Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.dafür, daß es ohne sein Wissen und Willen sich in Liebe verwandelt hatte. Am besten war es, er vermied es für's Erste ganz, den Hausgenossen zu begegnen. Die Michaelismesse war vor der Thür. Er sollte am Donnerstage nach Leipzig gehen. Jetzt war's Dienstag früh. Alles war für seine Reise vorbereitet, grade darum hatte er die Aufnahme in der Fabrik am vorigen Tage noch zu vollenden gewünscht; jetzt konnte er zu jeder Stunde fort. Er brauchte nur das Verlangen vorzuschützen, seinen Vater auf der Reise zu besuchen, um auf einem schicklichen Auswege das Haus gleich heute zu verlassen. Wußten Adelens Eltern dann auch schon, was zwischen ihm und ihrer Tochter vorgegangen, so war's doch eben mit einem kurzen Abschied abgethan, er gewann Zeit, sich die Sache innerlich zurecht zu legen, und Adele -- Adele würde sie und ihn ja bald genug vergessen haben. Als er den Entschluß gefaßt hatte, war es dafür, daß es ohne sein Wissen und Willen sich in Liebe verwandelt hatte. Am besten war es, er vermied es für’s Erste ganz, den Hausgenossen zu begegnen. Die Michaelismesse war vor der Thür. Er sollte am Donnerstage nach Leipzig gehen. Jetzt war’s Dienstag früh. Alles war für seine Reise vorbereitet, grade darum hatte er die Aufnahme in der Fabrik am vorigen Tage noch zu vollenden gewünscht; jetzt konnte er zu jeder Stunde fort. Er brauchte nur das Verlangen vorzuschützen, seinen Vater auf der Reise zu besuchen, um auf einem schicklichen Auswege das Haus gleich heute zu verlassen. Wußten Adelens Eltern dann auch schon, was zwischen ihm und ihrer Tochter vorgegangen, so war’s doch eben mit einem kurzen Abschied abgethan, er gewann Zeit, sich die Sache innerlich zurecht zu legen, und Adele — Adele würde sie und ihn ja bald genug vergessen haben. Als er den Entschluß gefaßt hatte, war es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0104" n="94"/> dafür, daß es ohne sein Wissen und Willen sich in Liebe verwandelt hatte.</p> <p> Am besten war es, er vermied es für’s Erste ganz, den Hausgenossen zu begegnen. Die Michaelismesse war vor der Thür. Er sollte am Donnerstage nach Leipzig gehen. Jetzt war’s Dienstag früh. Alles war für seine Reise vorbereitet, grade darum hatte er die Aufnahme in der Fabrik am vorigen Tage noch zu vollenden gewünscht; jetzt konnte er zu jeder Stunde fort. Er brauchte nur das Verlangen vorzuschützen, seinen Vater auf der Reise zu besuchen, um auf einem schicklichen Auswege das Haus gleich heute zu verlassen. Wußten Adelens Eltern dann auch schon, was zwischen ihm und ihrer Tochter vorgegangen, so war’s doch eben mit einem kurzen Abschied abgethan, er gewann Zeit, sich die Sache innerlich zurecht zu legen, und Adele — Adele würde sie und ihn ja bald genug vergessen haben.</p> <p> Als er den Entschluß gefaßt hatte, war es </p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0104]
dafür, daß es ohne sein Wissen und Willen sich in Liebe verwandelt hatte.
Am besten war es, er vermied es für’s Erste ganz, den Hausgenossen zu begegnen. Die Michaelismesse war vor der Thür. Er sollte am Donnerstage nach Leipzig gehen. Jetzt war’s Dienstag früh. Alles war für seine Reise vorbereitet, grade darum hatte er die Aufnahme in der Fabrik am vorigen Tage noch zu vollenden gewünscht; jetzt konnte er zu jeder Stunde fort. Er brauchte nur das Verlangen vorzuschützen, seinen Vater auf der Reise zu besuchen, um auf einem schicklichen Auswege das Haus gleich heute zu verlassen. Wußten Adelens Eltern dann auch schon, was zwischen ihm und ihrer Tochter vorgegangen, so war’s doch eben mit einem kurzen Abschied abgethan, er gewann Zeit, sich die Sache innerlich zurecht zu legen, und Adele — Adele würde sie und ihn ja bald genug vergessen haben.
Als er den Entschluß gefaßt hatte, war es
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