Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite
Vertraut. Dort glänzt des Sieges Lorber mir
Auf Troja's Trümmern; dort erwartet mein
Ein großer Ruhm, der mich und mein Geschlecht
Verherrlichen, erheben wird. - Doch hier -
Hier seh' ich - weh! - vom eignen Blut be-
spritzt
Und rauchend den Altar! - von Vaters Hand
Geschlachtet das geliebte Kind! - In mein
Herz dringt der Opferstahl, und ewig wird
Die Wunde bluten, die ich selbst mir schlug! -
Er versinkt in tiefes Nachdenken
Zwar dämmert mir ein mattes Hoffnungslicht
Aus des Orakels Spruch entgegen; - leben soll
Die sonst dem Tod Geweihte - leben; -
Soll -
Wenn neue Tücken nicht das Schicksal ihr
Ersinnt, nicht unaufhörlich sie verfolgt -
In Liebe führen an des Helden Arm,
Dem schon in Mars Gefilden Lorber grünt,
Soll führen sie ein Leben, wie es einst
Vertraut. Dort glaͤnzt des Sieges Lorber mir
Auf Troja's Truͤmmern; dort erwartet mein
Ein großer Ruhm, der mich und mein Geschlecht
Verherrlichen, erheben wird. – Doch hier
Hier seh' ich – weh! – vom eignen Blut be-
spritzt
Und rauchend den Altar! – von Vaters Hand
Geschlachtet das geliebte Kind! – In mein
Herz dringt der Opferstahl, und ewig wird
Die Wunde bluten, die ich selbst mir schlug! –
Er versinkt in tiefes Nachdenken
Zwar daͤmmert mir ein mattes Hoffnungslicht
Aus des Orakels Spruch entgegen; – leben soll
Die sonst dem Tod Geweihte – leben; –
Soll –
Wenn neue Tuͤcken nicht das Schicksal ihr
Ersinnt, nicht unaufhoͤrlich sie verfolgt –
In Liebe fuͤhren an des Helden Arm,
Dem schon in Mars Gefilden Lorber gruͤnt,
Soll fuͤhren sie ein Leben, wie es einst
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#AGA">
            <p><pb facs="#f0049" n="41"/>
Vertraut. Dort gla&#x0364;nzt des Sieges Lorber mir<lb/>
Auf Troja's Tru&#x0364;mmern; dort erwartet mein<lb/>
Ein großer Ruhm, der mich und mein Geschlecht<lb/>
Verherrlichen, erheben wird. &#x2013; Doch <hi rendition="#g">hier</hi> &#x2013; <hi rendition="#g"><lb/>
Hier</hi> seh' ich &#x2013; weh! &#x2013; vom eignen Blut be-<lb/>
spritzt<lb/>
Und rauchend den Altar! &#x2013; von Vaters Hand<lb/>
Geschlachtet das geliebte Kind! &#x2013; In <hi rendition="#g">mein</hi><lb/>
Herz dringt der Opferstahl, und ewig wird<lb/>
Die Wunde bluten, die ich selbst mir schlug! &#x2013;<lb/><stage>Er versinkt in tiefes Nachdenken</stage><lb/>
Zwar da&#x0364;mmert mir ein mattes Hoffnungslicht<lb/>
Aus des Orakels Spruch entgegen; &#x2013; leben soll<lb/>
Die sonst dem Tod Geweihte &#x2013; <hi rendition="#g">leben</hi>; &#x2013;<lb/>
Soll &#x2013;<lb/>
Wenn neue Tu&#x0364;cken nicht das Schicksal ihr<lb/>
Ersinnt, nicht unaufho&#x0364;rlich sie verfolgt &#x2013;<lb/>
In Liebe fu&#x0364;hren an des Helden Arm,<lb/>
Dem schon in Mars Gefilden Lorber gru&#x0364;nt,<lb/>
Soll fu&#x0364;hren sie ein Leben, wie es einst<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0049] Vertraut. Dort glaͤnzt des Sieges Lorber mir Auf Troja's Truͤmmern; dort erwartet mein Ein großer Ruhm, der mich und mein Geschlecht Verherrlichen, erheben wird. – Doch hier – Hier seh' ich – weh! – vom eignen Blut be- spritzt Und rauchend den Altar! – von Vaters Hand Geschlachtet das geliebte Kind! – In mein Herz dringt der Opferstahl, und ewig wird Die Wunde bluten, die ich selbst mir schlug! – Er versinkt in tiefes Nachdenken Zwar daͤmmert mir ein mattes Hoffnungslicht Aus des Orakels Spruch entgegen; – leben soll Die sonst dem Tod Geweihte – leben; – Soll – Wenn neue Tuͤcken nicht das Schicksal ihr Ersinnt, nicht unaufhoͤrlich sie verfolgt – In Liebe fuͤhren an des Helden Arm, Dem schon in Mars Gefilden Lorber gruͤnt, Soll fuͤhren sie ein Leben, wie es einst

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/levezow_iphigenia_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/levezow_iphigenia_1805/49
Zitationshilfe: Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/levezow_iphigenia_1805/49>, abgerufen am 25.11.2024.