als seine Frau gedacht, und da er’s that, schreckte er vor der Vorstellung zurück. Er mochte nicht der Mann einer Schriftstellerin werden, denn eine berühmte Frau kam ihm wie eine drückende Last, eine unbedeutende, vom Publikum nicht geachtete, von der Kritik getadelte Schrifstellerin, als das größte Unglück eines Mannes vor.
“Gott soll mich davor bewahren!” rief er aus, so daß der einzige, neben ihm sitzende Passagier ihn verwundert und lächelnd ansah.
“Bloß daran zu denken,” sagte sich Samuel, “macht einen vernünftigen Menschen schon lächerlich, wie ich eben merke. Sie müßte sich’s aus dem Sinne schlagen, den litterarischen Beruf, und das wird sie nicht! das wird sie nicht! Also muß ich’s mir aus dem Sinne schlagen! Fort mit dem tollen
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