Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805. Ulysses. Du würdest, edle Jungfrau, sähest du Das Lager nur mit eignen Augen an, Das Treiben und das Wogen überall Der Männer und der Schiffe staunend sehn, Und in der Muße selbst, fürwahr, die Ruh' Vermissen. Denn was oft der Wanderer, Auf langer Reise, hier und dort nur sieht, In Städten und in Ländern fern zerstreut, Das würdest du, von einer Höh' zumal, Mit einem Blick umfassen; wie von Künstlers Hand, Auf einem prächt'gen Teppich, mit der Farben Glanz Gezaubert, unserm Aug' im kleinen Raum, Ein reiches, mannichfalt'ges Bild sich zeigt. Iphigenia. Wenn euch die Eil' nicht dränget, ihr nicht zürnt Der Neugier eines unerfahrnen Mädchens, Ulysses. Du wuͤrdest, edle Jungfrau, saͤhest du Das Lager nur mit eignen Augen an, Das Treiben und das Wogen uͤberall Der Maͤnner und der Schiffe staunend sehn, Und in der Muße selbst, fuͤrwahr, die Ruh' Vermissen. Denn was oft der Wanderer, Auf langer Reise, hier und dort nur sieht, In Staͤdten und in Laͤndern fern zerstreut, Das wuͤrdest du, von einer Hoͤh' zumal, Mit einem Blick umfassen; wie von Kuͤnstlers Hand, Auf einem praͤcht'gen Teppich, mit der Farben Glanz Gezaubert, unserm Aug' im kleinen Raum, Ein reiches, mannichfalt'ges Bild sich zeigt. Iphigenia. Wenn euch die Eil' nicht draͤnget, ihr nicht zuͤrnt Der Neugier eines unerfahrnen Maͤdchens, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0075" n="67"/> <sp who="#ULY"> <speaker><hi rendition="#g">Ulysses</hi>.</speaker><lb/> <p>Du wuͤrdest, edle Jungfrau, saͤhest du<lb/> Das Lager nur mit eignen Augen an,<lb/> Das Treiben und das Wogen uͤberall<lb/> Der Maͤnner und der Schiffe staunend sehn,<lb/> Und in der Muße selbst, fuͤrwahr, die Ruh'<lb/> Vermissen. Denn was oft der Wanderer,<lb/> Auf langer Reise, hier und dort nur sieht,<lb/> In Staͤdten und in Laͤndern fern zerstreut,<lb/> Das wuͤrdest du, von einer Hoͤh' zumal,<lb/> Mit <hi rendition="#g">einem</hi> Blick umfassen; wie von Kuͤnstlers<lb/> Hand,<lb/> Auf einem praͤcht'gen Teppich, mit der Farben<lb/> Glanz<lb/> Gezaubert, unserm Aug' im kleinen Raum,<lb/> Ein reiches, mannichfalt'ges Bild sich zeigt.</p> </sp><lb/> <sp who="#IPH"> <speaker><hi rendition="#g">Iphigenia</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn euch die Eil' nicht draͤnget, ihr nicht zuͤrnt<lb/> Der Neugier eines unerfahrnen Maͤdchens,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0075]
Ulysses.
Du wuͤrdest, edle Jungfrau, saͤhest du
Das Lager nur mit eignen Augen an,
Das Treiben und das Wogen uͤberall
Der Maͤnner und der Schiffe staunend sehn,
Und in der Muße selbst, fuͤrwahr, die Ruh'
Vermissen. Denn was oft der Wanderer,
Auf langer Reise, hier und dort nur sieht,
In Staͤdten und in Laͤndern fern zerstreut,
Das wuͤrdest du, von einer Hoͤh' zumal,
Mit einem Blick umfassen; wie von Kuͤnstlers
Hand,
Auf einem praͤcht'gen Teppich, mit der Farben
Glanz
Gezaubert, unserm Aug' im kleinen Raum,
Ein reiches, mannichfalt'ges Bild sich zeigt.
Iphigenia.
Wenn euch die Eil' nicht draͤnget, ihr nicht zuͤrnt
Der Neugier eines unerfahrnen Maͤdchens,
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Zitationshilfe: | Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/levezow_iphigenia_1805/75>, abgerufen am 16.02.2025. |